Geeint legen die Vorsitzende der AUF, Astrid Hoem, der Ministerpräsident von Schweden, Stefan Lövfen, der Vorsitzende der norwegischen Arbeiterpartei Jonas Gahr Store Blumen auf die Gedenkstette des Anschlags nieder.Bild: Beate Oma Dahle/NTB/dpa
International
Für Norwegen war es der schlimmste Tag seit dem Zweiten Weltkrieg: Am 22. Juli 2011 tötete der Rechtsextremist Anders Behring Breivik 77 Menschen. Ein Jahrzehnt nach dem Terror macht das skandinavische Land deutlich, dass sich die Taten niemals wiederholen dürfen.
Norwegen gedenkt der 77 Todesopfer der Terroranschläge
in Oslo und auf der Insel Utøya vor genau zehn Jahren. Am Jahrestag
der Angriffe des Rechtsextremisten Anders Behring Breivik sind am
Donnerstag mehrere Gedenkveranstaltungen und Schweigeminuten geplant,
an denen unter anderem Überlebende, Hinterbliebene, Regierungschefin
Erna Solberg und Königshausvertreter teilnehmen werden. Bei einem
nationalen Gedenken am Abend wird König Harald V. eine Rede halten.
Bluttat von 2011 für Norwegen schlimmster rechtsextremistischer Anschlag seit dem 2. Weltkrieg
Breivik hatte am 22. Juli 2011 zunächst eine Autobombe im
Regierungsviertel der norwegischen Hauptstadt gezündet und dabei acht
Menschen getötet. Daraufhin fuhr er zur etwa 30 Kilometer entfernten
Insel Utøya, wo er sich als Polizist ausgab und das Feuer auf die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen Sommerlagers der
Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei eröffnete.
69 Menschen, darunter vor allem Jugendliche und junge Erwachsene,
kamen auf Utøya ums Leben. Breivik nannte rechtsextreme und
islamfeindliche Motive für seine Taten. Er wurde im August 2012 zur
damaligen Höchststrafe von 21 Jahren Sicherheitsverwahrung mit einer
Mindestdauer von zehn Jahren verurteilt.
"Der 22. Juli ist eine dunkle Erinnerung in unserer Geschichte und
wir sollten diejenigen niemals vergessen, die im Regierungsviertel
und auf Utøya getötet wurden", erklärte Ministerpräsidentin Solberg
vorab. Der 22. Juli und alle anderen Tage sollten zu einer Erinnerung
daran genutzt werden, dass man eine gemeinsame Verantwortung habe, um
mit extremen Haltungen, Rassismus und Hassreden abzurechnen. "Der
Kampf gegen Hass und Extremismus endet nie."
Norwegen antwortet stark auf Anschlag – Überlebende kämpfen bis heute
Überlebende und Angehörige kämpfen bis heute mit gesundheitlichen
Langzeitfolgen der Anschläge, darunter Angst, Depressionen und
Schlafstörungen. Wie aus einer jüngst veröffentlichten Utøya-Studie
hervorgeht, hat jeder Dritte, der den Terror auf der Insel überlebte,
Hassbotschaften und Drohungen erlebt. Der Großteil davon führt dies
darauf zurück, dass sie am 22. Juli 2011 auf Utøya gewesen waren.
Die unmittelbare Reaktion der norwegischen Gesellschaft auf die
Anschläge war international mit Bewunderung betrachtet worden.
"Unsere Antwort auf Gewalt ist noch mehr Demokratie, noch mehr
Menschlichkeit, aber niemals Naivität", hatte der damalige
norwegische Ministerpräsident und heutige Nato-Generalsekretär Jens
Stoltenberg damals gesagt.
Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen, Kronprinz Haakon Magnus von Norwegen, und Erna Solberg, Ministerpräsidentin von Norwegen, nehmen an einer Gedenkfeier anlässlich des 10. Jahrestages der Terroranschläge in Oslo und auf der Insel Utøya teil.Bild: dpa / Geir Olsen
In einem Interview mit ZDFheute anlässlich des zehnten Jahrestags
sagte Stoltenberg, am 22. Juli gehe es in erster Linie um diejenigen,
die damals ihr Leben und ihre Angehörigen verloren hätten. Die ganze
Nation sei jedoch von den Taten getroffen worden. "Die Attentate
haben Norwegen und das, was wir sind, stark geprägt." Oder wie es
Solberg – Stoltenbergs direkte Nachfolgerin im obersten Regierungsamt
Norwegens – am Mittwochnachmittag auf einer Podiumsdiskussion in der
Universität von Oslo ausdrückte: "Einige wurden angegriffen. Aber der
Rest von uns stand unter Schock." Die Bevölkerung habe den Schmerz
ebenfalls gespürt. "Es war ein Schmerz für die ganze Gesellschaft."
Rechtsextremer Terror in Norwegen weiterhin ein Problem
Das Problem rechtsextremer Ansichten ist nach den Taten von Oslo und
Utøya auch in Norwegen nicht verschwunden. Vor einem Jahr wurde ein
junger Angreifer zu 21 Jahren Sicherheitsverwahrung mit einer
Mindestdauer von 14 Jahren verurteilt, nachdem er im August 2019 am
Vorabend des islamischen Opferfestes eine Moschee nahe Oslo
angegriffen hatte. Er war dabei mit mehreren Schusswaffen bewaffnet,
konnte aber von Gläubigen überwältigt und festgenommen werden. In
seiner Wohnung fand die Polizei später die Leiche seiner 17-jährigen
Stiefschwester, die er mit vier Gewehrschüssen getötet hatte.
Die Gedenkveranstaltungen zum 22. Juli sollten am Donnerstagmorgen
mit einer Zeremonie im Osloer Regierungsviertel beginnen. Dort
sollten unter anderem die Namen aller 77 Todesopfer verlesen werden.
Stoltenberg wird am Vormittag im Osloer Dom eine Rede halten, bevor
auf Utøya später Blumen und Kränze niedergelegt werden. Auf der Insel
wollte auch Kronprinz Haakon eine Rede halten. Ansonsten wird nicht
nur während mehrerer geplanter Schweigeminuten vor allem eines
herrschen an diesem Tag in Norwegen: Stille.
(vdv/dpa)
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