Einkaufswagen bleiben auch in Zukunft unersetzlich, das Pfandsystem wird aber wahrscheinlich durch eine neue Technologie verändert.Bild: Getty Images Europe / Ralph Orlowski
Supermarkt
Viele Supermärkte machen sich bereits Gedanken um die Zukunft – und die könnte wohl ohne Ein-Euro-Münzen und Chips für Einkaufswägen stattfinden. Laut "Chip" gibt es bereits ein erstes Modell, das zeigt, wie Einkaufswägen zukünftig mit dem Smartphone oder der Smartwatch freigeschaltet werden könnten.
Einkaufswagen sind nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Händler extrem wichtig. Denn wenn es keinen Einkaufswagen gibt, kaufen die Kunden auch weniger ein. Das Problem: Oft haben Kunden nicht gleich eine passende Münze oder einen Chip für das Pfandschloss bereit. Daher arbeiten die Händler und Einkaufswagen-Hersteller bereits an Lösungen für die Zukunft.
So könnte die Zukunft aussehen: Zum Entsperren eines Einkaufswagens braucht man nur noch ein Smartphone.bild: chip / konstantinos mitsis / robert urlacher
Eine Möglichkeit könnte ein sogenannter Smart-Trolley, also ein digitaler Einkaufswagen, sein. Kunden können ihn ganz einfach mit dem Smartphone oder einer Smartwatch entsperren. Die Suche nach der Ein-Euro-Münze hätte sich damit also erledigt. Stattdessen müssen sich die Kunden nur die App des jeweiligen Supermarkts herunterladen und ihr Smartphone oder die Smartwatch über das Pfandschloss des Einkaufswagens halten. Per Bluetooth- oder NFC-Signal können sie den Einkaufswagen dann freischalten. Laut "Chip" ist diese Technik auch bereits einsatzfähig. Beim Test des Verbraucherportals funktioniert der Ablauf perfekt.
Auf Anfrage von watson wollten sich weder Rewe noch Real dazu äußern, ob die Umstellung auf Smart-Trolleys in ihren Supermärkten geplant ist. Auch Aldi Süd gab keine weiteren Informationen dazu. "Selbstverständlich beobachten wir vor dem Hintergrund einer wachsenden Digitalisierung im Handel fortlaufend neue und spannende Angebote für unsere Kunden", teilte eine Sprecherin mit. Eine ähnliche Antwort gab Aldi Nord: "Wir verfolgen die Entwicklung am POS sehr genau und wir arbeiten kontinuierlich daran, unseren Kundinnen und Kunden das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten und spannende Angebote zu machen. Dazu gehört natürlich auch der Nutzungskomfort unserer Einkaufswagen." Weitere Angaben wollte Aldi Nord dazu nicht machen. Lidl meldete sich bis zum Ablauf der Frist nicht.
Noch Jahre bis zur Einführung
Die Hersteller vermuten, dass die Umstellung auf Apps für die meisten Kunden kein Problem sein wird. Für diejenigen, die sich nicht mit Apps auskennen, soll es aber weiterhin die Möglichkeit geben, eine Münze oder einen Chip zum Entsperren zu nutzen. Das sei vor allem für ältere Menschen wichtig.
Gegenüber "Chip" erklärt ein Mitarbeiter des Einkaufswagen-Herstellers Wanzl: "Wir wollen mit Testphasen erste Markterfahrungen sammeln und schauen, wie das insgesamt ankommt". Einkaufen solle dabei leichter und zu einem Erlebnis gemacht werden. Bis digitale Einkaufswägen zur Normalität werden, wird es aber wohl noch einige Jahre dauern. Das könnte vor allem daran liegen, dass die Kosten für Technik und Software relativ hoch sind.
Rudolf Wanzl stellte bereits 1948 in seiner Wagenbauerei in Schwaben die ersten Einkaufswagen für Händler her. Auch heute noch baut die Firma Einkaufswägen und arbeitet an Ideen für die Zukunft. Wanzl liefert seine Ware weltweit aus. Eine große Veränderung war die Einführung des Pfandsystems Mitte der 1980er Jahre. Seitdem haben die Supermärkte weniger Probleme mit geklauten Wägen. Nun könnte sich das System, das seitdem nahezu unverändert geblieben ist, erstmals weiterentwickeln.
(pas)