Angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus werden international immer weitere Maßnahmen ergriffen: Länder evakuieren ihre Staatsbürger aus China, Fluggesellschaften stoppen ihre Flüge in das Land, Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck an einem Impfstoff und der WHO-Notfall-Ausschuss tagt erneut.
In China selbst sieht die nationale Gesundheitskommission den Kampf gegen die Lungenkrankheit in einer "kritischen Phase". Sprecher Mi Feng sagte am Mittwoch in Peking, die eingeleiteten drastischen Maßnahmen seien "der einzige Weg, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern". Auch die Isolation – von Erkrankten, Verdachtsfällen oder Risikopersonen – sei effektiv.
Nach Einschätzung eines führenden chinesischen Lungenexperten wird die Krankheitswelle erst in sieben bis zehn Tagen ihren Höhepunkt erreichen. Der Chef des nationalen Expertenteams im Kampf gegen das Virus, Zhong Nanshan, sagte in einem am Mittwoch verbreiteten Interview der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur:
Er gehe nicht davon aus, dass der Ausbruch so lange dauern werde wie die Sars-Pandemie vor 17 Jahren, die sechs Monate dauerte. Zhong Nanshan hatte damals der Haltung der chinesischen Führung widersprochen und öffentlich gewarnt, dass der Ausbruch nicht unterschätzt werden dürfe.
Auch Professor Andreas Podbielski prognostiziert gegenüber der "Aptoheken-Umschau" einen Anstieg: "Vor allem, weil aufgrund der erhöhten Aufmerksamkeit nun auch Infektionen erfasst werden, die vorher vielleicht unbemerkt geblieben wären". Der gleichen Meinung sind auch Autoren einer Studie, die im Fachmagazin Lancet erschien. Hier schrieb man von einer Reihe von Krankheitsfällen aus Wuhan. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass etwa drei Prozent der Infizierten sterben. Viele der Infizierten zeigen außerdem wenige oder gar keine Symptome.
Der Coronavirus und SARS gehören zur Familie der Coronaviren. Wegen des kronenartigen Aussehens bekam das Virus seinen Namen, denn das spanische Wort für Krone lautet "Corona". Der neuartige Erreger ähnelt vom Ursprung her einem Virus, das 2017 in Fledermäusen entdeckt worden sei. Das 2019-nCov-Virus habe vermutlich einen Zwischenwirt in einem wilden Tier, sagte der erfahrene Experte Zhong Nanshan. Dies könnte Vermutungen bestätigen, das sich das Virus von einem Markt ausbreitete, wo auch Wildtiere zum Verzehr verkauft wurden.
Wie Nanshan sagte, seien "frühe Entdeckung und frühe Isolation" entscheidend, um das Virus in den Griff zu bekommen. Die Entwicklung eines Impfstoffes wird aus seiner Sicht noch drei bis vier Monate oder länger dauern.
Nach Angaben des Peter Doherty Instituts für Infektionen und Immunität in Melbourne haben australische Wissenschaftler das Virus inzwischen im Labor nachgezüchtet. Nunmehr könne in Zusammenarbeit mit anderen Instituten und der Weltgesundheitsorganisation WHO an einem Gegenmittel gearbeitet werden.
(joey/dpa/watson.ch)