In dem von Terror heimgesuchten westafrikanischen Land Niger haben Bewaffnete mehr als 100 Menschen getötet. Das teilte Premierminister Birgi Rafini am Sonntag nach einem Besuch der beiden betroffenen Dörfer nahe der Grenze zu Mali mit. Bisher habe sich keine Gruppierung zu dem Angriff bekannt. Nach Angaben des nigrischen Innenministers Alkache Alhada wurden mindestens 20 Menschen bei dem Angriff verletzt. Alhada bezeichnete die Angreifer als Dschihadisten. Im Niger und den anderen Ländern dieser Region sind etliche Terrorgruppen aktiv, die Al-Kaida oder dem Islamischen Staat (IS) die Treue geschworen haben.
Der Überfall ereignete sich am Samstag in den Dörfern Tchombangou und Zaroumdareye. Der Angriff soll eine Vergeltung für die Ermordung von zwei Kämpfern durch Dorfbewohner gewesen sein, sagte der Innenminister. Junge Leute der beiden Dörfer hatten demnach versucht, in dem umkämpften Gebiet eine Selbstverteidigungsgruppe zu bilden. Es wird angenommen, dass die bewaffneten Männer auf Motorrädern aus dem benachbarten Mali gekommen sind. Die nigrischen Behörden verfolgten sie, sagte der Innenminister.
Der Niger ist eines der wichtigsten Transitländer für afrikanische Migranten, die über das Mittelmeer die EU erreichen wollen. Zusammen mit Mali, Mauretanien, dem Tschad und Burkina Faso ist der Niger Teil der G5-Sahel-Gruppe, die Terrorgruppen bekämpfen will. Die Regierung hat in den wüstenhaften Weiten außerhalb der Städte wenig Kontrolle, was nicht nur dschihadistische Gruppen, sondern auch kriminelle Netzwerke ausnutzen. In den vergangenen Jahren hatte Europa Druck auf die nigrische Regierung ausgeübt, den Menschenschmuggel einzudämmen. Zudem gilt der Niger als wichtiger Partner der EU im Kampf gegen Terrorismus in der Sahelzone.
Im Niger waren am selben Tag die vorläufigen Ergebnisse der Präsidenten- und Parlamentswahlen bekanntgegeben worden. Staatschef Mahamadou Issoufou wird, wie von der Verfassung vorgesehen, den Posten nach seinen zwei Amtszeiten abgeben. Ein Verbündeter des ausscheidenden Präsidenten, der ehemalige Außenminister Mohamed Bazoum, trat für die Regierungspartei PNDS an und erhielt 39.6 Prozent der Stimmen. Ebenso wie der stärkste Oppositionskandidat Mahamane Ousmane (16.9 Prozent) erreichte er jedoch nicht die nötige Stimmenmehrheit, weshalb eine Stichwahl am 22. Februar nötig wird.
Bei einem weiteren Angriff im Nachbarland Mali kamen ebenfalls am Samstag zwei französische Soldaten ums Leben. Ein dritter wurde verletzt, als ein Sprengsatz unter ihrem Fahrzeug explodierte, wie der Élyséepalast in Paris mitteilte. Der Vorfall ereignete sich demnach bei einer Aufklärungsfahrt in der östlichen Region Menaka. Bereits am Montag waren in Mali drei französische Soldaten ums Leben gekommen, als ein improvisierter Sprengsatz unter ihrem gepanzerten Fahrzeug hochging./dis/DP/zb
(mse/dpa)