WM 2026: Marokko oder Nordamerika? Das entscheidet die Fifa heute
13.06.2018, 08:2813.06.2018, 08:31
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Noch ist die WM 2018 nicht angepfiffen, an diesem Mittwoch entscheidet der Fußballweltverband Fifa in Moskau über den Austragungsort des Turniers 2026.
Die Konkurrenten: Marokko und ein gemeinsames Turnier der USA, Kanada und von Mexiko.
3 Fakten zur Entscheidung.
Die Ausgangslage
Auf dem Papier ist der Nordamerika-Verbund im Expocenter der russischen Hauptstadt Moskau der haushohe Favorit. Die USA, Kanada und Mexiko erhielten von den FIFA-Experten für ihre Bewerbung 4,0 von 5 möglichen Punkten.
Marokko kam nur auf 2,7 Zähler, teilweise würde eine Ausrichtung in dem nordafrikanischen Land ein "hohes Risiko" darstellen, steht in dem Evaluierungsbericht.
Das Votum erfolgt am Mittwoch.
Das Turnier 2026 wird erstmals mit 48 Teams ausgetragen. In den USA, wo von den 80 Spielen 60 stattfinden würden, stehen die Stadien dafür jetzt schon bereit. In Marokko hingegen müsste erst einmal ein zweistelliger Milliardenbetrag investiert werden.
Ein Turnier, drei Länder
Die Nordamerikaner warben auch am Dienstag mit einem prognostizierten Geldsegen. Gerechnet wird mit elf Milliarden US-Dollar für die FIFA – das wäre fast das Doppelte von dem, was eine eine Endrunde in Marokko einbringen würde.
Erst ein WM-Turnier in Afrika
Die Nordafrikaner ließen dafür Brasiliens früheren Starspieler Roberto Carlos als ihren Botschafter auf die Fußballbegeisterung hinweisen: "Das erinnert ein bisschen an den Brasilianer, der den Fußball 24 Stunden auf der Straße lebt."
Der Faktor Trump
Es gibt einen Unsicherheitsfaktor, und der heißt Donald Trump. Der US-Präsident wetterte in den vergangenen Wochen sogar persönlich auf Twitter gegen die Marokko-Bewerbung, deren Unterstützern er indirekt politische Konsequenzen androhte.
Trump will Einreisebestimmungen zur WM lockern
Viele der bis zu 207 wahlberechtigten FIFA-Nationen sind ohnehin anti-amerikanisch eingestellt, Trump dürfte das mit seinen Eskapaden weiter verschlimmert haben. Ob sich der Friedensgipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un doch noch positiv auswirkt, bleibt abzuwarten.
Marokko forderte zudem den Ausschluss der wegen der vier wahlberechtigten US-Territorien: Amerikanisch-Samoa, Guam, Amerikanische Jungferninseln und Puerto Rico. Die Delegierten sind formal US-Bürger und Bürger der Bewerberstaaten dürfen nicht abstimmen. ("Welt")
Eine entsprechende Beschwerde Marokkos prüft die Fifa.
Zum Fifa-Treffen hat sich auch Trumps Erzrivale, Russlands Präsident Wladimir Putin, angekündigt.
Zum Sieg reicht den Bewerbern am Mittwoch die einfache Mehrheit der abgegeben und gültigen Stimmen.
Die Delegierten dürfen allerdings auch für die erneute Ausschreibung der WM unter Ausschluss der aktuellen Kandidaten stimmen. China soll daran interessiert sein.
DFB-Boss Reinhard Grindel, der schon in der Affäre um die Nationalspieler Ilkay Gündogan und Mesut Özil eine unglückliche Figur machte, will sich erst am Mittwoch auf ein Votum festlegen.
FIFA-Präsident Gianni Infantino, der händeringend nach neuen Geldquellen sucht, gilt auch deshalb als großer Befürworter von "United 2026". Eine Vergabe nach Marokko, das naturgemäß in Afrika die meisten Unterstützer hat, wäre auch eine Niederlage für den Schweizer, der in Russland seine erste WM als FIFA-Boss erlebt.
Die aktuelle Endrunde war vor acht Jahren unter skandalösen Umständen zusammen mit der WM 2022 vom damaligen Exekutivkomitee vergeben worden. Der Entscheidung gingen hochpolitische Diskussionen voraus. Katar gewann trotz der schlechtesten technischen Bewertung - unter anderem gegen die USA.
FC Bayern: Dayot Upamecano unterstützt Streik-Idee
Mitte September kam ungewohnte Schärfe in die Debatte. "Ich denke, wir sind kurz davor", sagte Spaniens Europameister Rodri, der mittlerweile sogar zum Weltfußballer gewählt wurde. Mit dieser Aussage unterstrich er, dass die Superstars des Profi-Fußballs ernsthaft darüber nachdenken, zu streiken.