Altmaier will das Ziel für den Ausbau des Ökostroms bis 2030 anzuheben – sobald Klarheit über die Energieziele der EU herrscht.Bild: www.imago-images.de / Norbert Fellechner
Klima & Umwelt
Wirtschaftsminister Peter Altmaier wird in Bezug auf den Klimaschutz von Umweltverbänden heftig kritisiert. Ihm wird vorgeworfen, er tue zu wenig. Für das Jahr 2021 hat er nun konkrete Pläne vorgestellt. So hat Altmaier sich für eine enge Zusammenarbeit der EU mit dem künftigen US-Präsidenten Joe Biden beim Klimaschutz ausgesprochen. In Deutschland will der CDU-Politiker einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind. Beim CO2-Preis warnte Altmaier vor Mietsteigerungen.
International setzt der Wirtschaftsminister große Hoffnungen in den
neuen US-Präsidenten Joe Biden. "Ich halte es für richtig und
notwendig, dass wir als Europäer als erste auf den neuen
amerikanischen Präsidenten zugehen, um eine neue Klimaallianz zu
schmieden", sagte Altmaier der Deutschen Presse-Agentur. Biden habe
angekündigt, dass die USA dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten,
und sich selbst ambitionierte Ziele gesetzt.
Neustart der Klimaschutzpolitik
"Ich sehe darin eine große Hoffnung für einen Neustart der
Klimaschutzpolitik auf internationaler Ebene", sagte Altmaier. "Ich
könnte mir sehr gut vorstellen, dass es relativ schnell zu einem
Klimagipfel zwischen Präsident Biden und der Präsidentin der
Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kommt."
Es gehe darum, die transatlantische Zusammenarbeit neu zu ordnen,
sagte Altmaier -–nach vier Jahren "voller Missverständnisse und auch
Konflikte". Dazu gehöre auch, dass die Handelsstreitigkeiten zwischen
Europa und den USA schnell beigelegt werden. "Aber vor allen Dingen
gehört für mich dazu, dass wir im Klimaschutz wieder auf einer
Wellenlänge funken." Biden übernimmt am 20. Januar die Amtsgeschäfte.
Unter dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump hatten sich die USA
aus dem Pariser Klimaabkommen zurückgezogen.
Ausbau des Ökostroms bis 2030
Auf nationaler Ebene sprach sich Altmaier dafür aus, das Ziel für den
Ausbau des Ökostroms bis 2030 anzuheben – sobald Klarheit über die
Energieziele der EU herrscht. "Der Europäische Rat hat beschlossen,
das europäische Klimaziel anzuheben. Das bedeutet, dass wir auch in
Deutschland unser Ziel für die erneuerbaren Energien weiter anheben
müssen."
Die EU-Kommission habe noch nicht mitgeteilt, wie das verschärfte
Ziel praktisch erreicht werden soll. Sie will im Sommer 2021 ein
Paket dazu vorlegen. "Davon wird abhängig sein, welche Maßnahmen wir
ergreifen müssen. Wir stehen hier vor großen Herausforderungen, nicht
nur beim Stromverbrauch, sondern auch im Gebäudebereich und im
Verkehrssektor", sagte Altmaier. Für ihn stehe fest, dass Deutschland
das neue EU-Ziel umfassend umsetze. "Und dazu gehört für mich
zwingend auch ein höherer Anteil von erneuerbarem Strom."
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten
beschlossen, bis 2030 den Ausstoß an Treibhausgasen um mindestens 55
Prozent unter den Wert von 1990 zu senken. Bisher war die Zielmarke
minus 40 Prozent.
Die Bundesregierung hat bisher das Ziel, den Anteil der erneuerbaren
Energien aus Wind und Sonne am Stromverbrauch bis 2030 auf 65 Prozent
zu erhöhen. Vor dem Hintergrund der neuen EU-Ziele will die
schwarz-rote Koalition im ersten Quartal 2021 über ein höheres
Ökostrom-Ziel verhandeln. 2020 deckten die erneuerbaren Energien nach
vorläufigen Berechnungen von Energieverbänden rund 46 Prozent Anteil
am Stromverbrauch in Deutschland.
Auf dem Weg zur Klimaneutralität
Altmaier sagte weiter, die von Bundestag und Bundesrat vor
Weihnachten beschlossene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
(EEG) bringe Deutschland dem Ziel der Klimaneutralität einen
wichtigen Schritt näher. Deutschland hat wie die gesamte EU das Ziel,
2050 nur noch so viele Treibhausgase auszustoßen, wie auch wieder
gebunden werden können – das nennt man Klimaneutralität.
"Wir haben ambitionierte Ziele und innovative Unternehmen", sagte der
Minister. "Es ist daher meine feste Überzeugung, dass wir in
Deutschland schneller das Ziel erreichen werden, dass 100 Prozent der
verbrauchten Energie aus nicht fossilen Energien kommt oder
klimaneutral ist. Das bedeutet auch, dass die erneuerbaren Energien
aus ihrer Rolle als Nischenenergie herauswachsen und Hauptträger der
Energieversorgung werden."
Das habe Konsequenzen, er werde dazu Vorschläge vorlegen, sagte
Altmaier. "Es ist jedenfalls so, dass wir in den nächsten Jahren das
EEG noch brauchen werden, wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien
gelingen soll. "Das kann sich in den Jahren nach 2030 bei einem
raschen weiteren Ausbau und Erfolg von Klimaschutzmaßnahmen
gegebenenfalls anders darstellen."
Möglichst keine Mietsteigerungen
Skeptisch äußerte sich der Wirtschaftsminister zu einem Vorschlag der
SPD-geführten Ministerien für Umwelt, Finanzen und Justiz – diese
wollen, dass Vermieter die Hälfte von CO2-Zusatzkosten auf ihre
Mieter umlegen dürfen und den Rest selbst bezahlen müssen. Durch den
CO2-Preis werden fossile Energieträger wie Heizöl und Erdgas ab
Jahresbeginn teurer.
"Der Vorschlag der SPD ist aus meiner Sicht noch nicht ganz
ausgegoren, und es sind auch noch viele rechtliche Fragen nicht
geklärt", sagte Altmaier. "Ich möchte vermeiden, dass es zu
Mietsteigerungen insgesamt kommt." Denn der SPD-Vorschlag würde vor
allen Dingen Mieterinnen und Mieter treffen, auch wenn sie sorgfältig
mit Heizenergie umgingen. "Die SPD will im Prinzip die
Umlagefähigkeit bei den Nebenkosten begrenzen. Das kann aber
Schieflagen auslösen und dazu führen, dass es zu höheren Kaltmieten
kommt und damit im Ergebnis die Mietpreise steigen, die sich schon
jetzt viele Familien kaum noch leisten können."
(sb/dpa)
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