Bild: ROPI / Till M. Egen/SeaWatch
International
Nach mehr als zwei Wochen auf offener See hat das
Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch mit 40
Migranten an Bord im Hafen der italienischen Insel Lampedusa
angelegt. Die Kapitänin der "Sea Watch 3", Carola Rackete wurde daraufhin festgenommen.
- Das sagte Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer der Deutschen Presse-Agentur am frühen Samstagmorgen.
- Es sei unklar, ob und wann die Migranten von Bord gehen könnten. Neben den Migranten sind 22 Besatzungsmitglieder und mehrere italienische Abgeordnete auf dem Schiff.
Darum geht's im Streit um die "Sea Watch 3"
Die Kapitänin Rackete war Mitte der Woche trotz Verbots der
italienischen Regierung in die Hoheitsgewässer des Landes gefahren.
"Ich fahre in italienische Gewässer und ich bringe sie (die
Migranten) in Sicherheit auf Lampedusa", hatte sie betont.
Laut
Sea-Watch-Sprecherin Giorgia Linardi haben sich vier Länder – Deutschland, Portugal, Frankreich und Luxemburg – bereit erklärt,
Migranten von dem Schiff zu aufzunehmen.
Die Organisation twitterte am Samstagmorgen, man habe vor fast 60
Stunden den Notstand ausgerufen. "Niemand hörte uns zu. Niemand
übernahm Verantwortung. Einmal mehr ist es an uns, (...), die 40
Geretteten in Sicherheit zu bringen."
Am 12. Juni hatte die "Sea Watch 3" vor der libyschen Küste 53 Menschen gerettet. 13 von ihnen wurden aus medizinischen Gründen bereits in den vergangenen Tagen nach Lampedusa gebracht. Seit gut zwei Wochen wartet die Organisation vergeblich auf eine Erlaubnis, in einen europäischen Hafen zu fahren.
Seit Jahren streiten die EU-Länder über einen Mechanismus zur Verteilung der Bootsflüchtlinge. Italiens rechtspopulistischer Innenminister Matteo Salvini verlangte nun konkrete "Garantien" der aufnahmebereiten Länder, bevor die Menschen von Bord des Schiffes gehen dürften. Daneben sei die Regierung "entschlossen", gegen jeden vorzugehen, der die Gesetze gebrochen habe.
Was Italien Rackete vorwirft:
Am Freitag hatte die italienische Staatsanwaltschaft gegen
Rackete Ermittlungen eingeleitet. Vorgeworfen werden ihr laut Linardi
unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Verletzung des
Seerechts.
Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete, ein
italienisches Zollboot habe versucht, das Rettungsschiff vom Anlegen
abzuhalten, es hätte dann aber ausweichen müssen. Laut Ansa drohen der Kapitänin Rackete daher drei bis zehn Jahre Haft. Sie habe gegen ein Kriegsschiff Widerstand geleistet oder Gewalt angewendet habe, so der Vorwurf.
Neugebauer sagte,
man habe die Hafenpolizei informiert, dass das Schiff in den Hafen
der sizilianischen Insel fahren werde. "Die Menschen an Bord sind
völlig erschöpft und verunsichert." Nun sei man erleichtert, den
Hafen erreicht zu haben. Die Menschen sollten schnellstmöglich von
Bord an Land und in Sicherheit gebracht werden.
(ll/dpa)
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