Touristen schießen Fotos vor dem Eifelturm. Das Corona-Virus beherrscht die meisten europäischen Länder nach wie vor. Bild: www.imago-images.de / Patricia Moribe
International
15.08.2020, 19:2916.08.2020, 11:11
Im Frühjahr stand die EU mit ihren
Brandherden Italien und Spanien im Zentrum der Corona-Krise, dann hat
sich der Kampf gegen das Virus in andere Weltregionen verlagert – in
die USA, nach Lateinamerika und Indien. Doch auch die EU-Staaten
haben in diesem Sommer ein beinahe kollektives Problem: Die
Infektionszahlen steigen fast überall wieder. Sowohl das Europäische
Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)
als auch das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO sprechen
bereits von einem Wiedererstarken des Virus in manchen Ländern - und
vielerorts herrschen Sorgen vor weiter zunehmenden Zahlen, wie die
Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichten.
"Das Risiko eines Wiederauflebens von Covid-19 ist sehr real",
schrieb EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides zu Wochenbeginn
auf Twitter. Sie verwies dabei auf die jüngste ECDC-Risikobewertung
für die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) zuzüglich
Großbritannien. Darin heißt es, viele Staaten testeten jetzt bereits
milde Verdachtsfälle ohne Symptome, was zu der Zunahme der Fallzahlen
beitrage. In mehreren Ländern gebe es allerdings auch "ein echtes
Wiederaufleben an Fällen", das eine Folge davon sei, dass die
Maßnahmen zum Abstandhalten gelockert worden seien.
Dabei gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht im
Corona-Kampf. Die gute ist unverkennbar: Die Zahl der Europäer, die
im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung sterben, steigt seit
langem viel langsamer als in den heftigen Corona-Monaten März und
April. Derzeit liegt sie bei deutlich mehr als 180.000 Todesfällen für den EWR
plus Großbritannien, hinzu kommen rund 1700 in der Schweiz. Aus
diesen 32 Ländern kamen zu Spitzenzeiten zwei Drittel der Todesfälle
weltweit, mittlerweile ist der Anteil auf ein knappes Viertel
zurückgegangen.
Zahl der täglichen Neuinfektionen macht Sorge, vor allem in Belgien, Spanien und Niederlanden
Beunruhigender ist dagegen die Zahl der täglichen Neuinfektionen.
Dieser Wert war in 27 der 32 genannten Länder in den ersten sieben
Tagen im August höher als in den ersten sieben Tagen des Julis,
darunter auch in Deutschland. Während das einst so coronagebeutelte
Italien seit Wochen verhältnismäßig gut dasteht und auch die Zunahme
etwa in Österreich moderat ausfiel, schossen die Infektionszahlen in
Belgien, den Niederlanden und Spanien um ein Vielfaches in die Höhe.
Die einst von vergleichsweise vielen Infektionen geplagten Schweden
und Portugiesen konnten dagegen einen starken Rückgang vermelden - ob
das anhält, bleibt abzuwarten.
Die Gründe für die insgesamt wachsenden Zahlen sind verschieden.
Vier davon treten aber immer wieder auf: mehr Tests, gelockerte
Beschränkungen, der sommerliche Reiseverkehr – und eine
Corona-Müdigkeit, bei der die Menschen die Covid-19-Risiken nach
Monaten der Pandemie nicht mehr so stark wahrnehmen. Zu letzterem
Faktor brachte es Estlands Sozialminister Tanel Kiik jüngst auf den
Punkt. "Die Krankheit und das Virus sind in Estland wieder auf dem
Vormarsch", sagte er in Tallinn.
"Leider liegt das Problem nicht in den Einschränkungen oder den Maßnahmen, sondern in deren Einhaltung."
Welche Länder jetzt Sorgenkinder sind
Vielerorts sind es lokale Ausbrüche, die zu regionalen Maßnahmen
führen – etwa im dänischen Aarhus, im belgischen Antwerpen oder im
englischen Manchester. Belgien an sich verzeichnete wieder stark
steigende Infektionszahlen, auch Rumänien und Bulgarien gelten als
Sorgenkinder.
Die Briten kriegen ihre hohe Zahl an Todesfällen nicht
in den Griff. Das betrifft in erster Linie England, wo im
Durchschnitt täglich immer noch mehrere Dutzend Menschen an einer
Coronavirus-Infektion sterben.
Zuwachs vor allem bei jungen Leuten
In Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden steigen die
Infektionszahlen derweil vor allem bei jungen Erwachsenen. Die
französischen Behörden monieren, dass gerade im Zusammenhang mit
Urlaubsreisen und sommerlichen Festen und Feiern die Abstandsregeln
nicht eingehalten werden. "Haltet euch an die Regeln, sonst sitzen
wir alle bald wieder zu Hause fest", mahnte der niederländische
Ministerpräsident Mark Rutte bereits an. Illegale Partys, volle
Kneipen, aber auch Familienfeste: Das sind die großen
Ansteckungsherde vor allem in Amsterdam und Rotterdam.
Zwei Länder standen im Frühjahr im Zentrum der Krise und befinden
sich nun weit voneinander entfernt: Spanien und Italien. Während die
Italiener die Pandemie mit einem harten Lockdown unter Kontrolle
brachten, sich konsequent an die Schutzregeln halten und stolz auf
das Erreichte sind, verzeichnen die Spanier nach dem Lockdown-Ende
wieder mehr Infektionen als die meisten anderen Länder Europas.
Zwar versichert die Regierung in Madrid, dass die Pandemie im
Griff sei. Doch nach offiziellen Angaben gibt es derzeit rund 675
lokale Ausbrüche. Eine Folge davon ist, dass das Auswärtige Amt in
Berlin vor Reisen nach Spanien warnt, das ganze Land bis auf die Kanaren ist zum Risikogebiet erklärt worden. Das Gesundheitssystem
steht dabei unter Druck, aber nicht mehr vor dem Kollaps wie etwa im
April.
Aber auch in den Ländern, die die Krise bislang gut gemeistert
haben, ist das Virus noch nicht verschwunden. Norwegen zum Beispiel
führte zuletzt aus Corona-Sorge ebenso wie Finnland und Dänemark
wieder Reisebeschränkungen für bestimmte Länder ein, während die
nationalen Experten zur weiteren Vorsicht mahnen. "Es gab vielleicht
jemanden, der geglaubt hat, dass Corona nur ein dummer Traum des
Frühjahrs war, dass wir in einen Herbst ohne Corona gehen würden",
sagte etwa der führende dänische Epidemiologe Kåre Mølbak am Montag
in Kopenhagen.
"Aber das war kein dummer Traum. Das Virus ist immer noch da."
(vdv/dpa)
Nach bald drei Jahren hat die Ukraine kaum noch Optionen, um den Krieg gegen Aggressor Russland militärisch zu gewinnen. Besiegt ist das geschundene Land deswegen aber nicht.
Am Dienstag ist es 1000 Tage her, seit der russische Autokrat Wladimir Putin den Befehl zur Invasion der Ukraine gab. Nun beginnt der dritte Kriegswinter. Er droht in der Ukraine "besonders kalt und dunkel zu werden", so der österreichische "Standard". Denn russische Luftschläge haben die Energieversorgung hart getroffen, zuletzt am Wochenende.