In Portland hat es erneut Ausschreitungen gegeben. Bild: ap / Sean Meagher
International
US-Präsident Donald Trump macht
Gewalt am Rande von Protesten in amerikanischen Städten immer mehr
zum Wahlkampfthema im Rennen ums Weiße Haus. Nachdem in der Nacht zum
Sonntag ein Mann in der Stadt Portland erschossen wurde, brachte
Trump die Gewalt erneut mit der Politik der Demokraten in Verbindung.
Am Dienstag will Trump in die Stadt Kenosha fahren, in der es
nach Schüssen eines Polizisten in den Rücken eines Schwarzen
ebenfalls Proteste gibt. Dabei wolle er sich mit Sicherheitsbehörden
treffen und sich ein Bild von den Schäden bei den gewalttätigen
Protesten machen, sagte ein Sprecher. Ein Anwalt des schwer
verletzten schwarzen Amerikaners Jacob Blake sagte im Sender CBS,
dessen Familie habe bisher kein Gesprächsangebot Trumps bekommen. Der
demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden und Vize Kamala
Harris hätten dagegen rund eine Stunde mit der Familie Blakes
telefoniert.
Trump hat das Versprechen von "Recht und Ordnung" zu einer
zentralen Botschaft im Präsidentschaftswahlkampf gemacht. Abgestimmt
wird am 3. November. In Portland (Oregon) gibt es seit Wochen jede
Nacht Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Corso für Trump durch Portland
Am Samstag fuhr ein Autocorso von Trump-Anhängern durch Portland.
Laut Medienberichten waren es mehreren hundert Autos mit etwa 2500
Trump-Unterstützern. Trump begrüßte die Aktion auf Twitter mit den
Worten "Großartige Patrioten!".
Laut Medienberichten kam es in Portland zu Auseinandersetzungen
zwischen Trump-Anhängern und Demonstranten. Auf dem Video eines "New
York Times"-Reporters war zu sehen, wie von der Ladefläche eines
Pickups im Autocorso mit einem Paintball-Gewehr auf Demonstranten
geschossen wird. Von einem anderen Wagen wird Pfefferspray versprüht.
Der erschossene Mann trug laut Medienberichten eine Baseball-Kappe
der rechten Gruppe "Patriot Prayer".
In Kenosha im Bundesstaat Wisconsin waren in der Nacht zum
Mittwoch zwei Menschen am Rande von Protesten erschossen worden. Als
Schütze wurde im benachbarten Bundesstaat Illinois ein 17-Jähriger
festgenommen. Er war mit anderen bewaffneten Zivilisten unterwegs,
die behaupteten, Eigentum vor Plünderungen schützen zu wollen.
Zumindest seine Schüsse auf zwei Personen waren von Augenzeugen
gefilmt worden. Der Mann wurde wegen Mordes und versuchten Mordes
angeklagt. Sein Anwalt erklärte, es sei Selbstverteidigung gewesen.
Auf seinen Social-Media-Profilen bekundete der 17-Jährige Bewunderung
für die Polizei und trat als Trump-Anhänger in Erscheinung.
Trump greift Biden an
Biden, der acht Jahre Vizepräsident unter Barack Obama war, ist
bei schwarzen US-Amerikanern populär. Trump versucht, die Demokraten
mit Gewalt bei Protesten in Verbindung zu bringen und Ängste bei
potenziellen Wählern zu schüren. Die Krawalle seien ein Vorgeschmack
darauf, dass in "Bidens Amerika" niemand sicher sein werde, sagte
Trump jüngst. Biden warf Trump im Gegenzug vor, die Gewalt im Land
anzufachen, um daraus politischen Nutzen zu ziehen: "Er gießt mehr
Benzin ins Feuer."
Unterdessen werden häppchenweise mehr Details zum Polizeieinsatz
bekannt, bei dem ein Polizist in Kenosha vor einer Woche dem
29-jährigen Blake siebenmal in den Rücken geschossen hatte. Auf einem
Video des Zwischenfalls ist zu sehen, wie Blake um ein Auto geht,
während ihm zwei Polizisten mit gezogenen Waffen folgen. Eine davon
ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür aufmacht und
sich hineinbeugt, greift einer der Polizisten ihn am Shirt und
schießt. Das Video löste in den USA Empörung aus. Im Auto befanden
sich Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren. Am
Samstag gab es in Kenosha einen Protestmarsch mit hunderten
Teilnehmern.
Der Generalstaatsanwalt von Wisconsin, Josh Kaul, teilte mit,
dass auf dem Boden der Fahrerseite ein Messer gefunden worden sei. Er
machte aber auf Nachfragen keine Angaben dazu, ob Blake ein Messer in
der Hand gehabt habe. Zudem hieß es, die Polizisten hätten zweimal
versucht, Blake mit einem Elektroschocker zu betäuben, das habe aber
nicht funktioniert.
Haftbefehl gegen Blake?
Die Polizeigewerkschaft von Kenosha erklärte am Wochenende, gegen
Blake habe ein Haftbefehl wegen des Vorwurfs eines sexuellen
Übergriffs vorgelegen. Zudem hätten die Polizisten ein Messer in
seiner Hand gesehen und es habe eine körperliche Auseinandersetzung
Blakes mit den Polizisten gegeben. Blakes Anwälte erklärten im Sender
CNN, diese Behauptungen seien "übertrieben" und sollten den Einsatz
übermäßiger Gewalt rechtfertigen.
Die Anzeige war der Grund dafür, dass der nach den Schüssen von
der Hüfte abwärts gelähmte Blake mit einer Fußfessel an das
Krankenhaus-Bett gebunden wurde. Nach Kritik der Familie wurde dies
aufgehoben.
(lin/dpa)
Das Duell der Vize-Präsidentschaftskandidaten in der Nacht zu Mittwoch hat gleich durch mehrere Erkenntnisse überrascht. Tim Walz von den Demokraten und Republikaner J.D. Vance traten dabei unter deutlich gegensätzlichen Vorzeichen an. Die Debatte zwischen den "Running Mates" von Donald Trump und Kamala Harris könnte das letzte Duell im US-Wahlkampf gewesen sein.