Deutschland diskutiert weiter über Lockerungen. Die Wirtschaftsminister der Länder streben nun unter Auflagen ab dem 9. Mai eine bundesweite kontrollierte Öffnung des Gastgewerbes in Schritten an.
Doch die Pandemie ist längst nicht zu Ende. Wie US-Forscher jetzt prognostizierten, könnte die zweite Corona-Welle im Herbst sogar noch drastischer ausfallen.
Das renommierte Center for Infectious Disease Research and Policy (CIDRAP), das sich mit neuartigen Infektionskrankheiten befasst und eines der wichtigsten epidemiologischen Institutionen der USA ist, hat drei mögliche Szenarien vorgestellt. Für die Prognosen haben die Wissenschaftler Daten und Verläufe von bisherigen Pandemien ausgewertet und auf die Corona-Pandemie angewendet.
In dem Standpunktpapier, das Ende April erschien, gehen die Forscher davon aus, dass die Pandemie noch 18 bis 24 Monate anhalten wird. So lange könnte es je nach Land dauern, bis eine Herdenimmunität, also eine Infektion von etwa 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung erreicht ist.
Im ersten Szenario des weiteren Pandemie-Verlaufs folgt auf die erste Welle im Frühling eine Reihe von weiteren Wellen für die nächsten ein bis zwei Jahre, bis die Pandemie langsam abflaut.
Das könnte zur Folge haben, dass Maßnahmen immer wieder verschärft und gelockert werden müssen, um auf die jeweiligen Infektionszahlen zu reagieren.
Das zweite Szenario wäre das "Worst-Case-Szenario". Demnach würde im Herbst oder Winter 2020 eine weitaus größere Infektions-Welle folgen als die bisherige, ausgelöst durch eine voreilige Aufhebung der Beschränkungen.
Dieses Szenario würde einen erneuten Lockdown nötig machen, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.
Dieses Muster wäre den Forschern zufolge vergleichbar mit der Influenza-Pandemie 1918/19. Damals wurden in Denver die Kontaktbeschränkungen zu schnell gelockert, sodass sich das Virus in einer zweiten Welle exponentiell verbreiten konnte und noch mehr Menschen starben als bei der ersten Welle.
Im "Best-Case-Szenario" wäre die aktuelle Corona-Welle die höchste, gefolgt von kleineren, "nachbrennenden" Infektionsherden.
In diesem Fall wären keine weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nötig.
Die Forscher betonen, dass die möglichen Szenarien in den jeweiligen Ländern stark unterschiedlich ausfallen können, abhängig von den ergriffenen Maßnahmen. Zugleich gestehen die Experten ein, dass die Lage weiterhin unklar ist und Vorhersagungen über die Verbreitung des Virus nicht mit Sicherheit getroffen werden können.
Dennoch fordern sie in ihrer Stellungnahme die Politiker auf, "Schritte zu unternehmen, solange noch Zeit ist." Die Regierungen müssten Notfallpläne entwerfen für den Fall, dass weitere Eindämmungsmaßnahmen notwendig werden. Es solle eine Strategie entwickelt werden, medizinisches Personal bestmöglich zu schützen. Und schließlich solle die Bevölkerung darauf eingestellt werden, dass diese Pandemie noch nicht vorbei ist.
(lau)