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Steinmeier in Yad Vashem: "Böse Geister zeigen sich in neuem Gewand"

Frank-Walter Steinmeier in Israel.
Frank-Walter Steinmeier in Israel. Bild: picture alliance / AA
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Steinmeier in Yad Vashem: "Die bösen Geister zeigen sich in neuem Gewand"

23.01.2020, 17:0223.01.2020, 19:31
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Es war die erste Rede eines deutschen Bundespräsidenten in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem: Frank-Walter Steinmeier bekannte sich bei einer Zeremonie zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zur Schuld der Deutschen und ihrer andauernden Verpflichtung im Kampf gegen den Antisemitismus:

  • "Die bösen Geister zeigen sich heute in neuem Gewand. Mehr noch: Sie präsentieren ihr antisemitisches, ihr völkisches, ihr autoritäres Denken als Antwort für die Zukunft, als neue Lösung für die Probleme unserer Zeit", warnte Steinmeier am Donnerstag.
  • Aus Respekt vor den Opfern sprach Steinmeier Englisch und nicht Deutsch, die Sprache der Täter.
  • Steinmeier sagte: "Die Täter waren Menschen. Sie waren Deutsche. Die Mörder, die Wachleute, die Helfershelfer, die Mitläufer: Sie waren Deutsche."
  • Er fügte hinzu: "Der industrielle Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden, das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte – es wurde von meinen Landsleuten begangen."

Zeremonie in Yad Vashem

Zu der Zeremonie in Yad Vashem waren Dutzende Staats- und Regierungschefs aus aller Welt angereist, unter ihnen der russische Präsident Wladimir Putin, sein französischer Kollege Emmanuel Macron und US-Vizepräsident Mike Pence.

Der Präsident von Polen, das unter deutscher Besatzung Standort des Konzentrationslagers Auschwitz war, blieb der Veranstaltung indes wegen Differenzen mit Israel und Russland fern. Das Land will am 27. Januar eine separate Gedenkveranstaltung abhalten. Im KZ Auschwitz-Birkenau wurden mehr als eine Million Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden. Sechs Millionen Juden starben während des Holocaust.

Was Steinmeier bei seiner Rede noch sagte:

Steinmeier warnte davor, einen Schlussstrich unter das Erinnern zu ziehen. "Ja, wir Deutsche erinnern uns. Aber manchmal scheint es mir, als verstünden wir die Vergangenheit besser als die Gegenwart", erklärte er.

Seine Mahnung:

"Ich wünschte, sagen zu können: Wir Deutsche haben für immer aus der Geschichte gelernt. Aber das kann ich nicht sagen, wenn Hass und Hetze sich ausbreiten (...). Das kann ich nicht sagen, wenn nur eine schwere Holztür verhindert, dass ein Rechtsterrorist an Jom Kippur in einer Synagoge in Halle ein Blutbad anrichtet."

Deutschland müsse seiner historischen Verantwortung auch in Zukunft gerecht werden, forderte Steinmeier. "Die Flamme von Yad Vashem erlischt nicht. Und unsere deutsche Verantwortung vergeht nicht. Ihr wollen wir gerecht werden. An ihr sollt Ihr uns messen."

Deutschland werde weiter den Antisemitismus bekämpfen, dem "Gift des Nationalismus" trotzen, jüdisches Leben schützen und an der Seite Israels stehen. "Dieses Versprechen erneuere ich hier in Yad Vashem vor den Augen der Welt", bekräftigte der Bundespräsident.

(ll/rt)

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