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In Hongkong geht die Angst vor einem neuen Tiananmen-Massaker um

November 18, 2019, Hong Kong, China: Protesters clash with police outside Hong Kong Polytechnic University, where a police officer was shot in the leg with an arrow and an armoured vehicle was set on  ...
Demonstranten vor der von der Polizei belagerten PolyU.Bild: imago images / ZUMA Press
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In Hongkong geht die Angst vor einem neuen Tiananmen-Massaker um

18.11.2019, 18:4111.04.2024, 16:11
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Ein Wort ist jetzt wieder überall zu hören und zu lesen: "Tiananmen-Massaker".

Die Hongkonger Demonstranten befürchten, dass die Polizei ihren Protest blutig niederschlagen wird wie China das 1989 mit der Protestbewegung auf dem Tiananmen-Platz getan hat. Die Gewalt und das Chaos auf den Straßen in Hongkong jedenfalls nimmt kein Ende. Auch Montagnacht sitzen noch immer Demonstranten an der Polytechnischen Universität fest. Die Polizei belagert das Gelände.

Als am Montagabend etwa hundert Demonstranten fliehen wollen, werden sie von der Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen beschossen, berichtet die BBC. Einigen sei die Flucht gelungen, wie vielen genau, ist bisher nicht bekannt.

Die Demonstranten in Hongkong sind verzweifelt

Seit Samstag zieht sich die Auseinandersetzung zwischen Anhängern der Demokratie-Bewegung und der Polizei an der PolyU. Am Montag setzten die Sicherheitskräfte laut eigenen Angaben auch scharfe Munition ein.

Die Demonstranten sind verzweifelt. Am Montagmorgen richteten sie sich mit dem Video einer Studentin an die internationale Öffentlichkeit: "Die Zeit läuft ab!" Den Demonstranten in der PolyU fehle es an Nahrungsmittel und Wasser.

Mittlerweile zirkuliert auch das Video einer Mutter in den sozialen Netzwerken, die um ihren Sohn bangt, der sich offenbar unter den Demonstranten befindet:

Und immer wieder findet sich auf Twitter und in Telegramm-Channel der Hinweis auf das Tiananmen-Massaker. Die Demonstranten gehen davon aus, dass die Polizei auch Sturmgewehre vom Typ AR-15 einsetzt.

Kämpfe rund um die PolyU

Die Gewalt in Hongkong ist in den vergangenen Tagen eskaliert. Als die Polizei das Gelände der PolyU am Montag stürmen wollte, hätten die Aktivisten ein großes Feuer entzündet, um die Beamten abzuwehren, berichtete die "South China Morning Post". Polizisten wurden zudem mit Pfeilen beschossen.

Am Abend konnten verletzte Demonstranten schließlich mit Hilfe von medizinischem Personal das Gelände verlassen, mussten aber der Polizei ihre Personalien geben, wie der Sender RTHK berichtete.

Die Stimmung unter den auf dem Campus verbliebenen Aktivisten sei verzweifelt, berichtet eine 19-Jährige, die sich "K" nannte, der Nachrichtenagentur AFP. "Einige haben heftig geweint, andere waren wütend. Sie empfanden Hoffnungslosigkeit, weil uns der Weg aus dem Campus versperrt wurde."

Am Montag kam es auch auf den Straßen rund um die PolyU zu Zusammenstößen. Ein Großaufgebot von Polizisten ging mit Tränengas und Schlagstöcken gegen radikale Aktivisten vor, die neue Straßenbarrikaden bauten und und mit Steinen warfen. Die Straßenkämpfe dauerten bis Montagabend an.

Inmitten der schweren Auseinandersetzungen musste Hongkongs Regierung am Montag auch eine peinliche Niederlage hinnehmen müssen. Ein Gericht verwarf das erst Anfang Oktober verhängte Vermummungsverbot als verfassungswidrig.

Hongkong-Aktivist fordert Sanktionen

Der berühmte Hongkong-Aktivist Joshua Wong forderte am Montag in Berlin Sanktion gegen die Regierung seiner Heimatstadt. Der "Bild"-Zeitung sagte er: "Es reicht nicht mehr aus, dieses brutale Vorgehen zu verurteilen, das sich live vor unseren Augen abspielt." Die EU-Länder sollten Sanktionen verhängen.

An die Deutschen, die Peking ohnehin gerade "ins diplomatische Tiefkühlfach" gepackt hat, wie Experten sagen, hat Wong eine eigene Botschaft: "Deutschland sollte die wirtschaftlichen Vereinbarungen mit einem rücksichtslosen Regime überdenken, das sich nie an die Regeln hält."

Wong hatte zuletzt den Einsatz von Gewalt in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" gerechtfertigt: "Mit rein friedlichem Protest werden wir unser Ziel nicht erreichen"

(ll/mit Material der dpa/afp)

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