Ob Konserven, Nudeln oder Klopapier: Aus Angst vor den Folgen des neuartigen Coronavirus decken sich einige Menschen mit Vorräten ein. In den sozialen Netzwerken kursieren jede Menge Bilder von leeren Supermarktregalen. Mitunter entsteht der Eindruck, es herrsche Produktknappheit. Stimmt das?
Von einem Lebensmittelengpass kann Experten zufolge keine Rede sein. Hygieneartikel sind derzeit in einigen Läden zwar ausverkauft, können aber nachbestellt werden. Fotos von leeren Regalen zeigen laut Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) Ausnahmen - nicht die Regel. "Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln ist gesichert", sagt BVLH-Sprecher Christian Böttcher.
Deutlich gestiegen ist laut Böttcher unter anderem die Nachfrage nach haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Mehl und Zucker. Viele Märkte können darauf aber recht schnell reagieren: In Rewe- und Penny-Märkten etwa könne man dank des digitalen Systems "quasi in Echtzeit" sehen, was gekauft wird – und Bestellungen demententsprechend anpassen, erklärt der zuständige Sprecher Andreas Krämer. Heißt: Wird ein Produkt verstärkt von Kunden gekauft, wird es in größerer Anzahl oder öfter aus den Lagern geliefert.
Bei Hygieneartikeln wie Klopapier funktioniert die Logistikkette laut Böttcher etwas anders als bei Lebensmitteln: "Sie werden in der Regel seltener nachbestellt, weil sie normalerweise weniger nachgefragt werden."
Zuletzt aber sei die Nachfrage nach Hygieneprodukten "sprunghaft angestiegen", heißt es etwa von der Drogeriemarktkette dm. "Aufgrund des abrupten Anstiegs sind temporär Produkte an manchen Standorten nicht erhältlich", erklärt Geschäftsführer Sebastian Bayer. Es seien jedoch Maßnahmen ergriffen worden, um die Versorgung wieder zu gewährleisten.
Es hänge von verschiedenen Faktoren ab, ob ein ausverkauftes Produkt direkt am nächsten Tag wieder im Regal steht oder ob es ein wenig länger dauert, sagt Böttcher: unter anderem von der Größe, vom Standort und vom Technisierungsgrad des Marktes. "Grundsätzlich aber gilt: Es gibt keine Versorgungsengpässe. Alle Geschäfte werden mit den nötigen Produkten versorgt – sofern die Hersteller sie liefern können natürlich." Bislang sei ihm von keinem Produkt berichtet worden, das gar nicht mehr lieferbar sei.
Auch Dm-Chef Christoph Werner hat sich mittlerweile in einem Interview zu den leeren Klopapier-Regalen geäußert. "Im Einzelhandel und beim Dm-Drogeriemarkt ist es ja so, dass wir die Belieferung unserer Dm-Märkte aufgrund von Prognosen auslösen, die wir über die zu erwartenden Abverkäufe tätigen", sagt er. "Da ist es in der Vergangenheit so gewesen, dass das relativ gut prognostizierbar war und deswegen die ganzen Prozesse auch darauf abgestimmt waren." Die Warenbestände, die dann im Lager oder in den Dm-Märkten gewesen seien, waren demnach genauso berechnet, dass es bis zum nächsten Wareneingang optimal gepasst habe. Mit der rapide gestiegenen Bevorratung der Menschen seien diese Prognosen nicht mehr richtig gewesen und würden nun angepasst.
Ein komplett anderes Bild zeigt sich beim Klopapier-Hersteller Essity. Der Hersteller zeigte Bilder seines Lagers auf Twitter und schreibt: "Niemand muss zu Hause Klopapier horten! Unsere Papiermaschinen und Fertigungsanlagen laufen 24 Stunden. Aus der Produktion geht's direkt ins Lager."
Ein Bild zeigt eine riesige Rolle Papier, die zu weiteren kleinen Rollen für den Verbraucher verarbeitet werden. Ein anderes Bild zeigt ein Lager, das bis zum Rand mit Toilettenpapier gefüllt ist.
Die Bilder zeigen: Hamsterkäufe sind nicht nötig.
(vdv/lin/dpa)