US-Präsident Donald Trump mag die Medien nicht – es sei denn, die Medien heißen Fox News. Der ultrakonservative Nachrichtensender ist so etwas wie das Verkündigungsorgan der Trump-Regierung. Wenn es nicht gerade um die Einnahme des vermeintlichen Corona-Heilmittels Hydroxychloroquin geht, kann sich der US-Präsident auf wohlwollende Berichterstattung aus dem Hause Fox News verlassen.
So sehr, dass Trump von dem eigentlich unabhängigen Medium gerne unverblümt Wahlkampfhilfe einfordert. "Fox News tut nichts, um mir und den Republikanern bei der Wiederwahl am 3. November zu helfen", klagte Trump etwa Ende Mai.
Wie sehr Fox News hinter dem US-Präsidenten steht, zeigte nun am Dienstag eines der Aushänge-Gesichter des Senders, Publikumsliebling Sean Hannity.
Der Moderator sprach in seiner Show über die "Defund the Police"-Bewegung und angebliche Versuche "hochrangiger Polizeibeamter", die Präsidentschaftswahlen in den USA zu manipulieren; gemeint waren damit die Russland-Untersuchungen des FBI zum Trump-Wahlkampf 2016. Was dem Präsidenten widerfahren sei, sei "schrecklich", befand Hannity – und zog dabei einen Vergleich zum Tod George Floyds.
"Es ist zwar nicht dasselbe, was George Floyd passiert ist, aber es ist schrecklich. Er (Trump, d. Red.) ist ein Opfer von schlechten Polizisten", verglich Hannity die FBI-Trump-Russland-Untersuchung mit dem Schicksal Floyds. Und schob sofort hinterher, er wolle ja eigentlich keine Vergleiche ziehen, die Umstände seien ja andere gewesen. Später in seiner Show verglich Hannity die beiden Fälle dann ein weiteres Mal und betonte dabei ein weiteres Mal, eigentlich ließen sich beide Fälle nicht vergleichen.
Aber in den Köpfen seiner Zuschauer war der Vergleich da längst angekommen.
Was Hannity da tat, ist in zweierlei Hinsicht perfide. Zum einen stellt er die Russland-Untersuchungen des FBI zum Wahlkampf im Jahr 2016 auf die gleiche Ebene wie den gewaltsamen Tod George Floyds im Polizeigewahrsam. Er sagt damit: Der Tod eines Menschen ist so schlimm wie eine polizeiliche Untersuchung eines Wahlkampfes.
Der Vergleich ist zynisch und pietätlos, besonders wenn man bedenkt, dass Sonderermittler Robert Mueller Trump im Zuge seiner Russland-Ermittlungen im vergangenen Jahr explizit nicht vom Vorwurf der Justizbehinderung freisprach.
Zum anderen entwertet Hannity wissentlich mit seinem Vergleich den Tod George Floyds von Händen weißer Polizisten, wenn er behauptet, Trump sei "auch ein Opfer" verdorbener Polizisten. Er tut damit genau das, was die rassistisch-motivierte "All Lives Matter"-Bewegung in den USA und weltweit gerade täglich versucht: die "Black Lives Matter"-Bewegung mit einer vermeintlich-menschenfreundlichen Gegenerzählung mundtot zu machen.
Beide, Hannity und die "ALM"-Schreier, tun so, als behandle die Gesellschaft alle Menschen gleich (was faktisch nicht der Fall ist, sonst würden ja zum Beispiel Schwarze Menschen keinen Rassismus erfahren) und entwerten damit die Rassismus-Erfahrungen von Schwarzen und People of Colour. Alles mit dem Ziel, eine Erzählung zu spinnen, in der Rassismus nur ein Problem einzelner ist, nicht aber von Institutionen wie der Polizei.
Da passt es ins Bild, dass Hannity in derselben Sendung genau dieses Narrativ eines nicht-existierenden systemischen Rassismus bedient, wenn er klagt, dass die Arbeit von 99 Prozent rechtschaffener Polizisten von einem Prozent verdorbener Polizisten in den Dreck gezogen würde.
Ob das eine Prozent nun (mutmaßlich, ein Urteil gegen die vier beteiligten Polizisten steht noch aus) einen Schwarzen Menschen tötet oder eine polizeiliche Untersuchung eines möglichen Wahlbetrugs des amtierenden US-Präsidenten mit der Hilfe der russischen Regierung durchführt – für Sean Hannity und seinen Sender Fox News gibt es da offenbar keinen Unterschied.