
Ausschreitungen in Portland. Bild: Noah Berger AP / Noah Berger
International
23.07.2020, 06:2423.07.2020, 06:24
US-Präsident Donald Trump hat die Proteste
gegen Rassismus und Polizeigewalt mitverantwortlich für die jüngste
Zuspitzung der Corona-Pandemie gemacht. "Die Fälle begannen unter
jungen Amerikanern kurz nach Demonstrationen anzusteigen", sagte
Trump am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz im Weißen
Haus. Die Demonstrationen hätten "vermutlich landesweit eine breitere
Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen ausgelöst".
Trump will schnell Lockerungen
Trump selbst hat schon früh in der Pandemie auf eine rasche
Rückkehr zum Normalbetrieb und auf die Wiedereröffnung der Wirtschaft
gedrängt und betont immer wieder die negativen Auswirkungen der
Eindämmungsmaßnahmen. Zudem hielt er im Juni gegen den Rat von
Gesundheitsexperten eine Wahlkampfveranstaltung vor Tausenden
Anhängern in einer geschlossenen Halle ab. Lokale Gesundheitsbehörden
in Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma führten den Anstieg der
Coronavirus-Infektionen im Bezirk auch auf Trumps Wahlkampfauftritt
zurück. Es gibt dagegen keine endgültigen Belege dafür, dass die
Demonstrationen im Freien nach dem Tod des Afroamerikaners George
Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai zu einem
signifikanten Anstieg der Neuinfektionen geführt hatten.
Die Pandemie in den USA ist alles andere als ausgestanden. Die
Behörden meldeten in den vergangenen zwei Wochen zwischen 60.000 und
77.000 Neuinfektionen pro Tag. Am Dienstag wurden mehr als 1000
Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet. Besonders betroffen sind
derzeit Staaten im Süden und Westen des Landes, darunter Texas,
Florida und Kalifornien. Der bevölkerungsreichste Bundesstaat an der
Westküste verzeichnete am Mittwoch einen Höchststand an
nachgewiesenen Neuinfektionen innerhalb eines Tages – mehr als 12.800. Laut Gouverneur Gavin Newsom wurden seit Beginn der Pandemie
insgesamt 413.576 Infektionen verzeichnet. Damit hat Kalifornien in
absoluten Zahlen mehr bekannte Fälle als der einstige Corona-Hotspot
New York (408.886).
Insgesamt wurden in den USA fast vier Millionen Infektionen mit
dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen. Rund 143.000 Menschen starben
bereits nach einer Infektion mit dem Virus. Trump hatte die hohe Zahl
der Infektionen immer wieder auf die ausgeweiteten Tests
zurückgeführt. Am Dienstag gestand er ein, dass es in den vergangenen
Wochen einen "besorgniserregenden Anstieg" an Fällen gegeben habe.
Trump führte am Mittwoch neben den Demonstrationen auch die
erhebliche Zunahme von Reisen, Zusammenkünfte an Feiertagen und
Treffen junger Leute in Bars und an Stränden als Begründung dafür an.
Mexiko ist für Trump wieder Thema
Zudem deutete Trump an, dass sich die Lage im südlichen
Nachbarstaat Mexiko negativ auf die Situation der USA auswirke. "Wie
Sie sehr gut wissen, teilen wir auch eine 2000 Meilen lange Grenze
mit Mexiko, und die Fälle nehmen in Mexiko leider stark zu", sagte
Trump. Zugleich warb er für den von ihm vorangetriebenen Bau der
Grenzmauer und sagte, weniger Menschen denn je überquerten die Grenze
derzeit illegal. Das habe auch in der Pandemie viel gebracht, sagte
Trump.
Das Wahlkampfteam des designierten Präsidentschaftskandidaten der
US-Demokraten, Joe Biden, warf Trump vor, bei der Bekämpfung der
Pandemie gescheitert zu sein.
"Während andere Länder zu einem Anschein von Normalität zurückkehren, hat Trumps gescheiterte Führung zu einem sprunghaften Anstieg der Infektionsraten in den Vereinigten Staaten geführt."
Joe Biden über seine Sprecherin Kate Bedingfield
In den USA seien in der Corona-Pandemie "schwerwiegende Fehler
gemacht worden", beklagte Microsoft-Gründer Bill Gates in einem
Interview mit dem Sender CBS. Er unterstützt seit Jahren mit seiner
Frau Melinda mit einer Stiftung den Kampf gegen Krankheiten weltweit,
auch in der Corona-Pandemie. Gates kritisierte, dass
Gesundheitsexperten zuletzt wenig zu Wort gekommen und von der
Regierung keine klaren Botschaften insbesondere für das Tragen von
Masken gesendet worden seien. Trump wirbt erst seit Kurzem für den
Mund-Nasen-Schutz, hat sich damit selbst aber bislang so gut wie nie
bei öffentlichen Auftritten gezeigt.
In den USA gibt es keine landesweite Maskenpflicht. Immer mehr
Bundesstaaten ordneten angesichts der teils dramatischen Anstiege der
täglichen Neuinfektionen zuletzt aber eine Maskenpflicht an. Am
Mittwoch zogen Ohio, Minnesota und die Hauptstadt Washington
nach.
(lin/dpa)
Der australische Politiker Stephen Bates, Abgeordneter der Grünen aus Queensland, hat sich einen Account bei Onlyfans zugelegt. Der Grund? Kein Skandal, sondern politische Aufklärungsarbeit.
Stephen Bates will Onlyfans nicht für erotische Inhalte nutzen, sondern um für ein gesundheitspolitisches Anliegen zu werben: PrEP und PEP – Medikamente zur Vorbeugung und Sofortbehandlung von HIV – sollen in Australien für alle mit Rezept kostenlos werden. Der Vorschlag stammt von seiner Partei, den australischen Grünen.