"Öffne deine Augen, Amerika, öffne deine Augen. Wir bewegen uns am Rande einer Diktatur. Das ist Chaos", sagte CNN-Moderator Don Lemon am Montag nach der Rede von US-Präsident Donald Trump.
In dieser hatte der Präsident den Randalierern bei den Protesten gegen Polizeigewalt mit dem Einsatz der US-Streitkräfte gedroht. "Wir beenden die Unruhen und die Gesetzlosigkeit, die sich in unserem Land ausgebreitet haben." Seit Tagen kommt es in Washington, New York und anderen US-Metropolen zu Demonstrationen gegen Polizeigewalt, Rassismus und soziale Ungerechtigkeit. Trump bezeichnete die Unruhen als "inländischen Terror" und kündigte den Einsatz von "tausenden schwerbewaffneten Soldaten und Polizisten" an, um "Randale, Plünderungen, Vandalismus, Angriffe und die mutwillige Zerstörung von Besitz zu stoppen".
Auslöser der Proteste ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis.
Sollten die betroffenen Städte und Bundesstaaten nicht die notwendigen Maßnahmen ergreifen, wollte Trump Soldaten einsetzen "und das Problem für sie lösen", sagte Trump in seiner Rede. Für Lemon lässt sich das nur auf eine Weise interpretieren:
"Erklärt der Präsident den Amerikanern den Krieg?", fragte Lemon ungläubig. "Was passiert hier gerade?" Der Moderator, der Trump stets scharf kritisiert, stellte heraus, dass der US-Präsident genau das Gegenteil von dem tue, was er in seiner Rede gesagt hatte. "Er sagt, er will die friedlichen Demonstranten schützen, während er gleichzeitig das Militär auf die Straßen schickt, um die Protestler wegzudrängen".
Auch sein CNN-Kollege Anderson Cooper kritisierte Trump und nannte ihn einen "Schläger". "Der Präsident nennt Schwarze Schläger – wer ist der Schläger hier?" Cooper unterstrich weiter: "Sich hinter einem Anzug verstecken, in einem Bunker verstecken: Wer ist hier der Schläger?" Am Montag soll Trump laut CNN wegen Protesten vor dem Weißen Haus von seinen Sicherheitsleuten in einen unterirdischen Bunker gebracht worden sein.
Cooper ging noch weiter und sprach Trump seine Autorität ab. "Was der Präsident nicht weiß oder ihn nicht kümmert, ist, dass sich die große Mehrheit der Demonstranten nach Recht und Ordnung sehnen. Aber er kann nicht das Militär in jeden Staat schicken – das ist nicht Recht und Ordnung. Er behauptet, eine Macht zu haben, die er nicht wirklich hat", so Cooper.
Der Moderator betonte, dass er gegen Gewalt ist und hofft, dass die Proteste der "wütenden, enttäuschten Menschen" auf der Straße "friedlich" bleiben.
Und auch für Cooper ist Gewalt nicht die Antwort. Aber: "Die Menschen verdienen Antworten."
(lin)