In Nepal ist wieder Lockdown. Auf den Straßen wird streng kontrolliert, dass die Corona-Regeln eingehalten werden.Bild: imago images / Pacific Press Agency
International
In Deutschland können Maskenverweigerer teilweise mit bis zu 150 Euro
Bußgeld bestraft werden. Das sind allerdings Peanuts im Vergleich zu den Corona-Strafen
andernorts. Von öffentlichen Liegestützen bis zu mehrmonatigem Knast
reicht die Palette.
Öffentliche Demütigung in Indonesien
Mitten auf dem Fußweg geht ein Mann in die Knie und
spreizt die Hände auf dem mit Kieselsteinen bedeckten Boden. Dann
macht er unter den wachsamen Augen mehrerer Polizisten Liegestütze.
Sportkleidung trägt er nicht, der junge Indonesier hat sogar noch
seinen pinkfarbenen Motorradhelm auf dem Kopf. Sein Vergehen: In
Corona-Zeiten war er auf der Insel Sulawesi ohne Maske auf seinem
Motorrad unterwegs und hatte – Pech für ihn – einen Kontrollpunkt der
Sicherheitskräfte passiert. Die Strafe folgte auf dem Fuße. In
Indonesien sind demütigende Turnübungen in aller Öffentlichkeit das
Mittel der Wahl im Kampf gegen Corona-Regelbrecher.
Aber im weltgrößten Inselstaat werden auch noch andere Varianten von
"Public Shaming" angewandt, um die Corona-Regeln durchzusetzen: Das
öffentliche Singen der Nationalhymne etwa, die erzwungene Teilnahme
an Beerdigungen von Covid-19-Opfern (so geschehen in Tuban auf Java)
sowie das Reinigen öffentlicher Räume in einer leuchtend-orangen
Weste mit der Aufschrift "Verletzer des Gesundheitsprotokolls".
Härtere Strafen in Ghana
Wer jetzt denkt, Push-Ups vor aller Augen oder Putzkolonnen seien
eine harsche Bestrafung für eine fehlende Maske, der wird in anderen
Ländern eines Besseren belehrt. Im westafrikanischen Ghana blühen den
Bürgern zwischen vier und zehn Jahren Gefängnis oder bis zu 60.000
Cedi (8800 Euro) Strafe, wenn sie ohne Mund-Nase-Bedeckung erwischt
werden. Präsident Nana Akufo-Addo verabschiedete im Juni ein
entsprechendes Gesetz. Die 150 Euro Bußgeld, die in Teilen
Deutschland für Maskenverweigerung in öffentlichen Verkehrsmitteln
fällig werden, wirken dagegen wie ein Klacks.
Gefängnisstrafen in Thailand möglich
Auch vor der eigenen Haustür kann mancherorts juristisches Ungemach
drohen: Auf der thailändischen Insel Koh Chang sind ein Schweizer und
seine einheimische Ehefrau zu zwei Monaten Haft verurteilt worden,
weil sie im April vor ihrem Haus Suppe gegessen und darüber die Zeit
vergessen hatten. Als die Polizei anrückte, war es 22.20 Uhr. Das
Problem: Ab 22 Uhr galt damals eine Ausgangssperre, die mittlerweile
aufgehoben wurde. Die beiden sind auf Kaution auf freiem Fuß und
gingen in Berufung – aber die mögliche Zeit im Gefängnis hängt wie
ein Damoklesschwert über ihnen.
Zahlreiche Schweizer Medien berichteten schon über den Fall. "Dies
ist eine ziemlich komplizierte Zeit für uns", schrieb der Walliser,
der seit zehn Jahren in Thailand lebt, auf Facebook. "Danke an Euch
alle in der Schweiz, mit diesen guten Vibes werden wir sicher eine
Lösung finden." Auf Anfrage sagte der 42-Jährige der Deutschen
Presse-Agentur, in dem Berufungsverfahren sei bislang noch keine
Entscheidung gefallen, das könne auch noch dauern.
