Politik
watson antwortet

Auto rast in Reisegruppe und tötet 6 Deutsche – Fahrer in psychologischer Behandlung

Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Luttach und des italienischen Roten Kreuzes sind an einer Unfallstelle in der Nähe von Bruneck in der Gemeinde Ahrntal in Südtirol zu sehen.
Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Luttach und des italienischen Roten Kreuzes sind an einer Unfallstelle in der Nähe von Bruneck in der Gemeinde Ahrntal in Südtirol zu sehen.Bild: Freiwillige Feuerwehr Luttach
watson antwortet

Auto rast in Reisegruppe und tötet 6 Deutsche – Fahrer in psychologischer Behandlung

05.01.2020, 19:1505.01.2020, 21:18
Mehr «Politik»
Bild
bild: watson

Ein Auto war in der Nacht in Luttach, Südtirol, in eine Reisegruppe gefahren und hatte sechs junge Menschen getötet. Die meisten Opfer kamen aus Nordrhein-Westfalen, wie NRWs Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte. Elf Menschen wurden bei dem Unfall, den ein betrunkener Autofahrer verursacht hatte, verletzt.

Wir geben euch Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist passiert?

  • Ein betrunkener Autofahrer ist in eine Gruppe deutscher Skitouristen in Südtirol gerast und hat sechs junge Menschen getötet.
  • Die Urlauber im Alter um die 20 Jahre seien in der Nacht zu Sonntag in Luttach noch am Unfallort gestorben, bestätigten Polizei und Feuerwehr.
  • Elf Menschen seien verletzt worden. Vier von ihnen hätten schwerste Verletzungen erlitten, ein Mensch kämpfte ums Überleben.
  • Vier Tote stammten aus Nordrhein-Westfalen, einer wohnte in Hamburg und der andere in Niedersachsen.
  • Unter den Verletzten sind auch zwei Südtiroler, die übrigen stammen aus Deutschland.

Wer hat den Unfall verursacht?

Der Fahrer verursachte mit einem PS-starken Sportwagen den Unfall. Er war stark betrunken, als er in die Touristen raste. Ein Polizeisprecher in Bozen sagte der dpa, ein erster Test habe mehr als 1,9 Promille ergeben. Das habe auch ein Bluttest bestätigt.

Der Mann, ein 27-Jähriger aus der Region, sei in ein Krankenhaus gekommen und werde auch auf Drogen untersucht. Er stehe unter Schock, sei dementsprechend im Krankenhaus in psychologischer Behandlung von Spezialisten, sagte ein Polizeisprecher in Bozen am Sonntag. Medien in Italien hatten berichtet, der Mann aus dem Südtiroler Ort Kiens sei in der Psychiatrie. Er habe gesagt, sich umbringen zu wollen, als er von der hohen Zahl der Toten erfahren habe. Er habe "Sachen gesagt", die in diese Richtung gehen könnten, sagte der Polizeisprecher. Weitere Details wollte er nicht bekannt geben.

Was droht dem Fahrer jetzt?

Der Fahrer wurde festgenommen. Ihm wird unter anderem mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ihm drohen zwischen acht und zwölf Jahren Haft.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln auch, ob der Fahrer zu schnell unterwegs war. In Luttach gab es nach dpa-Informationen aus dem Ort seit längerem Klagen über Autos, die auf der Hauptstraße rasen und über mangelnde Kontrollen. Es gilt hier eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h.

Wann und wie lief der Unfall ab?

Die Gruppe war in den Skiferien und in dem Wintersportort auf dem Heimweg von einem Discobesuch. Gegen 1.15 Uhr nachts stiegen die jungen Leute aus einem Shuttlebus und überquerten die Hauptstraße, wie ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur erzählte. Das Auto sei viel zu schnell unterwegs gewesen.

Ihre Unterkunft lag ganz in der Nähe der Unfallstelle. Die Ermittler gehen von einem Unfall und nicht von einer absichtlichen Tat aus.

Kannten sich die Opfer?

Die Identifizierung sei schwierig gewesen, weil die Angehörigen der Gruppe sich untereinander nicht gekannt und einige keine Ausweise dabei gehabt hätten. Die Angehörigen seien auf dem Weg nach Italien. Laut Polizei waren die Toten 19, 20 und 22 Jahre alt. Die Feuerwehr gab das Alter zwischen 20 und 25 an.

Wie reagierte die Politik auf den Unfall?

In der Touristenregion herrschte Entsetzen: "Das neue Jahr beginnt mit dieser schrecklichen Tragödie", sagte der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher auf einer Pressekonferenz in Luttach. "Wir sind alle geschockt." Das Auswärtige Amt teilte in Berlin mit, der Deutsche Generalkonsul aus Mailand, Claus Robert Krumrei, sei vor Ort. Der Deutsche Botschafter Viktor Elblin sei auf dem Weg von Rom aus an die Unglücksstelle. Mitarbeiter des Generalkonsulats unterstützten die italienischen Behörden bei der Betreuung der Betroffenen.

Kanzlerin Angela Merkel erklärte über ihren Sprecher: "Ein fröhlicher Abend, der in der Katastrophe endet. Ich trauere mit allen, die dort heute Nacht Kinder, Geschwister, Freunde verloren haben. Den Verletzten wünsche ich Kraft und baldige Genesung."

Der Bürgermeister von Luttach, Helmut Gebhard Klammer, sprach von einer "Katastrophe", wie sie das Tal noch nie erlebt habe. "Wir sind fassungslos", sagte er und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Gleichzeitig rief er zu einer "fairen Berichterstattung" auf, dass der Unfall keinen "großen Schatten für die Zukunft auf unsere Talschaft wirft".

Wie geht es mit den Verletzten weiter?

Von den vier Schwerverletzten mussten nach Angaben der Feuerwehr drei vor Ort intubiert werden: Eine Frau kam ins Krankenhaus Bruneck, ein Mann ins Regionalkrankenhaus Bozen und eine schwerstverletzte Frau und ein schwerstverletzter Mann in die Universitätsklinik Innsbruck.

Ein Sprecher der Feuerwehr in Luttach sagte, 160 Einsatzkräfte seien vor Ort gewesen. Helmut Abfalterer von der Feuerwehr schilderte der "Tageszeitung Online" schlimme Szenen: "Es hat ausgesehen wie auf einem Schlachtfeld."

Wo genau liegt eigentlich Luttach?

Die Gegend liegt in Italien an der österreichischen Grenze und ist als Ski- und Wintersportgebiet bekannt. Luttach ist ein Dorf der Gemeinde Ahrntal, das etwas mehr als 1000 Einwohner hat. Es liegt in der Nähe von Bruneck. Der Ort ist bekannt bei deutschen Jugendgruppen, die zum Skifahren kommen.

In Südtirol kamen erst vor einer Woche mehrere Deutsche ums Leben: Am vergangenen Samstag verschüttete eine Lawine Skifahrer auf der Piste im Schnalstal. Eine Deutsche Mutter mit ihrer Tochter aus Thüringen und ein Mädchen aus NRW starben.

(as/dpa/lin)

Russland: Überläufer erklärt, wie sich Soldaten aus Fronteinsätzen freikaufen

Russland hat jüngst die Größe der Armee massiv aufgebläht. Rund 1,5 Millionen Soldaten sollen künftig Putins Politik durchsetzen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 150.000 russische Soldaten bereits ihr Leben im Krieg gegen die Ukraine verloren haben. Etwa das Vierfache an Kämpfern wurde bereits verwundet.

Zur Story