Ein neuer Lockdown light kommt: Bund und Länder haben am Mittwoch ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen, um die dramatischen Corona-Zahlen in den Griff zu bekommen. Die bundesweiten Maßnahmen sollen am Montag in Kraft treten und bis Ende November gelten.
Vor allem die gebeutelte Gastronomie-Branche trifft es hart. Denn die Beschlüsse sehen vor: Restaurants, Bars, Klubs, Diskotheken und Kneipen werden geschlossen. Erlaubt bleibt nur die Lieferung und Abholung von Speisen für den Verzehr zu Hause.
"Ein erneuter Lockdown, wenn auch 'light', ist für die gesamte Gastronomie sehr fatal", sagt Verena Mau, Betreiberin des Hotels und Restaurants Rosendomizil Hofgarten in Malchow, Mecklenburg-Vorpommern, gegenüber watson.
Die Ausmaße des ersten Lockdowns seien noch nicht überwunden, ein weiterer fühle sich an wie eine Strafe, findet Mau:
Der erneute Lockdown könnte das endgültige Aus für viele Lieblingskneipen bedeuten. Dabei hatte die Branche noch am Mittwoch mit einer Großdemo genau dagegen angekämpft – und sogar einen Brandbrief an die Ministerpräsidenten sowie Kanzlerin Merkel geschrieben.
Für die Demonstration in Berlin hatte sich der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) mit Vertretern der Veranstaltungs- und Tourismuswirtschaft zusammengeschlossen. Gemeinsam forderten sie mehr Augenmaß bei den Regelungen, weniger unnötige Belastungen durch Vorschriften und mehr finanzielle Unterstützung für die Betriebe.
"Die Not ist groß", sagt DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges gegenüber watson, "viele Gastronomen, Hoteliers, Veranstalter und Eventcaterer sind existenziell bedroht." Für den Verband sei klar, dass es im Falle erneuter Schließungen von Läden Entschädigungen für die betroffenen Unternehmen geben müsse. Eine Klage gegen etwaige Lockdown-Maßnahmen sei hingegen äußerst aufwendig, sagt Hartges, da man einzeln gegen alle 16 Verordnungen der Bundesländer vorgehen müsste.
"Hinter den nüchternen Zahlen stehen dramatische Einzelschicksale, Corona kennt kein klein oder groß", erklärt die Hauptgeschäftsführerin. Das Beherbergungsverbot Mitte Oktober sei "ohne Not" beschlossen worden und habe dazu geführt, dass Betriebe, die im Sommer "eigentlich gerade Zuversicht getankt hatten, die Pandemie durchstehen zu können", jetzt wieder zu kämpfen hätten. Auch, weil viele Vermieter Pachtzahlungen nicht stunden würden. So müssten etliche Betriebe, beispielsweise in Innenstadtlagen, weiter extrem hohe Mieten zahlen, obwohl die Kundschaft ausbleibe. "Hier muss der Gesetzgeber eingreifen und für klare Verhältnisse sorgen", sagt Hartges.
In einem Brandbrief, der watson vorliegt, hatte sich die Branche an die Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel gewandt. Unterzeichnet wurde das Schreiben unter anderem von Starkoch Tim Mälzer und Clarissa Käfer vom berühmten "Käfer"-Restaurant in München.
Auch die Unterzeichner des Briefs weisen darauf hin, dass viele Betriebe einen zweiten Lockdown nicht überleben werden. Zudem gebe die Gastronomie zahlreichen Menschen einzigartige Beschäftigungsmöglichkeiten: von der alleinerziehenden Mutter, die flexibel arbeiten könne, über den jungen Selbständigen, der seine Leidenschaft zum Beruf mache, bis zum Studenten, der sich sein Studium erkellnere. All das stünde nun auf dem Spiel.
(mse/jd)