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Luisa Neubauer bei Predigt in Berliner Dom: "Haben einen Risikoplaneten geschaffen"

Luisa Neubauer sorgt sich bei der Fastenpredigt um unseren Planeten.
Luisa Neubauer sorgt sich bei der Fastenpredigt um unseren Planeten.bild: screenshot / berlinerdom.de
Klima & Umwelt

Luisa Neubauer bei Predigt in Berliner Dom: "Wir haben einen Risikoplaneten geschaffen"

01.03.2021, 13:37
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Die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer hat bei ihrer Kanzelrede im Berliner Dom am Sonntag von ihren Sorgen über die Rücksichtslosigkeit und Gier der Menschen gesprochen. Ihr Auftritt bei der Fastenpredigt war bereits im Voraus kritisiert worden. Konservative Politiker behaupteten, dass die Kirche zum politischen Sprachrohr einer linksgerichteten Ideologie werde. Neubauer betonte hingegen die Relevanz des Umweltschutzes und stellte die Frage, "wie wir uns über die Kontinente hinweg überhaupt noch in die Augen schauen können?"

Die Fastenpredigt stand unter dem Motto "Von der Sorge". Davon hatte Neubauer einige. "Die Sorge ist natürlich groß, bei mir und bei den anderen Menschen in diesen Zeiten".

Sie sorge sich um ihre Familie und Freunde, die mit den Schwierigkeiten der Corona-Pandemie zu kämpfen haben, sagt Neubauer. Sie sagt Nähe, Wärme, Perspektiven und Sicherheit – Dinge die wir Menschen als "soziale Wesen" benötigen – seien in der Pandemie Mangelware.

"Wir haben einen Risikoplaneten geschaffen"
Luisa Neubauer bei ihrer Dompredigt

Die Corona-Krise ist aber eine Folge des rücksichtslosen Umgangs der Menschen mit der Natur, erläutert die wortgewandte Rednerin. "Wir selbst haben die Welt geschaffen, die die Übertragung von Infektionskrankheiten zwischen Menschen und Tieren so wahrscheinlich macht", sagt sie und verweist auf Raubbau und ökologische Zerstörung. Sie warnt: "Wir haben einen Risikoplaneten geschaffen".

Und so sorgt sie sich nicht nur, sondern trauere auch um Tierarten und Umwelt, die wir bereits zerstört haben.

"Was haben wir schließlich noch für ein Glück hier", sagt Neubauer und schaut in die Gesichter der Anwesenden. Sie verweist auf Uganda, Nigeria und Indien – Länder in denen "ein Kampf um Lebensgrundlagen" stattfindet, "den wir als reiche Industrienation einst ausgelöst haben".

"Mir haben Menschen geschrieben, ob man die Kirche nicht einfach einmal im Dorf lassen könnte"
Luisa Neubauer zur Kritik an ihrer Rede

Aber die Aktivistin will auch Hoffnung schaffen und so verwandelt sie ihre entmutigenden Sorgen mit einer Silbe zum "Vor-Sorgen". Sie sagt: "Wenn wir vorsorgen, muss uns das Versorgen nicht sorgen". Sie ruft deshalb zu Verzicht und umsichtigen Umgang mit unseren Ressourcen auf – ein passendes Mantra zur Fastenzeit.

Neubauer hofft, dass wir aus der Corona-Krise stärker hervorgehen, aber dafür "werden wir mutig sein müssen", sagt sie. Sie ruft zum Zusammenhalt und Gemeinschaft auf und dazu, Ohnmacht und Nichtstun entgegenzutreten: "Sorgt euch nicht".

Bereits im Vorfeld gab es Kritik an dem Auftritt der Klimaaktivistin, die auch sie zu spüren bekommen habe. "Mir haben Menschen geschrieben, ob man die Kirche nicht einfach einmal im Dorf lassen könnte", berichtet Neubauer. Sie begegnete den Kritikern mit einem einfachen: "Sorry, aber nein".

Die AfD warf der Kirche vor, eine politische Agenda zu haben

Das Hauptargument der Kritiker war, dass die Kirche nicht politisch sein dürfe. Dieses Urteil kam aus konservativen und rechtspopulistischen Kreisen.

Daniel Rottmann, der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag Baden-Württemberg, sprach von einer "grünen Ersatzreligion der Klimarettung". Sein AfD-Kollege im Bundestag Sebastian Münzenmaier witterte einen "massiven Linksdrall" der evangelischen Kirche in Deutschland.

Thomas Rachel, CDU-Abgeordneter im Bundestag und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sagte der "Welt": "Kirche soll nicht Politik machen, sondern Politik möglich machen."

Klimaschutz ist auch ein konservatives Anliegen, so Thomas Rachel

Er lehne es ab, wenn die Kirche bei der Positionierung zu aktuellen gesellschaftlichen Themen einseitig und unausgewogen Partei ergreift oder sich als politischer Akteur darstellt. Er sagt, "Klimafasten" sei "weltliches Fasten". Rachel selbst ist Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK).

Der CDU-Politiker weist dennoch darauf hin, dass "die Bewahrung der Schöpfung ist ein zutiefst bürgerliches und konservatives Anliegen" sei. Christliche Werte und der Schöpfungsglaube lassen sich nicht vereinen mit einer Ausbeutung der Natur und der Zerstörung der eigenen Lebensgrundlage.

Es ist Tradition, dass bei der Fastenpredigt Nicht-Geistliche zu Wort kommen und zur Reflexion aufrufen. Neubauer selbst betonte, dass sie ihre Predigt als Christin hielt.

(lfr)

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