Überglücklich fiel Patrick Mahomes seinem Coach Andy Reid um den Hals und feierte im rot-gelben Konfettiregen den Triumph im Super Bowl. Mit einer beeindruckenden Aufholjagd führte Star-Quarterback Mahomes seine Kansas City Chiefs zum ersten NFL-Titel seit 50 Jahren und beendete beim 31:20 gegen die San Francisco 49ers die Meisterträume des deutschen Profis Mark Nzeocha. "Wir haben Herz gezeigt", schwärmte der 24-Jährige nach einem der stärksten Comebacks der Super-Bowl-Geschichte. "Wir haben niemals den Glauben verloren. Niemand hat den Kopf hängen gelassen."
Die Spieler der Chiefs wälzten sich wie kleine Kinder im Konfetti auf dem Rasen des Hard Rock Stadiums von Miami, der Franke Nzeocha stand hingegen schon kurz vor Ende des Finales wie versteinert am Spielfeldrand. Der 30-Jährige verpasste es, als dritter Deutscher den Titel beim größten Einzelsportevent der Welt zu holen.
Bislang haben sich nur Sebastian Vollmer und Markus Koch den begehrten Siegerring für die Champions sichern können. Die 49ers verpassten die Chance, mit ihrem sechsten Super-Bowl-Gewinn zu den Rekordsiegern New England Patriots und Pittsburgh Steelers aufzuschließen.
Im letzten Viertel hatten die Chiefs bereits mit 10:20 zurückgelegen. Doch obwohl zwei seiner Pässe zuvor vom Gegner abgefangen worden waren, ließ sich Mahomes nicht beirren und brachte sein Team mit zwei Touchdownpässen wieder in Führung. Zudem lief der 24-Jährige in seinem ersten Super Bowl einen Ball selbst in die Endzone. Dank dieser Leistung wurde Mahomes als wertvollster Spieler des Finales ausgezeichnet.
Zum dritten Mal in diesen Playoffs holten die Chiefs noch einen zweistelligen Rückstand auf. "Was für ein großartiges Team, großartige Coaches. Ich schätze jedes kleine bisschen davon", sagte Cheftrainer Reid. Der 61-Jährige krönte seine ruhmreiche Karriere mit dem 222. Sieg und dem ersten Super-Bowl-Triumph. Damit ist Reid das Stigma des erfolgreichsten Trainers der Football-Geschichte ohne Titel los.
Dabei hatte es lange nach einem Sieg für Nzeocha & Co. ausgesehen. Mit konzentriertem Blick stand der 30-Jährige bei der von Demi Lovato gesungenen US-Hymne kurz vor der Partie am Seitenrand. Direkt beim ersten Spielzug war Nzeocha auf dem Rasen. Vor allem wenn der Ball lang über das Feld getreten wurde, kam er bei San Francisco zum Einsatz. Seine Familie um Frau Taylor, Sohn Cameron James mit Kopfhörern und den drei Brüdern verfolgte das Spiel von der Tribüne.
Nzeocha durfte sich über die 3:0-Führung seiner 49ers durch ein Field Goal von Robbie Gould freuen. Doch mit dem Rückstand kam Chiefs-Spielmacher Mahomes langsam in Schwung. Kurz vor Ende des ersten Viertels lief er selbst mit dem Ball über ein Yard zum ersten Touchdown und dem 7:3 in die Endzone.
Erstmals lagen die 49ers in diesen Playoffs zurück und machten den ersten schwerwiegenden Fehler. Unter Druck der gegnerischen Verteidigung warf Quarterback Jimmy Garoppolo einen Verzweiflungspass, den Flatterball konnte Chiefs-Verteidiger Bashaud Breeland mühelos abfangen.
Der 28-jährige Garoppolo besitzt zwar mehr Super-Bowl-Erfahrung als Mahomes, doch bei seinen zwei Finalsiegen mit den New England Patriots kam er als Ersatzmann von Tom Brady nicht zum Einsatz. Aber auch Garoppolo bewies, dass er San Francisco nicht zufällig in den Super Bowl geführt hatte. Durch einen erfolgreichen Pass auf Kyle Juszczyk glichen die 49ers vor der umjubelten Halbzeitshow der beiden Popsängerinnen Shakira und Jennifer Lopez zum 10:10 aus.
Erst zum vierten Mal starteten beide Teams punktgleich in die zweite Hälfte des Super Bowls. Und es blieb spannend. Nach dem 13:10 für die 49ers patzte auch Mahomes. Zum ersten Mal in dieser K.o.-Runde wurde ein Pass von ihm abgefangen. Während der wertvollste Spieler der vergangenen Saison ungewohnt schwächelte, wurde Garoppolo immer sicherer. Zwölf Pässe nacheinander brachte er zu seinen Teamkollegen, Running Back Raheem Mostert sorgte per Lauf für das 20:10.
Die 49ers nutzten die nächste Schwäche von Mahomes. Doch auch seine zweite Interception brachte den 24-Jährigen nicht aus dem Konzept, im Gegenteil. Mit der Präzision eines großen Champions führte Mahomes seinen Angriff zweimal in die gegnerische Endzone. San Francisco hatte noch die Chance zum Konter – mit seinen Pässen fand Garoppolo die Mitspieler aber nicht mehr. Mit einem Touchdown-Lauf über 38 Yards Raumgewinn beseitigte Damien Williams die letzten Zweifel am Chiefs-Sieg.
(dpa/lin)