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"Maischberger. Die Woche": Palmer macht Witz, Lauterbach verliert kurz die Fassung

Karl Lauterbach (Mitte) und Boris Palmer (li.) zoffen sich ein bisschen bei Sandra Maischberger
Karl Lauterbach (Mitte) und Boris Palmer (li.) zoffen sich ein bisschen bei Sandra Maischbergerbild: screenshot ard
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Boris Palmer bringt mit Corona-Witz Karl Lauterbach aus der Fassung

06.08.2020, 06:58
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Sandra Maischberger meldet sich zurück mit ihrer Sendung nach der Sommerpause. Zwar sieht sie erholt aus, aber inhaltlich ist es, als wäre sie nie weg gewesen. Das Thema noch immer: Corona. "Ein Sommer, der nur ein kurzes Durchatmen in Sachen Corona war", sagt die Moderatorin auch gleich zur Begrüßung. Der Anfang der Sendung gehört den den drei geladenen Kommentatoren:

  • Günter Wallraff – Investigativ-Reporter
  • Düzen Tekkal – TV-Journalistin
  • Rainer Hank – "FAS"-Wirtschaftsjournalist

Corona-Kanzler Söder?

Für FAS-Kolumnist Rainer Hank ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der Sieger Corona-Krise und schlichtweg der Kanzlerkandidat mit dem größten Rückhalt in der Bevölkerung, auch wenn Söder selbst sich noch offiziell ablehnend verhält. "Die Vorstellung, dass ein Bayer von Gesamtdeutschland aufs Schild gehoben wird, ist was Neues", urteilt Hank. Söder habe das aber geschafft, und zwar "mit Law and Order".

Günter Wallraff ist von Markus Söder "positiv überrascht".
Günter Wallraff ist von Markus Söder "positiv überrascht".bild: screenshot ard

Der Altlinke Günter Wallraff steht nicht im Verdacht, übermäßige Sympathien für konservative Politiker zu haben, und auch er gibt zu, "positiv überrascht" von Söder zu sein. Er habe in der Krise richtige Einschätzungen getroffen, schaffe Vertrauen. "Tut mir leid, dass ich das gegen meine Überzeugungen bemerken muss." Aber Söder habe sich auch verändert. "Plötzlich ist er ein vernunftgeleiteter Mensch."Aber als Bundeskanzler hätte er ihn trotzdem nicht gern.

Wallraff über Tönnies: "Kriminelle Energie"

Neben Söder ist auch die große Corona-Demo vom vergangenen Samstag in Berlin Thema der Sendung. Die Journalistin Düzen Tekkal findet den unter anderem auch von SPD-Chefin Saskia Eskens verwendeten Hashtag #covidioten für die Demo-Teilnehmer "menschenfeindlich" und warnt vor pauschalen Ausgrenzungen.

Günter Wallraff findet den Begriff zwar in Ordnung, meint aber auch, man solle nicht alle Teilnehmer in einen Topf werfen und mehr mit ihnen reden. "Das ist keine Bewegung, da ist auch viel Verängstigung." Viel schlimmer findet der mit Undercover-Reportagen über schlechte Arbeitsbedingungen berühmt gewordene Journalist den Fleischfabrikanten Clemens Tönnies. Für ihn "ein Unternehmer, der aus dem Verkehr gezogen werden muss".

In Tönnies Betrieb werde täglich die Würde des Menschen verletzt. Wallraff wünscht sich – nicht ganz ernst gemeint – verdeckte Ermittler des Verfassungsschutzes in diesem Betrieb. Angekündigte Maßnahmen wie die Abschaffung der Werkvertragskonstellationen findet er sinnlos. Sie würden sowieso umgangen werden. Experten würden sagen: "So ein Betrieb muss stillgelegt werden, da herrscht kriminelle Energie."

Wirtschaftsjournalist Rainer Hank findet hingegen, dass die angekündigten Maßnahmen überflüssig sind. "Das Prinzip der Organisation der Arbeit ändern bringt nichts." Man müsse die vorhandenen Vorgaben, wie etwa die Einhaltung des Mindestlohns, kontrollieren – das helfe.

Lauterbach und Palmer zoffen sich

Doch das war alles nur Vorgeplänkel. Denn für den Start in die neue Saison hat Maischberger zwei Streithähne in ihr Studio geladen: Im Mai hatte der Grünen-Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, bei Maybritt Illner den (dort nicht anwesenden) SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach mehrfach so attackiert, dass dieser sich bemüßigt fühlte, auf den grünen Profi-Provokateur bei Twitter zu reagieren:

Palmer wirkt an diesem Abend ruhig, fast defensiv, während Epidemiologe Lauterbach seine Einschätzung der Corona-Lage und die Gefahren aufzählt: Der R-Wert liege derzeit bei kurz über 1 und wenn es so weiterginge, wären wir in acht Wochen dort, wo wir im März waren. Den Wunsch der Deutschen Fußballliga, Zuschauer wieder in die Stadien zu lassen, findet er "völlig frivol und unangemessen". Unter Reiserückkehrern aus Risikoländern gebe es eine hohe Corona-Positiv-Quote von gut drei Prozent. "Daher war es nicht klug, beim Reisen soviel zuzulassen, das Bezahlen jetzt im Moment die Kinder", sagt Lauterbach und meint damit zum Beispiel die Schüler in NRW, die nun auch während des Unterrichts eine Maske tragen müssen.

