Alle drei Tage ein Spiel, dazwischen Training, Pressekonferenzen und der Druck, jedes Spiel überlegend gewinnen zu müssen. Es gibt sicherlich einfachere Jobs für einen 34-jährigen Trainer, als Chefcoach beim FC Bayern München zu sein.
Für Julian Nagelsmann ist das seit dem vergangenen Sommer jedoch der Alltag. Der gebürtige Bayer hat sich bereits in jungen Jahren den Traum erfüllt und ist Trainer seiner Lieblingsvereins geworden – und das aktuell auch ziemlich erfolgreich.
Dennoch kennt Nagelsmann das Risiko, seinem Körper zu viel zuzumuten. "Du hast immer den Drang, die ganze Zeit das Handy in der Hand zu haben, dich mit Transfers zu beschäftigen. Dann muss man bewusst auch mal dem Brazzo sagen, ich bin mal einen Tag raus", sagt er bei Amazon Prime über die Kommunikation an freien Tagen mit Sportvorstand Hasan Salihamidžić.
Der Bayern-Trainer versuche dann besonders Dinge zu unternehmen, die ihn "freizeitmäßig glücklich machen" und den "freien Tag dann auch wirklich mal frei zu nutzen". So geht Nagelsmann gern wandern oder nutzt die Zeit für Touren mit dem Mountainbike.
Die Gefahr, dass er tatsächlich eines Tages an einem Burnout erkranken könnte, habe er bereits einmal testen lassen. Dabei musste er verschiedene IQ-Tests und Stress-Resistenz-Tests durchführen. Nagelsmanns Testergebnisse hätten ergeben, dass seine prozentuale Wahrscheinlichkeit, ein Burnout zu bekommen, bei null Prozent liegen würde.
"Es gibt wirklich wenige Menschen, die bei null Prozent sind. Ich hoffe, die Maschine behält recht. Aber für alle, die es haben: Ich glaube, das ist ein furchtbares Gefühl", fügte er hinzu.
Über die Auswirkungen eines Burnouts habe Nagelsmann auch schon mit dem aktuellen Manchester-United-Trainer Ralf Rangnick gesprochen, der ihn 2019 von der TSG Hoffenheim zu RB Leipzig holte.
Rangnick machte seine Erkrankung zu seiner Zeit als Trainer bei Schalke 04 in der Saison 2011/12 öffentlich. "Mein derzeitiges Energielevel reicht nicht aus, um erfolgreich zu sein und insbesondere die Mannschaft und den Verein in ihrer sportlichen Entwicklung voranzubringen", sagte der heute 63-Jährige vor zehn Jahren.
Aus dem Gespräch mit Rangnick nahm Nagelsmann vor allem einen Tipp mit: "Man muss halt dann versuchen außen rum, die Dinge so zu steuern, um das Risiko, das dann irgendwann kommt oder ausbricht, möglichst gering zu halten."
(lgr)