
Soldaten begleiten Menschen in Nakhon Ratchasima vom Unglücksort weg.Bild: Zhang Keren/dpa
International
In Thailand erschießt ein Soldat 26 Menschen. Laut Medienberichten nimmt er in einem Einkaufszentrum Geiseln. Nach dem Blutbad wird der Täter von Sicherheitskräften getötet. Was war sein Motiv?
09.02.2020, 10:5209.02.2020, 11:21
Bei einem der weltweit verheerendsten Amokläufe der
vergangenen Jahre hat ein 32-jähriger Soldat in Thailand 26 Menschen
getötet – viele davon in einem Einkaufszentrum. 57 Opfer wurden zudem
verletzt, bestätigte Premierminister Prayut Chan-o-cha am Sonntag auf
einer Pressekonferenz. "Eine solche Situation hat Thailand noch nie
erlebt", sagte der der thailändische Regierungschef. "Lasst uns
hoffen, dass es das erste und letzte Mal war."
Der Premier war zum Tatort in Nakhon Ratchasima, rund 260 Kilometer
nordöstlich der Hauptstadt Bangkok, gereist. Der Schütze sei in dem
Einkaufszentrum erschossen worden, in dem er sich versteckt hatte,
bestätigte Polizeisprecher Krissana Pattanacharoen. Der mutmaßliche
Täter soll seinen Amoklauf gefilmt und live bei Facebook gestreamt
haben, Medien zitierten den Mann daraus – er sprach demnach von
"Rache" und "Selbstverteidigung". Das Video wurde kurze Zeit später
von der Plattform entfernt. "Der Schütze hat ein Maschinengewehr
benutzt und auf unschuldige Opfer geschossen, was zu vielen
Verletzten und Toten führte", so Pattanacharoen.
Was war passiert?
In der Mall "Terminal 21" nahm der Mann Medienberichten zufolge auch
Geiseln. Der Premierminister sagte, Auslöser der Tat sei ein
persönlicher Streit mit der Schwiegermutter seines Kommandeurs
gewesen. Der 32-Jährige hatte laut thailändischen Medien zunächst auf
dem Militärstützpunkt Surathampithak Waffen und Munition gestohlen
und seinen Vorgesetzten und weitere Militärangehörige getötet. Dann
soll er in einem gestohlenen Militärfahrzeug erst zu einem
buddhistischen Tempel gefahren sein, dort waren demnach Gläubige
unter den Opfern. Später verschanzte er sich in dem Einkaufszentrum.
Auf Videos in den Medien war zu sehen, wie Menschen am Abend aus der
Ladenpassage flohen und wie eine militärische Spezialeinheit
anrückte. In der Nacht waren Schüsse zu hören. Hunderte Menschen
wurden aus dem Einkaufszentrum gerettet. Ein Video soll die Bilder
einer Überwachungskamera zeigen, mit einem in Schwarz gekleideten
Schützen.
"Ich hatte einfach so eine Angst."
Augenzeugin
"Ich konnte die ganze Zeit Schüsse hören.
Mein Hände waren kalt und haben gezittert." Sie sei von der Polizei
über den Notausgang herausgebracht worden.
Mutter des Täters am Tatort
Polizisten sollen die Mutter des Soldaten zum Tatort begleitet haben – in der Hoffnung, ihren Sohn zur Aufgabe zu bewegen, hieß es weiter.
Die Polizei hatte die Anwohner angewiesen, ihre Häuser und Wohnungen
nicht zu verlassen und sich von den Tatorten fernzuhalten. Die
Straßen um das Einkaufszentrum herum wurden abgesperrt.
Der deutsche Botschafter in Bangkok, Georg Schmidt, zeigte sich
erleichtert, nachdem der Amoklauf mit dem Einsatz der
Sicherheitskräfte beendet war. Er drückte den Familien und Freunden
sein tiefes Beileid aus, auf Twitter wünschte er am Sonntag den
Verletzten eine schnelle Genesung.
Die Polizei richtete eine Hotline für die Menschen ein, die in Gefahr
waren. Der Tatort liegt im Isan, einer ländlichen Gegend Thailands,
die kein klassisches Touristenziel ist. Einkaufszentren sind in dem
südostasiatischen Land sehr verbreitet.
(dpa/lin)
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