Ein Gebäude in Gaza City steht nach einem israelischen Luftangriff in Flammen.Bild: www.imago-images.de / Nidal Alwaheidi
International
16.05.2021, 09:0116.05.2021, 11:11
Sowohl die Luftangriffe des israelischen Militärs auf Gaza als auch der Raketenbeschuss militanter Palästinenser auf Tel Aviv ging in der Nacht zum Sonntag unvermindert weiter. Im Gazastreifen wurden mindestens acht weitere Palästinenser getötet. In Tel Aviv heulten am Abend und nachts wieder die Sirenen.
In der Stadt Gaza wurden nach Augenzeugenberichten fünf Häuser zerstört. Man befürchte viele Tote und Verschüttete unter den Trümmern. Das Gesundheitsministerium in Gaza teilte am Sonntag mit, in der Stadt seien über Nacht acht Menschen getötet und 45 verletzt worden. Unter den Toten sei auch ein Arzt vom Schiffa-Krankenhaus, der größten Klinik in Gaza.
Israels Militär drohte außerdem der Hamas-Führungsriege mit gezielter Tötung. Die Luftwaffe habe
die Häuser von Raed Saad, Hamas-Chef für Spezialeinsätze, sowie
zweier Hamas-Kommandeure in Chan Junis im Süden und Dir el-Balach im
mittleren Abschnitt des Gazastreifens beschossen, teilte die israelische Armee am
späten Samstagabend mit.
Entsetzen über Zerstörung von Medien-Haus
Am Samstag hatten militante Palästinenser im Gazastreifen bereits
drei Mal kurz hintereinander Raketen auf die Küstenmetropole Tel Aviv
geschossen. In der Nachbarstadt Ramat Gan starb nach Angaben von
Sanitätern ein etwa 50 Jahre alter Mann beim Einschlag einer Rakete.
Nach Angaben der österreichischen Botschafterin in Israel, Hannah
Liko, schlug die Rakete unweit der diplomatischen Vertretung ein.
Israels Luftwaffe zerstörte kurz darauf ein 14-stöckiges Hochhaus im Gazastreifen, in dem
Medienunternehmen wie Associated Press (AP) ihre Büros hatten.
Berichten zufolge wurden die Bewohner zuvor telefonisch aufgefordert,
das Gebäude zu verlassen. Die Nachrichtenagentur AP reagierte
entsetzt. "Das ist eine unglaublich beunruhigende Entwicklung",
teilte AP-Präsident Gary Pruitt am Samstag in New York mit. "Wir sind
nur knapp einem schrecklichen Verlust von Menschenleben entgangen."
Ein Dutzend AP-Journalisten und freie Mitarbeiter sei rechtzeitig in
Sicherheit gebracht worden.
UN-Generalsekretär António Guterres reagierte bestürzt auf den
israelischen Angriff. Sein Sprecher Stephane Dujarric teilte in New
York mit, Guterres sei "zutiefst beunruhigt über die Zerstörung eines
Hochhauses in Gaza-Stadt durch einen israelischen Luftangriff, in dem
sich die Büros mehrerer internationaler Medienorganisationen sowie
Wohnungen befanden". Er sei zudem bestürzt über die steigende Zahl
von zivilen Opfern, einschließlich des Todes von zehn Mitgliedern
einer Familie, darunter Kinder, nach einem israelischen Luftangriff
auf das Flüchtlingslager Schati im Westen von Gaza. Er erinnere alle
Seiten daran, jeder willkürliche Angriff auf zivile und mediale
Strukturen verstoße gegen das Völkerrecht.
Es war das fünfte Hochhaus, das Israels Armee seit Beginn der
jüngsten Eskalation am Montag zum Einsturz bringt. Den Angaben
zufolge hatte auch der katarische TV-Sender Al-Dschasira (Al-Jazeera)
ein Büro in dem zuletzt zerstörten Gebäude. Die israelische Armee
teilte bei Twitter mit, Kampfjets hätten ein Hochhaus angegriffen, in
dem der Militärgeheimdienst der islamistischen Hamas über
"militärische Ressourcen" verfügt habe.
Insgesamt mindestens 155 Todesopfer
Die Hamas hat nach Angaben eines israelischen Luftwaffenoffiziers
seit Montag mehr als 2300 Raketen auf Israel abgefeuert. Israel habe
im gleichen Zeitraum mehr als 650 Ziele im Gazastreifen angegriffen.
Der Konflikt zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden
Hamas war zu Wochenbeginn eskaliert. Nach Angaben des
Gesundheitsministeriums in Gaza wurden seitdem 145 Menschen getötet
und 1100 verletzt. Wie der Rettungsdienst Magen David Adom mitteilte,
kamen in Israel durch den Raketenbeschuss der vergangenen Tage zehn
Menschen ums Leben, 636 wurden verletzt.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich in den letzten Wochen zugespitzt. Auslöser waren Auseinandersetzungen von Palästinensern und radikalen israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah wegen drohender Zwangsräumungen.
(om/dpa)
Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine liefert Apple keine Produkte mehr nach Russland. Auch Apple Pay und Apple Maps stellte das Unternehmen dort ein. Trotzdem stand Apple schon häufiger in der Kritik, inoffiziell mit dem Kreml zu kooperieren.