US-Virologe Anthony Fauci, in etwa die amerikanische Entsprechung zu Christian Drosten, warnt mit drastischen Worten vor den Folgen der Corona-Pandemie. Er gehe davon aus, dass der weltweite Ausbruch des Coronavirus genauso schlimm sein könnte wie die Spanische Grippe von 1918. An dieser waren weltweit mehr als 50 Millionen Menschen gestorben.
Fauci sprach am Dienstag (Ortszeit) vor Studenten der Georgetown Universität in der amerikanischen Hauptstadt Washington. Es handelte sich dabei um einen Online-Vortrag. Der Top-Virologe ging dabei auch auf die besonderen Risiken ein, denen junge Menschen ausgesetzt sind.
Viele junge Menschen, sagte er mit Blick auf die sommerliche Jahreszeit, könnten das Gefühl haben, dass sie "lieber in einer Menschenmenge an einer Margarita nippen würden." Um eine weitere Verbreitung zu verhindern sei es aber wichtig, dass man sich selbst nicht anstecke oder, wenn doch, niemanden anderen anstecke.
Es sei verständlich, dass sich viele junge Menschen sagten: "Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich in Schwierigkeiten gerate, wenn ich mich infiziere, viel geringer als bei einem älteren Menschen."
In den meisten Bundesstaaten der USA ist derzeit ein Anstieg der Coronavirus-Fälle und der Todesfälle zu verzeichnen. Trump-Fans und verschwörungsideologische Gruppen haben Fauci, der seit Ronald Reagan unter jedem US-Präsidenten gedient hat, beschuldigt, Teil einer Verschwörung zu sein und gegen den Präsidenten zu arbeiten.
Am Wochenende verteilte ein Vertreter des Weißen Hauses eine Liste mit Beispielen, in denen Fauci mit Blick auf das Coronavirus falsch gelegen haben soll. Aufgeführt wurden aber vor allem Äußerungen des Leiters des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) zu Beginn der Pandemie. Dort sprach sich Fauci unter anderem gegen das Tragen von Schutzmasken aus, bezeichnete das Risiko für die USA durch das Virus als begrenzt und stellte infrage, ob Menschen ohne Krankheitssymptome andere Menschen anstecken können."
Die "New York Times" verwies zudem auf Beispiele, in denen Äußerungen des bekanntesten Vertreters des Corona-Krisenstabs von Präsident Donald Trump nur unvollständig wiedergegeben werden. So hatte Fauci Ende Februar in einem Fernsehinterview zwar gesagt, derzeit müssten die Menschen ihren Alltag nicht umstellen. Zugleich warnte er aber, das Risiko für die USA sei derzeit gering, "aber das könnte sich ändern". Es gebe sogar die Gefahr eines "großen Ausbruchs".
Unter der Bevölkerung genießt Fauci dagegen ein hohes Ansehen: Eine Umfrage der New York Times ergab etwa, dass 67 Prozent der Befragten Faucis Umgang mit dem Coronavirus-Ausbruch vertrauten. Präsident Donald Trump vertrauen demnach lediglich 26 Prozent der US-Amerikaner.
(om/mit Material von dpa)