Es kriselt mal wieder zwischen dem US-Nachrichtensender Fox News und US-Präsident Donald Trump. Trump setzte am Abend gegen halb acht Uhr einen Tweet ab, in dem er sich erst beschwerte, Fox News sei an den Wochenend-Nachmittagen "nicht aushaltbar".
Schlimmer als die "Fake News CNN" sei das Programm des Senders, wütete Trump und empfahl seinen Followern, lieber den Sender One America News Network (OAN) einzuschalten. OAN mache einen wirklich "fairen und ausgewogenen Job".
Das Verhältnis zwischen Trump und Fox kühlt schon länger aus. Der ansonsten Trump-(über)freundliche Sender kritisierte den Präsidenten etwa für dessen Empfehlung, das Malaria-Heilmittel Hydroxychloroquin gegen das Coronavirus einzunehmen. Zudem steht der US-Präsident auch in den Umfragen des konservativen Nachrichtensenders schlecht da. Sein Konkurrent Joe Biden führt die weiterhin an, auch wenn die Lücke zwischen beiden zuletzt schrumpfte.
Womit genau Fox News den präsidialen Zorn diesmal auf sich gezogen hatte, ist unklar. Im von Trump genannten Zeitraum – die Nachmittage des Wochenendes – zeigt der Sender etwa die Talkshow "Life, Liberty & Levin", mit Mark Levin, einem konservativen Radio- und Fernsehmoderator. Thema der Sendung sind "die fundamentalen Werde und Prinzipien, die die US-amerikanische Gesellschaft untermauern". Das klingt erstmal nicht nach Trump-kritischer Berichterstattung.
Auf einem anderen Sendeplatz am Wochenende hingegen läuft "Fox News Sunday", mit dem Trump-kritischen Moderator Chris Wallace. Die Sendung läuft sonntags um 14 Uhr und wird um 19 Uhr wiederholt, kurz darauf setze Trump seinen empörten Tweet ab – gut möglich also, dass Trump sich über Wallace' Berichterstattung echauffierte. Der besprach am Sonntag die demokratische Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris und interviewte den demokratischen Gouverneur von New Jersey Philip Murphy zum Thema Briefwahl.
Murphy sprach etwa über Lernerfolge bei Briefwahlen, die der Staat während der Vorwahlen gemacht habe und sagte: "Uns hat gefallen, was wir da gesehen haben." New Jersey wird an alle registrierten Wählerinnen und Wähler Briefwahlunterlagen verschicken. Trump hält Briefwahlen für manipulierbar und behauptet seit Längerem, die Wahl im November werde die unsicherste in der Geschichte der USA werden.
Chris Wallace ist zudem einer der wenigen bei Fox News, die es wagen, den US-Präsidenten zu kritisieren. Als Trump etwa in einem Interview behauptete, Joe Biden wolle die US-Polizei abschaffen, da widersprach Wallace entschieden.
Der Trump-geneigte US-Amerikaner soll jetzt also, so hat es der Präsident empfohlen, OAN schauen. Was verbirgt sich hinter dem Sender?
OAN stellt "ein starkes Amerika" in den Mittelpunkt seiner Berichterstattung und will "eine ehrliche Bewertung unserer Führung" abliefern. Wer "glaubwürdige Nachrichten sucht", der sei bei OAN genau richtig, heißt es in einem kurzen Promoclip. Rund 35 Millionen US-Haushalte erreicht der Kabelsender mit seinem Programm und ist damit ein eher kleiner Sender.
"Glaubwürdige Nachrichten" bedeutet bei OAN indes, unter anderem Verschwörungsmythen zum Coronavirus zu verbreiten. Der Sender brachte Mitte März etwa die außergewöhnlich exklusive Story, dass das Virus von chinesischen Wissenschaftlern in einem US-Labor gezüchtet worden sein soll, und zwar schon im Jahr 2015.
An anderer Stelle empfahl der Sender seinen Zuschauern, Schutzmaßnahmen zu ignorieren, kein Social Distancing zu betreiben oder sich gleich gezielt mit dem Virus zu infizieren, um Herdenimmunität zu erreichen.
Medienexperte Curd Knüpfer sagte dem Sender ntv im April dazu: "OAN ist noch mal eine Überspitzung von Fox News, da wird Politik wie Wrestling gemacht." Die Agenda des Senders sei klar rechts und pro-Trump. Er unterstützt konservative und rechte Politiker in den USA seit Jahren auch finanziell.
Auch an anderer Stelle zeigt sich die generell rechte bis ultra-rechte Einstellung des Senders. Als zum Beispiel bei einer Anti-Rassismus-Demo ein 75-jähriger Rentner von US-Polizisten zu Boden gestoßen wurde, da legte OAN nahe, der Mann sei "Anarchist" und Mitglied der Antifa – kein "netter alter Mann, sondern ein Provokateur der radikalen Linken".
Auch der Chefkommentator des Senders, Graham Ledger, macht aus seinen Meinungen keinen Hehl. Er verunglimpfte Sexualkunde-Unterricht etwa als "faschistisch-linksradikale Ideologie" und bezeichnete den bei einem Polizeieinsatz getöteten Schwarzen George Floyd als "Profi-Kriminellen".
Ist die Liebschaft zwischen Trump und Fox News damit nun endgültig zerbrochen? Vermutlich eher nicht. Der US-Präsident packte die OAN-Empfehlung in der Vergangenheit bereits mehrfach aus. Immer dann, wenn ihm Fox missfiel.
Trump übernimmt auch immer dann OAN-Berichterstattung, wenn ihm deren Weltsicht in die eigene Agenda passt – etwa im Fall des gestoßenen Rentners, als Trump die Erzählung des Senders übernahm, der Mann sei ein Linksradikaler und "härter gefallen, als er gestoßen wurde".
Fox News mag in der Gunst des Präsidenten gefallen sein, gänzlich vorbei wird es aber nicht sein mit den beiden.