Letztens erzählte eine Freundin nebenbei: "Ich hab gerade angefangen 'The O.C.' zu gucken – ist ja voll gut!" Oh Mann, wie sich der Stachel der Eifersucht in mein Fleisch gebohrt hat!
Kennt dieses Gefühl jemand außer mir?
Diesen Neid, wenn jemand anderes eine gute Serie zum ersten Mal erleben darf. Wenn alles noch überraschend ist, wenn man die Charaktere noch kennenlernen darf und man sich durch jede Folge fiebert.
Es ist ein bisschen wie frisch verliebt sein.
Mir jedenfalls wurde schmerzhaft bewusst, dass ich diese Serien-Schmetterlinge im Bauch schon lange nicht mehr gespürt habe. Eigentlich nicht mehr, seit "The O.C." ein Ende nahm.
Und ja, sobald mich meine Freundin daran erinnerte, fehlten mir Marissa, Summer, Seth und Ryan plötzlich. Mir fehlte Newport Beach!
Warum? Darum: Hier kommen sieben Gründe, warum "The O.C." noch heute als Teenie-Serie unübertroffen ist.
Jedenfalls hatten die Teenager oft und gerne Sex. Insbesondere Hauptperson Marissa: Sie machte mit Kriminellen, Frauen und (natürlich!) ihrem Gärtner rum.
Auch ihre Mutter Julie war kein Kind von Traurigkeit. Sie schlief sowohl mit dem Ex-Freund ihrer Tochter, als auch mit dem Opa eines anderen Ex-Freundes ihrer Tochter. Verwirrend? Nein. Sportlich!
Aber als Marissa ums Leben kam, ging nichts mehr. "The O.C." hatte einfach eine Hauptrolle getötet. Völlig unerwartet und lange bevor "Game of Thrones" seine Zuschauer damit folterte.
Die Szene zerriss einem das Herz: Ryan, die Liebe ihres Lebens, der Held, dem es mehrfach gelungen war, Marissa zu retten, kam dieses eine Mal zu spät (Warum?!?!).
Ihm blieb nichts anderes mehr übrig, als seine Freundin aus den Flammen eines Autos zu tragen. Kurz darauf starb sie in seinen Armen. Schicksalshaft. Und dazu lief ein Cover von Jeff Buckelys "Halleluja" (und zwar als wir es noch nicht überhört hatten!).
Auch Ryan hatte einen schickalshaften Weg: Die Serie begann, als der Ghetto-Junge eine zweite Chance durch die High Society von Newport Beach erhielt. Und sie endete, als er dieses Geschenk weitergab – an jemanden, der ihn an sich selbst erinnerte. Kitschig? Ja. Wunderschön? Noch viel mehr!
Es soll ja Leute geben, die sich gerne in ihrer Freizeit gammelige WG's und busfahrende Menschen anschauen. Ich sicher nicht.
"The O.C." zu gucken war wie den billigsten Luxusurlaub der Welt mit seinen Freunden zu buchen. Sonne, Pools, Wendeltreppen und weiße Strände!
"The Orange County" – schon der Titel stellte klar: Diese Geschichte konnte sich nur hier abspielen. Nicht in Ohio. Nicht in New York. Nur in der Alljahreshitze von Kalifornien, wo die Klamotten dünn sind und die Haut gebräunt.
Marissa, Seth und Co. trugen alles, was Mitte der 2000er hip war. Und vieles davon geht heute wieder. Juhu! Was immer wieder auftauchte:
Gefühle wurden ernst genommen, genossen und durchlitten – im (Konfetti-)Regen natürlich.
Der arme Junge aus dem Ghetto bekam die reiche Promqueen. Und der seltsame Nerd verzauberte die oberflächige Tussi von der Schule. Hach...
Marissa war für komplizierte Mädchen weltweit das Postergirl. Sie war labil, drogenaffin, irgendwie verloren. Mal unheimlich gut drauf, dann fiel sie wieder in ein dunkles Loch. Doch je verletzlicher Marissa sich zeigte, desto mehr liebten wir sie. Und lernten dadurch: Schönheit heißt gar nichts. Jeder Mensch kämpft mit eigenen Dämonen.
Auch die anderen Charaktere hatten Baustellen: Seths Mutter war Alkoholikerin, Seth ein Mobbing-Opfer. Und Seths Vater und Ryan kämpften jahrelang mit der Tatsache, dass ihre Frauen mehr Geld hatten als sie.
In einer Folge zum Beispiel griff Marissa zur Knarre griff und schoss Ryans Bruder Trey an.
Dann gab es Ryan, der zuletzt nicht nur als Cage-Fighter arbeitete, sondern dem Serien-Bösewicht auch fast mit einer zerbrochenen Bierflasche das Gesicht aufschlitzte.
Und Summer? Die traktierte ihren Liebsten mit Kniffen und Fäusten (was viele damals okay fanden?!). Wir lernten: In der High Society sind die Krallen gut manikürt und immer ausgefahren.
Keine Teenieserie kam mehr an den Glamour und das Drama von "The O.C." ran. Glaubt mir, ich habe jahrelang nach einem Ersatz gesucht. Ich hatte große Hoffnungen, als O.C.-Erfinder Josh Schwartz "Gossip Girl" an den Start brachte. Aber die Serie ist nur eine schlechte Kopie, lies mal hier.
Jetzt sind die Shows meist entweder albern ("New Girl") oder völlig psycho ("Tote Mädchen lügen nicht"). Nur in Orange County war alles ernst gemeint. Die Tränen, der Schmerz, die Liebe – genau wie es sich eben anfühlt, wenn man 16 Jahre alt ist. Hach ...
Ich glaub, ich lade mich bald mal bei meiner Freundin zum Serienabend ein. "California here we come. Right back where we started from!"