Bei so manchen Themen machen die meisten einfach dicht, zu trocken, zu öde, zu technisch. Manche von ihnen schmecken nach Aktenstaub, riechen vielleicht auch etwas nach Tweed-Sakkos und Mottenkugeln. Das gilt etwa für Steuerfragen, die durchaus wichtig, aber eben nur schwer zu verkaufen sind. In eine ähnliche Kerbe schlagen die Sozialabgaben.
Problem ist nur, dass derlei Themen enorm wichtig sind. Gerade die Sozialabgaben verzweigen sich zu einem Netz, das uns in Notlagen davor bewahren soll, ins Elend zu fallen. Aktuell ist der Ärger um sie jedoch wieder groß, weil sie laut eines Gesetzentwurfs im kommenden Jahr steigen sollen. Was genau das bedeutet, woraus sich die Sozialabgaben überhaupt zusammensetzen und welche Beträge steigen, liest du in unserem Überblick.
Ein Wut-Katalysator, schließlich sorgen sie dafür, dass weniger Netto vom Brutto bleibt. Das wäre eine stark unterkomplexe und viel zu kurz gedachte Erklärung. Klar, bei Sozialabgaben handelt es sich um die von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen getragenen Aufwendungen zur Finanzierung der Sozialversicherung.
Arbeitgeber:innen ziehen sie von der Lohnzahlung ab und führen diese zusammen mit ihrem Anteil an die jeweilige Krankenkasse ihrer Mitarbeiter:innen ab. Die Beiträge fließen in die Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung. Ohne das alles wären die Arbeitskräfte im Ernstfall auf sich allein gestellt, wenn nicht der Staat einspringt, gilt etwa für die Rente. Wobei der nur einen Anteil übernimmt.
Laut einem Entwurf des Bundesministeriums für Arbeit uns Soziales, über den unter anderem die "Frankfurter Rundschau" berichtete, sollen vor allem die Sozialabgaben für Menschen mit hohem Einkommen besonders steigen. Umgesetzt wird das durch eine Verschiebung der Beitragsbemessungsgrenze, Bürokratiedeutsch für "Den Vermögenden nicht zu viel zumuten".
Zur Erklärung: Für die Versicherungsbeiträge fließt ein fester Prozentsatz vom Lohn ab, bei der Rente sind es etwa 9,3 Prozent. Mit steigendem Lohn steigt der Beitrag logischerweise mit. Ab einem Monatslohn von 7550 Euro brutto ist aber Schluss, im Osten sind es sogar bereits 7450 Euro. Ob eine Person nun 9000 oder 15.000 Euro kassiert, sie zahlt stets 702,15 Euro (im Osten 692,85 Euro) und ihr Arbeitgeber ebenfalls, in Summe: 1404,30 Euro (im Osten 1385,70 Euro) im Monat.
Im Zuge der jüngsten Lohnentwicklungen soll diese Grenze nun aber auf 8050 Euro angehoben werden. Der maximale Rentenbeitrag steigt somit auf 1497,30 Euro. Ferner soll die Beitragsbemessungsgrenze für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung von 5175 Euro auf 5512,50 Euro steigen.
Nur, wenn du zu den paar Prozent derjenigen hörst, die monatlich mehr als 7550 Euro bezahlt bekommen, also um die 90.000 Euro im Jahr. 2023 erhielten in Deutschland 7,5 Prozent der Einkommensteuerpflichtigen mehr als 100.000 Euro Bruttolohn im Jahr oder in anderen Worten: Es trifft sehr wenige. Ebenso muss man realistisch sein, denn ein paar 100 Euro mehr sind für Menschen in dieser Einkommensklasse sehr wahrscheinlich zu verkraften.
Trotzdem gibt es auch für alle anderen in den nächsten Jahren ein paar Erhöhungen. 2028 soll der Rentenbeitrag laut einem Gesetzesentwurf von 18,7 Prozent auf 22,3 steigen. Übrigens fallen bei einem Einkommen von bis zu 11.604 Euro weder Steuern noch Sozialabgaben an, es handelt es sich um den Grundfreibetrag.