Die US-Wahl hat bereits begonnen, viele Umfragen legen nahe, dass der amtierende Präsident Donald Trump verlieren wird. Für diesen Fall einer Niederlage kursiert in den USA bereits eine verrückte Theorie.
So schreibt der Journalist Graeme Wood in einem Artikel für den "Atlantic", Trump könnte nach einer möglichen Wahlniederlage die Amtsgeschäfte an seinen Vize Mike Pence übergeben, um sich von diesem begnadigen zu lassen.
Der Hintergrund: Trump drohen eine ganze Reihe von Klagen, unter anderem wegen Steuerhinterziehung und Verleumdung. Solange er Präsident ist und damit weitestgehend Immunität genießt, kann ihm nicht viel passieren. Doch falls er sein Amt im Januar aufgeben müsste, wäre dieser Schutz hinfällig. Mit dem Trick käme er dieser Entwicklung zuvor.
Soweit die Theorie. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass Trump diesen Schritt wirklich vollzieht?
Wir haben mit USA-Experte Thomas Jäger gesprochen und ihn gefragt, ob das wirklich passieren könnte.
watson: Für wie realistisch halten Sie dieses Szenario?
Thomas Jäger: Ich halte das für möglich, aber für wenig realistisch. Vizepräsident Pence macht nicht mit und es wären nur einige der möglichen Anklagen gegen Trump betroffen. Gegen andere kann er sich so nicht wehren.
Mike Pence würde bei einem solchen Vorgehen nicht mitmachen?
Nein, denn Mike Pence hat, bei aller Loyalität zu Trump, damit Ruf und Karriere zu verlieren. Die Loyalität gegenüber Trump resultiert ja nicht draus, dass er ihn schätzt, sondern dass er weitere politische Ambitionen hat. Die könnte er danach begraben.
Könnte Trump mit einem solchen Schritt tatsächlich der Strafverfolgung entgehen?
Prinzipiell ja. Ein Präsident kann Begnadigungen auch vor dem Urteil aussprechen. Aber nur für Straftaten, die Bundesrecht brechen. Das würde in diesem Fall mögliche Anklagen wegen Behinderung der Justiz betreffen. Trump sieht sich auch finanziell heiklen Untersuchungen gegenüber, die auf New Yorker Recht Bezug nehmen. Dagegen kann er nicht begnadigt werden
(om)