Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden vor knapp zwei Monaten sind in den Vereinigten Staaten mehr als 100 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus verabreicht worden. "Wir haben unser Ziel von 100 Millionen Impfungen in nur 58 Tagen erreicht, Wochen vor dem Zeitplan", sagte der Corona-Koordinator des Weißen Hauses, Jeff Zients, am Freitag. Biden hatte das Ziel ausgegeben, dass in seinen ersten 100 Tagen im Amt – also bis Ende April – landesweit 100 Millionen Impfdosen gespritzt werden sollten.
Die USA haben rund 330 Millionen Einwohner. Seit dem Start der Impfkampagne in dem Land Mitte Dezember – also gut einen Monat vor Bidens Amtsantritt – wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC mehr als 118 Millionen Dosen Corona-Impfstoff verabreicht. Gut 77 Millionen Menschen erhielten demnach mindestens eine Dosis, rund 42 Millionen gelten bereits als voll geimpft.
Nach Angaben des Weißen Hauses wurden im Sieben-Tage-Schnitt zuletzt 2,5 Millionen Impfdosen pro Tag verabreicht. In den USA wird neben den Impfstoffen von Moderna und Biontech /Pfizer, bei denen zwei Dosen gespritzt werden, auch der Impfstoff von Johnson & Johnson eingesetzt, der bereits nach einer Dosis seine volle Wirkung entfaltet. Der Impfstoff des Herstellers Astrazeneca ist in den USA bislang nicht zugelassen.
Biden hat versprochen, schon bis Ende Mai genügend Impfstoff für alle rund 260 Millionen Erwachsenen im Land zu haben. Spätestens ab 1. Mai sollen alle Bundesstaaten zudem die Vereinbarung von Impfterminen für alle Bürger ermöglichen, die mindestens 16 Jahre alt sind. Bislang werden bei der Terminvergabe meist noch Risikogruppen bevorzugt.
Seit Beginn der Pandemie haben die US-Behörden fast 29,7 Millionen bestätigte Corona-Infektionen und rund 540.000 damit zusammenhängende Todesfälle gemeldet, wie Daten der Universität Johns Hopkins zeigen. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen hat in den vergangenen Wochen deutlich abgenommen, liegt aber immer noch bei mehr als 50.000.
Bidens Coronavirus-Berater Anthony Fauci warnte, angesichts dieser Werte sei es "ziemlich riskant, einen Sieg zu erklären" und bei der Wachsamkeit nachzulassen. Er verwies auch darauf, dass die zunächst in Großbritannien identifizierte und gefährlichere Variante des Coronavirus "eine wachsende Bedrohung in unserem Land" sei. Die ansteckendere Mutante macht seinen Angaben zufolge wahrscheinlich bereits bis zu 30 Prozent aller Neuinfektionen in den USA aus.
Fauci verwies auf Europa, wo die Verbreitung der Variante mancherorts bereits zu einer neuen Welle der Neuinfektion geführt habe. Falls US-Bundesstaaten und Kommunen ihre Auflagen zu schnell lockerten, könnte die Variante auch in den USA zu einem erneuten Anstieg der Neuinfektionen führen, warnte der Top-Immunologe.
Die US-Gesundheitsbehörde CDC veröffentlichte am Freitag neue Richtlinien zum Sicherheitsabstand in Schulen während der Coronavirus-Pandemie. Die empfohlene Distanz wurde in den meisten Fällen von sechs auf drei Fuß (gut 90 Zentimeter) halbiert. CDC teilte mit, mit den angepassten Empfehlungen folge man neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die neuen Richtlinien sollten dazu beitragen, Schulen wieder für persönlichen Unterricht zu öffnen.
CDC teilte mit, in Grundschulen sollten Schüler in Klassenräumen künftig drei statt sechs Fuß Abstand einhalten, wenn Schutzmasken getragen würden. Dasselbe gelte für weiterführende Schulen, wenn in den dortigen Gemeinden das Übertragungsrisiko nicht als hoch eingestuft werde – dann werde für Schüler dieser Klassenstufen weiterhin ein Sicherheitsabstand von sechs Fuß empfohlen.
CDC begründete die unterschiedlichen Empfehlungen damit, dass das Risiko einer Übertragung des Coronavirus bei älteren Schülern höher eingeschätzt werde als bei jüngeren. Für Erwachsene in Schulgebäuden empfiehlt CDC weiterhin einen Abstand von mindestens sechs Fuß. Dasselbe gilt unter anderem für die Distanz zwischen Erwachsenen und Schülern, für atemintensive Aktivitäten wie Singen oder Sport oder für Zeiten, bei denen keine Masken getragen würden.
Mexiko danke Biden unterdessen für die geplante Bereitstellung von 2,7 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca. Mexiko werde den USA im Gegenzug "Freundschaft und Zusammenarbeit" bieten, sagte der mexikanische Staats- und Regierungschef Andrés Manuel López Obrador am Freitag in der Stadt Coatzacoalcos. Die Leihgabe werde zurückgezahlt, sobald die Verfügbarkeit es zulasse.
(vdv/dpa)