Es war die erste Rede eines deutschen Bundespräsidenten in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem: Frank-Walter Steinmeier bekannte sich bei einer Zeremonie zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zur Schuld der Deutschen und ihrer andauernden Verpflichtung im Kampf gegen den Antisemitismus:
Zu der Zeremonie in Yad Vashem waren Dutzende Staats- und Regierungschefs aus aller Welt angereist, unter ihnen der russische Präsident Wladimir Putin, sein französischer Kollege Emmanuel Macron und US-Vizepräsident Mike Pence.
Der Präsident von Polen, das unter deutscher Besatzung Standort des Konzentrationslagers Auschwitz war, blieb der Veranstaltung indes wegen Differenzen mit Israel und Russland fern. Das Land will am 27. Januar eine separate Gedenkveranstaltung abhalten. Im KZ Auschwitz-Birkenau wurden mehr als eine Million Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden. Sechs Millionen Juden starben während des Holocaust.
Steinmeier warnte davor, einen Schlussstrich unter das Erinnern zu ziehen. "Ja, wir Deutsche erinnern uns. Aber manchmal scheint es mir, als verstünden wir die Vergangenheit besser als die Gegenwart", erklärte er.
Deutschland müsse seiner historischen Verantwortung auch in Zukunft gerecht werden, forderte Steinmeier. "Die Flamme von Yad Vashem erlischt nicht. Und unsere deutsche Verantwortung vergeht nicht. Ihr wollen wir gerecht werden. An ihr sollt Ihr uns messen."
Deutschland werde weiter den Antisemitismus bekämpfen, dem "Gift des Nationalismus" trotzen, jüdisches Leben schützen und an der Seite Israels stehen. "Dieses Versprechen erneuere ich hier in Yad Vashem vor den Augen der Welt", bekräftigte der Bundespräsident.
(ll/rt)