Matthias Miersch sitzt seit 2005 für die SPD im Bundestag. Parteiintern wird er seit vielen Jahren geschätzt, der ganz breiten Öffentlichkeit war er eher kein Begriff. Das änderte sich am 7. Oktober 2024: Miersch soll Nachfolger von Kevin Kühnert als SPD-Generalsekretär werden.
Wie tickt Matthias Miersch? Was weiß man über seine Laufbahn? Wie lebt er privat? Watson wirft für dich einen Blick auf den neuen starken Mann in der SPD.
Hier gibt es alle Infos über Matthias Miersch:
Matthias Miersch engagierte sich schon als junger Erwachsener in der SPD, mit 22 wurde er Mitglied im Rat der Stadt Laatzen. Seit 1990 ist er offiziell Mitglied der SPD, wo er sich intensiv unter anderem für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und ökologische Fragen engagiert. 2005 wurde er erstmals in den Bundestag gewählt und etablierte sich schnell als eine der führenden Stimmen für Umwelt- und Klimafragen innerhalb seiner Fraktion. Seit 2017 ist Miersch stellvertretender Fraktionsvorsitzenden der SPD im Bundestag. Seine Schwerpunktthemen sind Umwelt, Klimaschutz, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Miersch genießt innerhalb der SPD hohes Ansehen, nicht zuletzt, weil er als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Flügeln der Partei gilt. Er ist einer der Politiker, die es schaffen, sowohl die progressiven als auch die konservativeren Stimmen in der SPD zusammenzubringen. Das kann ihn, kombiniert mit seinen strategischen Fähigkeiten, zu einer zentralen Figur in den internen Auseinandersetzungen über den zukünftigen Kurs der Partei machen.
Der SPD-Politiker ist auf den beiden wichtigsten Plattformen für junge Menschen aktiv: auf Instagram und Tiktok, wo er seit 2023 regelmäßig Videos postet. Bis Anfang Oktober folgten ihm dort jeweils deutlich unter 10.000 Menschen, aber das dürfte sich als SPD-Generalsekretär vermutlich schnell ändern.
Miersch gilt als unermüdlicher Vorkämpfer für den Umwelt- und Klimaschutz. Er hat sich in der SPD als ein Gesicht der Energiewende und des Kohleausstiegs etabliert und war maßgeblich an der Entwicklung der deutschen Klimapolitik beteiligt. Für die SPD hat er federführend auch das umstrittene Heizungsgesetz mit Grünen und FDP verhandelt.
Der "Spiegel" berichtet von einem öffentlichen Streit mit dem damaligen Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Man könne mit der Natur "nicht verhandeln", sagte Miersch zu Gabriel, der vom Ausstieg aus der Kohle nicht überzeugt war.
Matthias Miersch gilt als einer der Erfinder des Gedankens der Kooperationskoalition, kurz: KoKo. Sie geistert seit einer Weile durchs politische Berlin und war auch unter dem damaligen Kanzlerkandidaten Martin Schulz ein Thema. Die Koko-Idee besagt, dass nur bestimmte Kernprojekte in einem Koalitionsvertrag festgelegt werden, alle anderen Themen aber im Bundestag frei diskutiert und verhandelt werden. So könnten unterschiedliche Parteien zusammenarbeiten und losgelöst von der eigentlichen Regierung themenabhängig Gesetze verabschieden.
Über das Privatleben von Matthias Miersch ist wenig öffentlich bekannt, der SPD-Mann konzentriert sich in der Öffentlichkeit auf die Politik. Auf seiner Homepage schreibt Miersch ausschließlich: "Ich lebe in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft."
Da über sein familiäres Leben nur oben genannter Satz öffentlich ist, ist nicht bekannt, ob Miersch Kinder hat.
Sport spielte im Leben von Matthias Miersch immer eine große Rolle. Er war als Kind und Teenager Torwart bei der TSG Laatzen und wurde später Fußball-Schiedsrichter. Über jene Zeit schreibt er: "Ich durfte erfahren, dass man es nicht allen Seiten recht machen kann, aber klare Entscheidungen immer gut sind."
Miersch verhinderte vor rund einem Vierteljahrhundert als Rechtsanwalt die Abschiebung des vierjährigen Adis Ahmetovic und seiner Eltern in den Nordbalkan. Es ist eine Geschichte mit Happy End.
Im "Süddeutsche Zeitung Magazin" berichtete Miersch von einem Neumitgliederabend seiner Partei im Jahr 2008: "Plötzlich stand jemand vor mir, der sich als Adis vorstellte. Erst beim Nachnamen klingelte es. Ich hatte die Familie Ahmetovic seit dem Abschluss des Falls nicht mehr gesehen. Als Adis der Familie meine Grüße ausrichtete, lud sie mich gleich zum Essen bei sich ein. Wir aßen gemeinsam und hatten einen geselligen Abend. Es war ein wunderbares Wiedersehen. Seitdem haben wir uns nicht mehr aus den Augen verloren."
Heute sind Ahmetovic und Miersch Fraktionskollegen, denn auch Ahmetovic sitzt mittlerweile für die SPD im Bundestag.
Matthias Miersch war hauptberuflich als Rechtsanwalt tätig, ehe er sich auf die Politik konzentrierte. In seinem Lebenslauf (abgerufen am 8. Oktober 2024; Anm.d.Red.) nennt er die Namen der Kanzleien: Ab 2000 war er Partner in der Rechtsanwaltskanzlei "Rischmüller – Pörtner und Kollegen", seit 2010 ist er "in Partnerschaft mit Bernzen Sonntag Rechtsanwälte".
Matthias Miersch ist ein "gläserner Abgeordneter" und gibt detailliert an, was er als Politiker verdient. So schreibt er beispielsweise: "Meine monatliche Diät beträgt seit dem 1. Juli 2024 11.227,30 Euro. Sie ist einkommensteuerpflichtig." Zudem erhalten Abgeordnete eine steuerfreie Kostenpauschale von 5.051,54 Euro pro Monat.
Die Stelle als SPD-Generalsekretär wird ebenfalls vergütet. Mierschs Vorgänger Kevin Kühnert erhielt laut "t-online" 9.000 Euro monatlich für die zusätzliche Aufgabe.