Karl Lauterbach ist in diesen Tagen viel unterwegs. Kein Wunder: Der Mann würde gerne SPD-Vorsitzender werden – und zwar gemeinsam mit Nina Scheer. Am Mittwochabend war Lauterbach bei Markus Lanz zu Gast – dabei sprach er auch über seinen Rivalen Olaf Scholz.
Das gefiel Lauterbach gar nicht, der das Gesicht verzog – und sich mühte, seine Differenzen mit Scholz aufzuzählen: "Wir haben große Unterschiede. Olaf Scholz vertritt die Position, dass wir in der Großen Koalition bleiben sollen, ich bin dagegen. Er will, dass die Schuldenbremse nicht gelockert wird, ich bin dagegen, weil wir mehr Geld ausgeben müssen für Bildung und Infrastruktur. Er will die Schwarze Null halten – bei uns sind die Unterschiede vielleicht am größten."
Lanz fragte aufmerksam dazwischen: "Vielleicht sind Sie ja in der falschen Partei?"
Lauterbach wollte weiter dozieren, dabei entwich ihm ein verräterisches Sätzlein: "Ne, das glaube ich nicht. Vielleicht ist das für Olaf so..."
Das entging auch Lanz nicht: "Moment, moment. Olaf Scholz ist in der falschen Partei?" Lauterbach, der sonst zurückhaltend ist, wenn es um öffentliche Spitzen gegen Konkurrenten geht, war offenbar von sich selbst ein wenig überrascht: "Da hab ich laut gedacht in dem Sinne."
Scholz zählt in der SPD zu den Konservativen, bei den Parteilinken wird der Finanzminister kritisch gesehen.
Aus der Sache kam Lauterbach nicht so schnell wieder raus. Lanz hakte nach: "Was wäre denn eine schöne Partei für Olaf Scholz? Ist er näher an der CDU als an der SPD?" Lauterbach: "Weiß ich nicht." Und bemühte sich dann doch zu retten: "Wir können ihn nicht entbehren, er ist ein guter Finanzminister."
Lauterbach griff später dann auch noch Scholz' Leistung als Finanzminister an: Seine Finanzpolitik könne "so nicht funktionieren". Lauterbach und die anderen Kandidaten für den SPD-Vorsitz hatten sich vor dem Beginn der Regionalkonferenzen auf einen Kampf ohne persönliche Angriffe verständigt.
Doch zuletzt gab es Berichte über Missstimmungen unter den Kandidaten: So soll der erklärte Groko-Kritiker Lauterbach laut "Spiegel" von Thorsten Schäfer-Gümbel, Mitglied der kommissarischen SPD-Parteispitze, und Arbeitsminister Hubertus Heil zuletzt gemaßregelt worden sein.
Anfang Dezember werden die Parteimitglieder darüber entscheiden, wer die SPD in Zukunft führen wird. Bis dahin dürfte weiter gerangelt werden – und der Genossen-Zoff mindestens in Nebensätzen auch immer wieder an die Öffentlichkeit treten.
(pb)