Werden keine Freunde mehr: Boris Palmer (li.) und Karl Lauterbach
Werden keine Freunde mehr: Boris Palmer (li.) und Karl Lauterbachbild: screenshot ard

Maischberger stellt Lauterbach auch zur Maskenfrage zur Rede. Am Anfang der Pandemie war von offizieller Seite und auch vom Robert-Koch-Institut die Einschätzung zu hören, dass Masken nicht schützen. "Das Robert Koch Institut hat sich da nicht hervorgetan", sagt Lauterbach und kann sich das fehlende "positiv" gerade noch im letzten Moment verkneifen. "Wir hätten von Anfang an klar sagen müssen, Masken sind ein Schlüsselelement." Palmer stichelt sich warm: "Sie können auch mal sagen, dass sie sich geirrt haben."

"Wir sind am Anfang der zweiten Welle", legt Lauterbach unbeirrt nach, alle "pragmatischen Kriterien" seien erfüllt, auch Israel, Singapur und ein Stück weit Japan seien bereits soweit. Nur leider würde zu wenig aus dem Ausland berichtet.

Palmer kontert mit einem Kalauer. Er finde das zu "apo-Karl-yptisch", witzelt er über Karl Lauterbach, der in der Corona-Krise immer wieder die undankbare Rolle des Warners eingenommen hat, dessen schlimmste Befürchtungen dann zum Glück teilweise nicht eingetroffen sind. Für seine Verhältnisse rastet Karl Lauterbach aus: "Das ist ein abwertender Begriff, machen Sie einfach Ihr Argument."

Palmer führt weiter aus, dass er Lauterbachs Aussagen zu "apodiktisch" und demoralisierend finde, denn die zweite Welle müsse ja nicht unbedingt eintreten. Doch Karl Lauterbach will Palmer dann auch noch einen mitgeben und erinnert an Palmers Aussage im Sat.1-Frühstücksfernsehen von Anfang Mai. Dort hatte er gesagt: "Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären."

Lauterbach stellt klar, dass die Covid-19-Opfer zwar überwiegend ältere Menschen seien, aber Corona würden ihnen Jahre an Lebenszeit stehlen. Studien haben ergeben, dass die Corona-Opfer in der Lombardei um elf Lebensjahre gebracht wurden, in Amerika, wo die Todesopfer durchschnittlich jünger sind, seien es sogar 20 Jahre. "Es gefällt mir heute Abend viel besser mit Ihnen", versucht Palmer die Wogen zu glätten. Lauterbach will etwas entgegen, sagt dann aber doch nur: "Ich lasse das mal unkommentiert."

Politikwissenschaftler Christian Hacke traut Trump sehr viel Schlechtes zu.
Politikwissenschaftler Christian Hacke traut Trump sehr viel Schlechtes zu.bild: screenshot ard

USA ein Land im Niedergang

Zuletzt wird bei Maischberger dann noch richtig unterhaltsamer Klartext geredet. Der Politikwissenschaftler und Amerika-Experte Christian Hacke gibt seine Einschätzung zur möglichen Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump: "Eigentlich ist er ein entsetzlicher Mann, jede Vogelscheuche auf dem Weizenfeld müsste gegen ihn gewinnen." Eigentlich.

Aber die USA seien "ein Land im Niedergang", das an sich selbst zweifelt. Da käme jemand wie Trump richtig, der den Amerikanischen Traum "wie eine alte Hollywood-Diva wieder aufschminkt".

Hacke glaubt nicht, dass Trump – trotz aktuell schlechter Umfragewerte – verliert. Trump und seine Gefolgsleute würde missliebige Gegenwähler behindern, spekuliert Hacke. Auch direkte Wahlmanipulationen schließt er nicht aus. "Und was könnte die schlimmste Folge sein? Bürgerkrieg?", fragt Maischberger, die von amerikanischen Freunden gehört hat, dass sich viele bewaffnen. "Das ist keine übertriebene Sorge. Trump hat alles dafür getan, Unzufrieden zu schaffen."

Und so endet die erste Sendung von Maischberger nach der Sommerpause, bis dahin ohnehin nicht arm an Höhepunkten, auch noch mit einem Knall.

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