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Maddie McCann: Insider machen Ermittlern schwere Vorwürfe

FILE PHOTO: Kate and Gerry McCann pose with a computer generated image of how their missing daughter Madeleine might look now, during a news conference in London May 2, 2012. REUTERS/Andrew Winning/Fi ...
Am 3. Mai 2007 verschwand die damals dreijährige Madeleine McCann. Bild: reuters / ANDREW WINNING
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Vermisste Maddie McCann: Insider machen Ermittlern schwere Vorwürfe

11.06.2020, 10:39
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Lange Zeit gab es keine neuen Entwicklungen im Fall der seit 2007 vermissten Maddie McCann. Doch vor einer Woche hatten das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend mitgeteilt, dass der wegen anderer Delikte inhaftierte Christian B., ein Deutscher, wegen des verschwundenen britischen Mädchens unter Mordverdacht steht. Seitdem kommen immer mehr Details ans Licht, und es kommt immer häufiger die Frage auf: Wieso ist der Tatverdächtige erst jetzt in den Fokus der Ermittler geraten? In der RTL-Dokumentation "Die Wahrheit im Fall Maddie – Insider packen aus" heißt es, es gebe vieles, was der Öffentlichkeit bislang verborgen geblieben sei.

In der Spezialsendung, die am Mittwochabend auf RTL zu sehen war, kommen unter anderem Profiler Axel Petermann, RTL-Reporter Uli Klose, die Moderatorin Katja Burkard sowie andere internationale Journalisten zu Wort, die den Fall schon lange begleitet und selbst Recherchen angestellt haben.

Kritik an portugiesischer Polizei

Vor allem die portugiesische Polizei wird dabei oft kritisiert. Man hätte viel früher auf den heute Tatverdächtigen Christian B. kommen müssen, meint Sky-Reporter Martin Brunt, der seit 2007 in dem Vermisstenfall recherchiert. Denn als erstes müssten in einem solchen Fall bereits bekannte Sexualstraftäter unter die Lupe genommen werden. "Die große Frage bleibt, ob die portugiesische Polizei den Täter 2007 auf dem Zettel hatte. Und wenn nicht, warum nicht", sagt er.

Fall Madeleine McCann
Journalist Martin Brunt äußert Kritik an der Polizei.Bild: screenshot tvnow

2013 gab es erste Hinweise auf Christian B., nachdem die McCanns im deutschen Fernsehen aufgetreten waren. 2017 gab es den nächsten Hinweis, nachdem er in einer Bar geprahlt hatte, in das Verschwinden des Mädchens verwickelt zu sein. Doch erst jetzt rückte der Deutsche tatsächlich in den Fokus der Ermittlungen.

Auch RTL-Moderatorin Katja Burkard, die die McCanns 2011 zum Interview traf, äußert Kritik an der Ermittlungsarbeit in Portugal. Sie findet ebenfalls merkwürdig, dass Christian B. nicht früher ins Visier der Ermittler geraten ist:

"Was ich bis heute nicht verstehen kann, wenn ich den Fall angucke: Angeblich wurden in dem Ort alle Pädophilen untersucht [...], aber Christian B. hatten sie nicht auf dem Radar."

Man frage sich, wieso der ihnen durch die Lappen gegangen ist, jemand, der "halb in einem Transporter" gelebt habe. Dabei habe es immer Hinweise darauf gegeben, dass ein auffälliges Auto in der Nähe gesehen worden sei, erklärt sie weiter.

Fall Madeleine McCann
Katja Burkard (l.) traf die McCanns 2011 zum Interview.Bild: screenshot tvnow

Forensische Untersuchungen erst nach Wochen

Dass die portugiesische Polizei Fehler gemacht hat, steht für den britischen Journalisten Brunt außer Frage. Das sei auch ein Grund dafür, warum der Fall noch nicht aufgeklärt sei. Unter anderem kritisiert er, dass das Appartement, aus dem Maddie verschwunden war, nicht versiegelt wurde. "Wenn sie das gemacht hätten und auch eine anständige kriminaltechnische Untersuchung durchgeführt hätten, vielleicht hätten sie dann, wenn er wirklich der Täter ist, DNA oder ein Haar oder irgendwas von Christian B. gefunden, was man heute gegen ihn verwenden könnte", meint Brunt.

Auch bei Markus Lanz waren die McCanns am Mittwochabend Thema. Dort machte Journalistin Cornelia Fuchs den Ermittlern in Portugal ebenfalls Vorwürfe. Sie berichtet, dass in dem Appartement nach dem Verschwinden von Madeleine McCann sogar noch andere Familien gewohnt hätten, ehe eine forensische Untersuchung stattgefunden habe. Dadurch hätten viele Beweise nicht mehr gesichert werden können.

(jei)