Die Sachsen-Anhalt-Wahl ist entschieden – und die CDU hat einen haushohen Sieg eingefahren. Das ergaben bereits die ersten Hochrechnungen. Knapp 37 Prozent, mehr als 15 Prozent vor der AfD, eine klare Ansage gegen rechtspopulistische Politik. Bei "Anne Will" wurde die Wahl unmittelbar danach aufgearbeitet.
Mit dabei waren:
Hessens Ministerpräsident leitet die Sendung standesgemäß mit einem Toast auf seinen sachsen-anhaltinischen Amtskollegen ein, der mit seiner Prominenz wohl entscheidend zum eigenen Wahlerfolg beitragen konnte. Bouffier betont danach aber auch, dass der Wahlerfolg für die CDU als Partei und auch für Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet ein sehr wichtiger Meilenstein sei.
Moderatorin Will will aber lieber auf das Wahlergebnis eingehen, das neben dem klaren CDU-Sieg gezeigt hat, dass die in Sachen-Anhalt in den letzten Wahlen schwächeren Parteien wie die Grünen oder die FDP auch weiterhin in sehr niedrigen Prozentbereichen unterwegs sind.
"Man könnte gemein sein und sagen 'die Zwerge'", schätzt Journalistin Nadine Lindner die schlechter positionierten Parteien ein. Sie führt aus, dass es dann in diesem Fall für die CDU nach dem "Baukastenprinzip" möglich sei, nahezu jede Partei als Koalitionspartner auszuwählen.
Wer aufgrund der klar ablehnenden Haltung (zumindest seitens Ministerpräsident Haseloff) nicht Koalitionspartner werden wird, ist die AfD, die mit 21 Prozent der Stimmen zweitstärkste Kraft wurde. Das klare Angebot an Haseloff, miteinander zu koalieren, wiederholte Tino Chrupalla, AfD-Bundessprecher, in der Sendung allerdings gerne nochmal und ergänzt: "Wenn wir uns mal das Wählervotum anschauen, dann gibt es in Sachsen-Anhalt nur noch zwei Volksparteien: die CDU und die AfD."
Das war allerdings nicht die Antwort auf Wills Frage, warum sich die AfD in Sachsen-Anhalt nicht klarer vom Rechtsextremismus distanziert. Chrupalla gibt zu verstehen, dass er sich nicht von den Forderungen seiner Parteikollegen in Sachsen-Anhalt distanzieren möchte, weil er als Bundesvorsitzender die Aufgabe habe, solche Fragen im Dialog mit den jeweiligen Vorsitzenden zu klären.
Er betonte, die AfD sei die einzige verbliebene Opposition im Bundestag, die anderen Parteien wie die Linke, die Grünen oder die FDP würden eigentlich am Ende nur Einheitsbrei von sich geben.
Nach Chrupallas Wortbeitrag platzte Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht der Kragen:
Und auch die rechtsextremen Tendenzen in der AfD haben für Wagenknecht eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Besonders im Blickpunkt ihrer Argumentation: Oliver Kirchner, AfD-Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt. Kirchner war Mitglied einer Facebook-Gruppe, in der ein Bild geteilt wurde, auf dem die von den Nazis ermordete Anne Frank auf einem Pizzakarton abgedruckt gezeigt wurde, der mit der Aufschrift "Die Ofenfrische, locker und knusprig zugleich" sowie "Neu, feurig scharf" versehen war. "Solange Sie solche Typen in der Partei haben, ist es völlig berechtigt, dass jeder Sie daraufhin anspricht", sagt Wagenknecht.
Nachdem Wagenknecht Chrupalla zurechtgestutzt hatte, musste sie sich selbst allerdings schwerwiegenden Vorwürfen erwehren. „Der Aufstieg der AfD ist nur mit dem Abstieg der Linken zu erklären“, sagt Volker Bouffier und stößt damit eine Debatte über die wachsenden rechtsextremen Tendenzen in ganz Europa an. Journalistin Lindner ergänzt dazu, dass sie gerade im Osten Deutschlands das Gefühl habe, einigen Menschen sei durch die Diktaturerfahrung ihrer Eltern in der DDR die Wahltendenz zur AfD "vererbt" worden.
Das wiederum stößt auf heftigen Widerstand in der Runde, ausnahmsweise sind selbst AfD-Mann Chrupalla und CDU-Ikone Bouffier in ihrer Skepsis einig. Aber letztendlich besteht vor allem Einigkeit darin, dass es im Osten an Angeboten fehlt, die ostdeutsche Gesellschaft mitzunehmen und ihnen zu "Wohlstand" zu verhelfen, wie Grünen-Vorsitzender Robert Habeck darstellt. Will hakt nach, ob das Ergebnis von rund sechs Prozent der Grünen in Sachsen-Anhalt nicht eigentlich als negativer Stimmungstest für Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock zu werten sei. Das lehnt Habeck entschieden ab und beharrt darauf, dass die Grünen in Sachsen-Anhalt ja auf einem ähnlichen Niveau wie bei der letzten Wahl 2016 bleiben konnten.
Und dann wird es wild: Angesprochen auf den von den Grünen geforderten höheren CO2-Preis, der die deutschen Verbraucher auf dem Papier erstmal mehr kosten soll als bislang, aber laut Habeck am Ende bei entsprechendem, umweltschützendem Verhalten zu großen Teilen zurückgezahlt werden soll, wird AfD-Politiker Chrupalla laut und verlangt eine verständliche Erklärung dieser Maßnahme.
Als Habeck diese dann liefert, wettert Chrupalla weiter und verziert seine Tirade mit "das versteht doch keiner". Habeck wird als Reaktion persönlich:
Das aber passt Volker Bouffier nicht, der einwirft: "Die Junge Union ist völlig unschuldig an dieser Entwicklung." Eine völlig absurde Entwicklung dieser Diskussion, die am Ende der Sendung für Aufsehen sorgt.
Ein letztes Konzert gibt dann Journalistin Lindner, indem sie AfD-Mann Chrupalla attackiert: "Wenn Sie sagen, dass Sie sich für die Menschen im Osten einsetzen: In Ihrem Wahlprogramm für den Bundestagswahlkampf taucht das Wort 'Ostdeutschland' kein einziges Mal auf." Rums! Ein klares Statement zum Abschluss einer spannenden Sendung.