Gut zwei Wochen vor der Wahl in den USA hatPräsident Donald Trump die Angriffe auf seinen Herausforderer Joe Biden und dessen Familie verschärft.Bild: ap / Evan Vucci
International
Gut zwei Wochen vor der Präsidentenwahl in
den USA hat der Amtsinhaber Donald Trump die Angriffe auf seinen
Herausforderer Joe Biden und dessen Familie verschärft. "Joe Biden
ist und war immer ein korrupter Politiker", sagte Trump am
Samstagabend in Janesville im Bundesstaat Wisconsin. "Die
Biden-Familie ist ein kriminelles Unternehmen." Biden selbst hielt
sich am Wochenende im Wahlkampf weitgehend im Hintergrund. Später am
Sonntag sollte er in North Carolina auftreten.
Im Endspurt des Wahlkampfes versucht Trump, Boden gut zu machen.
Er hat sich gerade erst von seiner Corona-Infektion erholt. Pro Tag
hält er mittlerweile mehrere Wahlkampfauftritte ab, ungeachtet der
Pandemie vor dicht gedrängten Anhängern. Trump liegt in landesweiten
Umfragen hinter Biden. Wegen des komplizierten Wahlsystems sind die
Erhebungen nur begrenzt aussagekräftig. Aber auch in mehreren für die
Wahl entscheidenden Bundesstaaten liegt der Demokrat in Führung.
Trump wiederholt nicht bewiesene Vorwürfe gegen Biden
Neben Warnungen vor angeblich für die USA schädlichen und
radikalen Plänen Bidens wiederholte Trump in den vergangenen Tagen
vor seinen Anhängern die immer gleichen, nicht bewiesenen Vorwürfe
gegen seinen Herausforderer. "Er ist ein Krimineller. Er hat
Verbrechen begangen", sagte Trump am Samstag in Muskegon (Michigan).
Am Freitag beschuldigte Trump in Ocala (Florida) Biden und seine
Familie, reich geworden zu sein, "während Amerika ausgeraubt wurde".
Die "Mainstream-Medien" bezeichnete er als "Volksfeinde" und warf
ihnen vor, über "die weltweit größte Geschichte" nicht zu berichten -
gemeint war die angebliche Korruption des Demokraten. Trump-Anhänger
skandierten bei der Nennung von Bidens Namen "Sperrt ihn ein" - mit
dieser Parole hatten Trump-Unterstützer im Wahlkampf vor vier Jahren
dessen Herausforderin Hillary Clinton bedacht.
Trump erhebt seit langem und ohne Beweise Korruptionsvorwürfe
gegen den Ex-Vizepräsidenten Biden und dessen Sohn Hunter, die nun
von der Boulevardzeitung "New York Post" befeuert wurden. Das Blatt
versuchte in den vergangenen Tagen, Joe Biden in Artikeln mit
früheren Geschäften Hunter Bidens in der Ukraine und in China in
Verbindung zu bringen. Veröffentlichte E-Mails sollten belegen, dass
Hunter Biden damals versucht habe, Profit aus dem Amt seines Vaters
als Vizepräsident unter Barack Obama zu schlagen.
Die Echtheit der Mails ist nicht bestätigt. Fragwürdig ist auch,
wie sie an die Öffentlichkeit gelangten. Biden nannte die Artikel
eine "Schmutzkampagne".
"New York Times" ruft zur Abwahl Trumps auf
Kommentatoren der "New York Times" riefen die Wähler mit
eindringlichen Worten zur Abwahl Trumps auf, der seines Amtes nicht
würdig sei. Trumps Bemühungen um seine Wiederwahl stellten "die
größte Bedrohung für die amerikanische Demokratie seit dem Zweiten
Weltkrieg dar", schreibt das Editorial Board, eine Gruppe von
Kommentatoren, die unabhängig von der Nachrichtenredaktion der
renommierten US-Zeitung arbeitet.
Trump, der ein "rassistischer Demagoge", ein "Isolationist" und
ein "ewiger Showman" sei, habe die schlimmsten Tendenzen in der
amerikanischen Politik verschärft und das Land stärker polarisiert,
hieß es in dem Kommentar weiter. Seine Amtszeit habe gezeigt, dass er
nicht in der Lage sei, die dringlichsten Probleme des Landes zu
lösen, weil er selbst das dringlichste Problem des Landes sei.
In den letzten Tagen gingen mehrere prominente Republikaner auf
Distanz zu Trump. Dabei steht der Umgang mit der Corona-Krise im
Mittelpunkt. In den USA ist wieder ein Aufwärtstrend bei der Anzahl
der Neuinfektionen pro Tag zu erkennen, am Freitag lag sie bei fast
70.000. Seit Beginn der Pandemie wurden mehr als 8,1 Millionen
Infektionen nachgewiesen, annähernd 220.000 Menschen
starben.
(mse/dpa)
Nach einer ereignisreichen Nacht für die deutsche Politik, mit dem Rausschmiss von Finanzminister Christian Lindner (FDP) aus der Ampel und dem daraus folgenden Ampel-Aus, geht es am Donnerstagmorgen direkt weiter.