US-Präsident Donald Trump hat heiligen Zorn auf sich gezogen. Nach seiner Rede am Montagabend im Weißen Haus ging er zur nahe gelegenen St. Johns Episcopal Church, um dort mit einer Bibel in der Hand für Fotos zu posieren.
Den Weg dazu ließ sich der Präsident von Sicherheitskräften mit Tränengas freischießen. Denn auf der Straße waren Demonstranten, die ein Zeichen gegen Polizeigewalt und Rassismus setzen wollten.
Für diese Foto-Einlage erntete Trump umgehend Kritik von religiösen Vertretern, Politikern und Stars. Bischof Michael Curry, der Vorsitzende der Episkopalkirche in den USA, schrieb auf Twitter, Trump habe eine Kirche und die Heilige Bibel für parteipolitische Zwecke benutzt.
"Ich bin empört", sagte Bischöfin Mariann Edgar Budde von der Diözese Washington zu CNN. Trumps Botschaft stehe im Gegensatz zur kirchlichen Lehre. Der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, kritisierte die Anwendung von Gewalt, um Trump den Weg für ein Pressefoto freizumachen. "Es war wirklich, wirklich beschämend."
Der Jesuiten-Priester James Martin nannte das inszenierte Foto "abstoßend". Religion sei kein politisches Instrument, Gott sei kein Spielzeug.
Der katholische Priester Edward Beck schrieb auf Twitter: "Wurde die Bibel jemals in einer unaufrichtigeren und ausbeuterischeren Weise benutzt?"
Auf Twitter finden sich unzählige, wütende Reaktionen. Trump wollte mit seinem Foto ein Zeichen setzen, die Kirche war während der Proteste angezündet und verwüstet worden. Aber das Zeichen misslang dem US-Präsidenten. Dazu trug auch seine Rede bei, die er kurz vor dem Bibel-Foto noch gehalten hatte. Darin drohte er den Demonstranten mit dem Einsatz der Armee.
Die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez twitterte bissig: "Er hält die Bibel, als würde sie ihn verbrennen."
Auch Trumps früherer Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci kritisierte seinen Ex-Chef für den Auftritt.
"Star Wars"-Legende Mark Hamill befand, Trump eigne sich die Religion in diesem Foto an.
Musikstar John Legend nannte Trump "Bunker-Junge", laut Berichten hatte sich der US-Präsident am Wochenende in den Schutzbunker des Weißen Hauses begeben. "Trump wollte beweisen, dass er am helllichten Tag auf der Straße laufen kann, also hetzte er die Polizei auf friedliche Demonstranten, damit er da stehen und unbeholfen eine Bibel halten konnte."
Natürlich war das Foto auch Gegenstand von Photoshop-Künstlern.
(ll)