Der SV Werder Bremen hat sich nach einer durchwachsenen Saison im Mittelfeld der Bundesligatabelle stabilisiert und dürfte mit dem Abstiegskampf nicht mehr viel zu tun haben. Mit acht Punkten Abstand auf den Relegationsplatz haben sich die Bremer ein kleines Polster für die verbleibenden sechs Partien erarbeitet.
Der Blick der Verantwortlichen an der Weser richtet sich also auf die Kaderplanung für die nächste Saison. Und die bereitet einiges an Kopfzerbrechen.
Denn mit dem Abgang von Eren Dinkçi Richtung Freiburg, verlässt nach Nick Woltemade das zweite vielversprechende Eigengewächs den Verein. Der Wechsel wurde vergangene Woche bekannt.
Der gebürtige Bremer Dinkçi war im Sommer als Leihgabe für ein Jahr zum 1. FC Heidenheim gewechselt, nachdem er bei Werder nie über die Reservistenrolle hinausgekommen war.
Mit acht Toren und fünf Assists ist Dinkçi einer der Erfolgsgaranten der außergewöhnlichen Heidenheimer Debütsaison im Oberhaus. Laut "Kicker"-Statistik ist er der schnellste Spieler der Liga.
Die perfekten Argumente also, um den Stürmer zurück an die Weser zu locken. Doch die Rückholaktion ging gewaltig schief.
Warum schaffen es die Bremer Verantwortlichen nicht, ihre Talente an sich zu binden? Im Fall Dinkçi meldet sich jetzt sein Vater Safak Dinkçi zu Wort – und spart nicht mit Vorwürfen.
"Er hat sich nicht geschätzt gefühlt", sagt Dinkçi Senior gegenüber Radio Bremen, wie "Deichstube" berichtet. "Die anderen Trainer haben ihm mehr gezeigt, dass sie ihn haben wollen", sagt Dinkçi mit deutlichen Worten, die nur als Seitenhieb gegen Ole Werner verstanden werden können.
"Julian Schuster war bei allen drei Gesprächen, die wir geführt haben, dabei", sagt Dinkçi über den kommenden Trainer des SC Freiburg. Der Vorstand, der Sportdirektor, sie alle hätten an den Runden teilgenommen.
Laut "Deichstube" haben die Bremer sich erst seit Februar intensiver um das Talent bemüht. "Wir haben Eren in den Gesprächen aufgezeigt, welche Rolle wir für ihn in der nächsten Saison vorgesehen haben und haben ihm auch wirtschaftlich ein gutes Angebot unterbreitet. Leider ist seine Entscheidung gegen uns ausgefallen", sagt Clemens Fritz, Leiter Profifußball beim SVW.
Vor allem die Reservistenrolle, die sein Schützling in der Vergangenheit bei Werder innehatte, stößt Dinkçi übel auf. Die Begründung der Bremer Verantwortlichen, dass er mit Füllkrug und Ducksch eben zwei Topstürmer vor sich hatte, möchte er nicht vollständig gelten lassen.
"Dass Eren zwei gute Stürmer vor sich hatte und deshalb nicht durchkam, kann ich verstehen", sagt Dinkçi. "Aber die anderen Vereine haben auch gute Stürmer. Wenn man seine Jungs aufbauen will, muss man sie in einem Spiel nicht nur fünf oder zehn Minuten spielen lassen, sondern es vielleicht mal eine Halbzeit lang probieren und das Risiko gehen."
In den Aussagen Dinkçis schwingt auch ein wenig Bedauern darüber mit, dass sein Sohn den Osterdeich gegen den Schwarzwald tauscht: "Er wollte immer zurück. Letztendlich hat es leider nicht geklappt."