Durch den Dauerregen der vergangenen Tage ist das befürchtete Szenario eingetreten und viele Flüsse haben längst Pegelstände erreicht, die als Jahrhunderthochwasser bezeichnet werden können.
Vor allem den Süden Deutschlands mit zahlreichen Orten in Bayern und Baden-Württemberg trifft es hart. In vielen Gegenden wurde der Katastrophenfall ausgerufen, Menschen müssen mit Booten aus ihren Häusern gerettet werden oder verschanzen sich hinter Dämmen aus Sandsäcken in ihren Häusern.
Zwei Menschen sind bereits gestorben. Darunter eine 43-jährige Frau aus Schrobenhausen, die zunächst als vermisst galt und ein 42-jähriger Feuerwehrmann. Ein 22-jähriger Feuerwehrmann wird derweil noch vermisst.
Mancherorts geht das Wasser langsam wieder zurück, dort beginnt dann erst die Arbeit: das Aufräumen. In anderen Orten werden weiterhin kritische Lagen erwartet, da es zu Wochenbeginn wieder kräftige Gewitter und Starkregen geben soll.
In den vom Hochwasser stark betroffenen Ort Reichertshofen ist nun Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gereist.
Bei seinem Besuch am Montag hatte Scholz den Betroffenen des Hochwassers in Süddeutschland Solidarität zugesichert. Solidarität sei das, "was wir als Menschen am meisten brauchen", sagte er. "Wir werden alles dazu beitragen, auch mit den Möglichkeiten des Bundes, dass hier schneller weiter geholfen werden kann." Solidarität sei "geübte Praxis" betonte er. "Das gehört sich so und so ist Deutschland."
In diesem Jahr sei es für ihn bereits das vierte Mal, dass er in ein Hochwassergebiet gereist sei und nannte das einen "Hinweis darauf, dass was los ist". Es sei wichtig, sich klar darüber zu sein, dass es sich nicht nur um singuläre Ereignisse handle, sondern dass solche Katastrophen vermehrt aufträten, betonte Scholz am Montag.
"Wir werden also die Aufgabe, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten, nicht vernachlässigen dürfen", sagte der Bundeskanzler. "Auch das ist eine Mahnung, die aus diesem Ereignis und dieser Katastrophe mitgenommen werden muss."
Reichertshofen gehört zu den Gemeinden in Bayern, die besonders stark von den durch anhaltenden Regen ausgelösten Hochwasserlagen betroffen sind. Markus Söder sagte bei dem gemeinsamen Besuch mit Scholz in der Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, aktuell seien 20.000 Helfer allein in Bayern im Einsatz. Mehr als 3000 Menschen hätten ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen.
Söder kündigte an, dass sich sein Kabinett am Dienstag mit der Hochwasserlage und Hilfen für die Betroffenen befassen werde. "Wir werden beraten, wie man schnell und unbürokratisch helfen kann." Bayern sei dankbar, wenn der Bund sich beteilige.
Unter anderem lief zum Besuch der drei Politiker:innen ein Livestream auf BR24. Die Kamera fing teils wackelige Momente von den Geschehnissen vor Ort ein, die Reporterin in Reichertshofen war nicht immer im Bild zu sehen. Im Hintergrund tummelten sich mehrere Dutzend Medienschaffende.
Indes versuchte die Moderatorin im Studio so gut es ging durch die unübersichtliche Situation vor Ort zu leiten und die Aufnahmen einzuordnen. Doch so sicher, wo sich ihre Reporterin überhaupt befand, schien sie sich nicht zu sein. Denn mehrmals sprang sie während des Livestreams zwischen den Orten Reichertshofen und Reichertshausen hin und her, verbesserte sich immer wieder.
Zum Hintergrund: Reichertshofen und Reichertshausen existieren beide und liegen nur 30 Kilometer voneinander entfernt im Kreis Pfaffenhofen an der Ilm. Während Reichertshofen etwas nördlicher Richtung Ingolstadt liegt, befindet sich Reichertshausen in der unmittelbaren Nähe von Au in der Hallertau.
(mit Material der afp und dpa)