Die Krim gehört zur Ukraine. Immer wieder betont der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj das Ziel, die Halbinsel zurückzuerobern. Seit Frühjahr 2014 liegt die Krim in den Händen der Russen, nachdem sie die Insel völkerrechtswidrig besetzt und annektiert haben.
Seither baut Kreml-Chef Wladimir Putin die Halbinsel zu einer regelrechten militärischen Festung um. Denn: Sie gilt als wichtigste Basis im Krieg gegen die Ukraine. Dazu hat die Krim eine hohe Symbolkraft für Ukraine und Russland.
Immer wieder gelingen der Ukraine kurzzeitige Landungsoperationen von Spezialeinheiten auf der Krim. Bisher blieb es aber größtenteils bei Nacht-und-Nebel-Aktionen, bei denen ein Kleintrupp landet, unter Kameras die Flagge hisst und gleich wieder abzieht. Doch den ukrainischen Streitkräften gelingen durchaus auch größere Missionen.
Laut Medienberichten hat die Hafenstadt Sewastopol auf der russisch besetzten Krim den heftigsten Luftangriff in zwei Jahren Krieg durchlebt. Ein Ziel des Angriffs: Schiffe der Schwarzmeerflotte.
Die Ukraine nimmt nach Militärangaben für sich in Anspruch, bei einem nächtlichen Luftangriff auf die Hafenstadt Sewastopol zwei große russische Marineschiffe getroffen zu haben. Es handele sich um die Landungsschiffe "Jamal" und "Asow", teilte das Militär am Sonntag in Kiew mit. Außerdem seien ein Kommunikationsknotenpunkt und andere Einrichtungen der russischen Schwarzmeerflotte getroffen worden, heißt es in einem Telegrampost.
"Die ukrainische Luftwaffe hat in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsnachrichtendienst der Ukraine und der ukrainischen Marine einen starken Angriff auf russische Militäreinrichtungen auf der Krim durchgeführt", teilt etwa das Kommunikationszentrum des Militärs des Landes mit.
Über einen schweren Luftangriff hatte in der Nacht auch die Stadtverwaltung von Sewastopol auf der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel berichtet. Stadtchef Michail Raswoschajew sprach auf Telegram vom "massivsten Angriff der vergangenen Zeit", der aber abgewehrt worden sei.
Raswoschajew berichtete am Sonntagmorgen lediglich, dass fünf kleine Hafenfähren beschädigt worden seien. Zudem seien 17 Busse und ein Sammeltaxi kaputtgegangen. Seinen Angaben nach wurde ein Mann durch Raketensplitter getötet; vier weitere Personen seien verletzt worden.
Satellitenbilder zeigen allerdings ein anderes Bild: verheerende Zerstörung durch den ukrainischen Angriff.
So zeigen Aufnahmen von Planet Labs das beschädigte Kommunikationszentrum in der Rudneva-Straße in Sewastopol. Die Bilder wurden zudem am 24. März auf dem Telegramkanal "Skhemy" von Radio Liberty veröffentlicht.
Vergleicht man die Satellitenbilder vor dem Angriff (unteres Bild vom 21. März) und danach (oberes Bild vom 24. März) sind Unterschiede deutlich erkennbar. Laut Einschätzungen von "Skhemy" ist das Dach massiv beschädigt, zudem sollen Feuerlöschgeräte zu sehen sein. Die Nachrichtenagentur "Unian" berichtet, dass es Bodenaufnahmen gibt, die das Gebäude angeblich ausgebrannt von außen zeigen.
Anhand der Internetquellen analysierten Expert:innen, dass die ukrainische Armee mindestens drei Marschflugkörper eingesetzt habe, wie Großbritannien und Frankreich sie zur Verfügung gestellt haben. Die Ukraine, die selbst keine funktionsfähige Marine hat, hat in den vergangenen Monaten den Schiffsbestand der russischen Schwarzmeerflotte dezimiert.
So wurden mehrere Landungsschiffe für amphibische Operationen ausgeschaltet. Russland nutzte sie zum Transport von Soldaten und Gerät auf die Krim. Die Schiffe hätten aber auch bei einer Landeoperation an der ukrainischen Küste zum Einsatz kommen können.
Nach unbestätigten Berichten wurde auch ein Treibstofflager bei dem Dorf Gwardejskoje nahe der Krim-Hauptstadt Simferopol angegriffen. Die Brücke, die das russische Festland und die annektierte Halbinsel verbindet, wurde vorübergehend für den Verkehr gesperrt.
(Mit Material der dpa)