Dass es zur von den Demokraten angestrebten Ämtersperre für Trump kommt, ist unwahrscheinlich.Bild: ap / Evan Vucci
International
27.01.2021, 07:0227.01.2021, 07:28
Vor dem Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump
im Senat wird eine Verurteilung und eine Ämtersperre für den früheren
US-Präsidenten immer unwahrscheinlicher. 45 der 50 Republikaner im
Senat unterstützten am Dienstag einen Antrag ihres Parteikollegen
Rand Paul, der das Verfahren verfassungswidrig nannte und dessen
Fortgang stoppen wollte. Nur fünf Republikaner stimmten mit den 50
Demokraten dagegen. Damit wurde Pauls Ansinnen zwar mehrheitlich abgelehnt, eine Zweidrittelmehrheit für eine Verurteilung Trumps, die
Voraussetzung für die von den Demokraten angestrebte Ämtersperre
wäre, erscheint vor diesem Hintergrund aber kaum realistisch. Das
Verfahren im Senat soll in der zweiten Februarwoche beginnen.
Paul argumentierte, das Verfahren verstoße gegen die Verfassung, weil
es sich nicht gegen einen Präsidenten richte, sondern gegen eine
Privatperson. Trump ist seit der Vereidigung seines Nachfolgers Joe
Biden am 20. Januar nicht mehr im Amt. Der Mehrheitsführer der
Demokraten im Senat, Chuck Schumer, nannte Pauls Argumentation
"schlichtweg falsch". Andernfalls könne ein Präsident einem
Amtsenthebungsverfahren und einer Ämtersperre entgehen, indem er
Verbrechen gegen das Land unmittelbar vor dem Ende seiner Amtszeit
verübe oder vor einem Verfahren im Senat zurücktrete, sagte er.
Anstiftung zum Aufruhr
Das Repräsentantenhaus hatte am Montag die Anklage gegen Trump an den
Senat übermittelt. Darin wird Trump "Anstiftung zum Aufruhr" vorgeworfen. Die Demokraten und auch einige
Republikaner beschuldigen Trump, seine Anhänger vor der Erstürmung
des Kapitols aufgestachelt zu haben. Bei den Krawallen waren am 6.
Januar fünf Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Polizist.
Der Top-Republikaner im Senat, Mitch McConnell, stimmte am Dienstag
für Pauls Vorstoß und damit gegen das Amtsenthebungsverfahren. McConnell hatte Trump in der vergangenen Woche
öffentlich eine Mitschuld an dem Angriff auf den Kongress gegeben.
US-Medien hatten zuvor berichtet, der einflussreiche Senator habe
intern erklärt, er sei unentschieden, wie er in einem
Amtsenthebungsverfahren abstimmen werde. Die Demokraten hatten sich
Hoffnungen gemacht, ihn für eine Verurteilung Trumps gewinnen zu
können. McConnells Beispiel wären womöglich auch andere
republikanische Senatoren gefolgt.
Der dienstälteste US-Senator, der Demokrat Patrick Leahy, wurde am
Dienstag als Vorsitzender des Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump
vereidigt. Leahy (80) nahm im Anschluss den 100 Senatorinnen und
Senatoren den Eid ab, die in dem Verfahren die Rolle von Geschworenen
haben und den Prozess am Ende entscheiden. Amtsenthebungsverfahren
gegen den Präsidenten müssen vom Obersten Richter am Supreme Court
geleitet werden. Weil Trump nicht mehr im Amt ist, kommt dem
dienstältesten Senator nun diese Aufgabe zu.
Beginn in zweiter Februarwoche
Die Verlesung der Anklage, die Vereidigung des Vorsitzenden und der
Senatoren sowie erste Stellungnahmen des Angeklagten und der Ankläger
sind nach Angaben des Forschungsdienstes des US-Kongresses (CRS) Teil
der Vorbereitungen des Verfahrens. Den eigentlichen Beginn des
Verfahrens – angesetzt für die zweite Februarwoche – markiert demnach
das Eröffnungsplädoyer der Ankläger des Repräsentantenhauses, gefolgt
von dem der Verteidigung.
Für eine Verurteilung Trumps wäre eine Zweidrittelmehrheit der
Senatoren nötig. Die Republikaner und die Demokraten des neuen
Präsidenten Biden halten jeweils 50 Sitze im Senat. Es müssten sich
also auch 17 Republikaner gegen Trump stellen. Im Fall einer
Verurteilung würde in einer zweiten Abstimmung eine einfache Mehrheit
ausreichen, um die von den Demokraten geforderte lebenslange
Ämtersperre auf Bundesebene gegen Trump zu verhängen.
Biden, der sich mit Blick auf das Amtsenthebungsverfahren gegen
seinen Vorgänger weitgehend bedeckt hält, sagte dem Nachrichtensender
CNN, er glaube nicht, dass 17 Republikaner für eine Verurteilung
Trumps stimmen würden. Er sprach sich aber für das Verfahren aus.
"Ich denke, dass es geschehen muss."
(pas/dpa)
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