Ein Jahrzehnt nach Beginn des Bürgerkriegs in Syrien leiden vor allem jungen Menschen unter den Folgen. Fast jeder Zweite der 18- bis 25-Jährigen (47 Prozent) hat bereits ein Familienmitglied oder einen Freund verloren, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) hervorgeht. Zwölf Prozent der Befragten wurden im Krieg verletzt, 62 Prozent sind innerhalb des Landes oder ins Ausland geflohen. Für die Studie wurden 1400 Syrer in Syrien, im Libanon und in Deutschland befragt.
Gut drei Viertel der Befragten haben zudem Schwierigkeiten, sich Lebensmittel leisten oder kaufen zu können. Vor allem Befragte, die noch in Syrien leben, leiden zudem unter psychischen Problemen: Mehr als die Hälfte hatte in den vergangenen zwölf Monaten mit Schlafstörungen, Angst und Depression zu kämpfen. Am wichtigsten für ihr Leben in der Zukunft ist den meisten jungen Frauen und Männern der Umfrage zufolge Stabilität.
Knapp ein Viertel aller Menschen in Syrien hat der Organisation Handicap International zufolge zudem eine Behinderung – fast doppelt so viele wie im weltweiten Durchschnitt. Der Wiederaufbau und die Befreiung des Landes von Minen und Bomben nach einem Kriegsende werde Generationen dauern, warnte die Leiterin der politischen Abteilung, Eva Maria Fischer. "Tausende von Tonnen Schutt, vermischt mit explosiven Überresten, müssen geräumt werden." Die Organisation forderte ein Ende der Bombardierungen von Wohngebieten.
Der Konflikt in Syrien war im März 2011 mit Protesten gegen die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad ausgebrochen. Die Sicherheitskräfte gingen damals mit Gewalt gegen Demonstrationen vor. Daraus entwickelte sich ein Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung. Mehr als 400.000 Menschen wurden getötet, rund zwölf Millionen vertrieben. 13,4 Millionen Syrer sind nach UN-Angaben derzeit auf Hilfe angewiesen, zwei Millionen lebten in extremer Armut. Alle Bemühungen um eine politische Lösung für den Konflikt blieben bislang erfolglos.
(vdv/dpa)