Mehrere Monate Gefängnis in Malaysia und Singapur
In Malaysia muss ein Restaurantbesitzer sogar fünf Monate hinter
Gitter. Der Mann hätte sich wegen Corona-Symptomen in Selbstisolation
befinden müssen, hatte aber dennoch sein Lokal weiter geöffnet. "In
der Folge mussten mehrere Dörfer in den Bundesstaaten Kedah und
Perlis unter Lockdown gestellt werden", erzürnte sich der Minister
für nationale Sicherheit, Ismail Sabri Yaakob. Mindestens 40
Infektionsfälle wurden in Zusammenhang mit dem Quarantäne-Verstoß
bestätigt.
Knast gab es auch für einen 40-Jährigen im für seine drakonischen
Strafen bekannten Singapur. Sein Vergehen: Der Taxifahrer hatte im
April in einer Facebook-Gruppe geschrieben, dass wegen des Lockdowns
Läden schließen und Supermärkte nur noch zwei Tage die Woche öffnen
würden. Obwohl er den Post schon nach 15 Minuten wieder löschte, habe
er damit die Leute zu Panikkäufen veranlasst, befand ein Gericht. Das
Resultat: Vier Monate Haft wegen Verbreitung falscher Informationen.
Schlagstöcke kommen in Indien zum Einsatz
In Indien hat die Polizei maskenlose Passanten, Straßenverkäufer und
Rikscha-Fahrer schon zu Beginn der Pandemie mit Schlagstöcken
verhauen. Andere Regelbrecher mussten Kniebeugen machen oder wurden
von Beamten mit Helmen in Form des Coronavirus erschreckt. Touristen
mussten wegen eines Spaziergangs 500 Mal schreiben: "Ich habe mich
nicht an die Ausgangssperre gehalten, und das tut mir sehr leid."
Auch in Europa werden härtere Strafen gefordert
Zwar kommen die Behörden in Europa ohne schräge Strafaktionen oder
öffentliches Bloßstellen aus, aber die Forderungen nach härterem
Durchgreifen werden lauter. So hat die britische Regierung kürzlich
die Bußgelder für Corona-Verstöße erhöht: Wer wiederholt gegen die
Pflicht zum Tragen einer Gesichtsbedeckung in Läden oder anderen
geschlossenen Räumen verstößt, muss nun bis zu 3200 Pfund (rund 3500
Euro) berappen – doppelt so viel wie bisher. Veranstalter illegaler
Partys müssen gar mit Bußgeldern von bis zu 11.000 Euro rechnen.
In Österreich stehen bereits bis zu drei Jahre Haft auf die
fahrlässige Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten.
Sechs Monate Bewährung und 800 Euro Strafe gab es deshalb schon für
eine infizierte 49-Jährige aus Klagenfurt, weil sie ihr Haus verließ.
Die Frau sagte, sie habe die Quarantäne nur gebrochen, weil sie Geld
für ihre kranke Enkelin in Bosnien überweisen musste. Eine in Tirol
lebende Deutsche muss 10.800 Euro zahlen, weil sie trotz Infekts und
Quarantäne einkaufen ging und ein Taxi nahm. Die Staatsanwälte wollen
auch für sie mindestens eine Bewährungsstrafe und gingen in Berufung.
Nur bei den für ihre Zurückhaltung und Höflichkeit bekannten Japanern
scheinen die Verhältnisse fast umgekehrt. Maske tragen sie ganz ohne
Strafandrohung, und die Abstandsregeln werden ebenfalls ohne Murren
eingehalten. Gemurrt wurde erst, als die Regierung kürzlich – trotz
wieder steigender Fallzahlen – eine Förderkampagne zur Ankurbelung
des Binnentourismus startete. Laut einer Umfrage halten das rund 80
Prozent der Japaner für stark verfrüht. Mehr als die Hälfte der
Menschen von Sapporo bis Okinawa würde sich sogar wünschen, dass
wieder der Notstand ausgerufen wird.
(vdv/dpa)
Das Duell der Vize-Präsidentschaftskandidaten in der Nacht zu Mittwoch hat gleich durch mehrere Erkenntnisse überrascht. Tim Walz von den Demokraten und Republikaner J.D. Vance traten dabei unter deutlich gegensätzlichen Vorzeichen an. Die Debatte zwischen den "Running Mates" von Donald Trump und Kamala Harris könnte das letzte Duell im US-Wahlkampf gewesen sein.