
Abdullah Abdullah (M), Vorsitzender des Hohen Rats für Versöhnung, spricht bei der Eröffnungssitzung der Friedensgespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban. Fast zwei Jahrzehnte nach der Militärinvasion Afghanistans haben in Katar innerafghanische Friedensgespräche begonnen.Bild: AP / Hussein Sayed
International
Der Afghanistankonflikt gilt als tödlichster weltweit. Jahrelang lehnten die aufständischen Taliban Verhandlungen mit der vom Westen unterstützten Regierung ab. Nun haben die Konfliktparteien erstmals Friedensgespräche aufgenommen. Die Hoffnungen sind groß.
12.09.2020, 10:2012.09.2020, 10:20
Fast zwei Jahrzehnte nach der US-geführten
Militärinvasion Afghanistans haben in Katar innerafghanische
Friedensgespräche begonnen. Delegationen der Taliban und der
Regierung Afghanistans kamen am Samstag in Doha für eine
Eröffnungszeremonie zusammen.
US-Außenminister Mike Pompeo forderte die Konfliktparteien auf, den
historischen Moment zu nutzen und den Friedensprozess zu schützen.
"Wir hoffen, dass dieses Kapitel ein Kapitel der Versöhnung und des Fortschritts ist und nicht eine weitere Chronik der Tränen und des Blutvergießens."
Mike Pompeo, der in Doha als Gast geladen war
Der Vorsitzende des afghanischen Hohen Rats für Versöhnung, Abdullah
Abdullah, bezeichnete den Beginn der Friedensgespräche in Doha als
einen Moment, der in Afghanistans Geschichte als Ende der Gewalt
eingehen werde. "Wir sind mit gutem Willen und in guter Absicht
hierhergekommen, um das 40-jährige Blutvergießen zu beenden und
einen landesweiten und dauerhaften Frieden zu erreichen", sagte
Abdullah.
Taliban-Vizechef Mullah Abdul Ghani Baradar sagte, dass die militante
Gruppe die Friedensverhandlungen ehrlich weiterführen wird. "Wir
wollen, dass Afghanistan in Zukunft in der Region und auch mit
anderen Ländern der Welt ein positives und auf gegenseitigem Respekt
basierendes Verhältnis hat", sagte Baradar.
Beide 21-köpfigen Teams hatten sich in den vergangenen Wochen
akribisch vorbereitet. Der Beginn der Gespräche war mit großen
Hoffnungen verbunden. Die Regierung hat einen Waffenstillstand als
Forderung zur obersten Priorität erklärt, doch Experten zweifeln an
einer schnellen Umsetzung. Am Rande der Veranstaltung wurde immer
wieder betont, dass noch viel Misstrauen zwischen den
Konfliktparteien herrsche.
Pflicht zum Gespräch
Ein Abkommen der Taliban mit den USA von Ende Februar verpflichtete
die Islamisten zur Aufnahme der Friedensverhandlungen mit Kabul. Die
Vereinigten Staaten wollen ihre Soldaten abziehen; erst am Donnerstag
kündigte US-Präsident Donald Trump einen weiteren Truppenabbau an.
Trump, wirbt im derzeitigen US-Wahlkampf damit, die "endlosen Kriege"
zu beenden. Dass die Gespräche nun beginnen, ist das wichtigste
Zugeständnis, dass die Amerikaner den Taliban im Gegenzug für ihr
Abzugsversprechen abringen konnten.
Bis zuletzt ging der Konflikt in Afghanistan brutal weiter. Ein
Gefangenenaustausch, der vor den Gesprächen eigentlich Vertrauen
aufbauen sollte, hatte für erhebliche Verzögerungen geführt. Die
Taliban hatten seit dem Abkommen mit den USA zwar keine Nato-Soldaten
mehr getötet, ihren Kampf gegen die afghanischen Sicherheitskräfte
aber intensiv weitergeführt. Jahrelang hatten die Islamisten
Gespräche mit Kabul abgelehnt und die Regierung als "Marionette des
Westens" bezeichnet.
(lin/dpa)
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