Comedian Hape Kerkeling wurde am Donnerstagabend in Berlin bei den GQ Men of the Year Awards in der Kategorie "Entertainment" ausgezeichnet. Unterhaltsam war seine Dankesrede, die er ursprünglich gar nicht halten wollte, nicht unbedingt – sie hinterließ vielmehr einen bitteren Beigeschmack. Denn Kerkeling zeigte schonungslos ehrlich auf, was im politischen Deutschland aktuell falsch läuft.
"Ich habe mich ehrlich gesagt dazu entschlossen, dass ich gar keine Dankesrede halte", begann er seinen Vortrag in der Komischen Oper. Und weiter: "Es ist mir einfach zu gefährlich - weil, was passiert? Du kriegst'n Shitstorm. Dann gehn'se runter zu deinem E-Golf und hauen dir unter Umständen die Scheibe ein, wenn du was Falsches sagst."
Bestes Beispiel sei Award-Moderatorin Barbara Schöneberger, so Kerkeling. In ihre Richtung gewandt erklärte er: "Was sagt sie? 'Ich mag keine geschminkten Männer.' (Schöneberger hatte nach dieser Äußerung den Unmut vieler auf sich gezogen, Anm. d. Red.) Ich mag auch keine geschminkten Männer, aber ich sag's nicht. Das ist der Unterschied. Ich mein, ich bin grad selber geschminkt. Ich weiß nicht, ob's Ihnen aufgefallen ist – und auch beruflich das ein oder andere Mal. Ich muss sagen, es hat mir manchmal auch gefallen, muss ich ganz ehrlich sagen."
Dann holte Kerkeling weiter aus: "Natürlich, Sie werden sagen: 'Hape, was treibt dich um? Sag's uns doch!' Ist aber ehrlich gesagt zu gefährlich", sagte der Entertainer grinsend, um dann hinzuzufügen, dass ihn das Rennen um den SPD-Vorsitz schon umtreibe. "Nicht, dass ich es werden wollte, aber ganz ehrlich: Die, die es werden wollen, können's nicht. Und die, die können, wollen nicht."
Bei der CDU sei es das Gleiche:
Dabei sei die Situation im Land derzeit schwierig. "Nein, es ist keine schöne Zeit, in der wir leben. Wir haben im Moment so einen scharfen Wind im Land; die schärfste Opposition überhaupt – und so wenig Kanzler wie heut' war noch nie."
Kerkeling bedankte sich für die Auszeichnung und schloss mit den Worten: "Und ansonsten halt ich es mit einem Zitat meiner Lieblingsphilosophin Hannah Arendt: 'Ich bereite mich auf das Schlimmste vor, ich hoffe das Beste und ich nehm' es, wie's kommt.'"
Nach Kerkelings teils harten Worten machte Moderatorin Schöneberger auch diesmal wieder einen ihrer traditionellen Trinkwitze. Nach "Alkohol ist nicht die Antwort, aber man vergisst zumindest die Frage", forderte sie vom Publikum: "Ich weiß, ihr könnt auch ohne Alkohol gut drauf sein, aber heute sollten wir auf Nummer sicher gehen."
(ab/mit dpa)