In den USA kommt es seit Tagen zu Demonstrationen gegen Polizeigewalt, Rassismus und soziale Ungerechtigkeit. Auslöser ist der gewaltsame Tod von George Floyd, einem Afroamerikaner in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota am Montag vergangener Woche. Einer von vier beteiligten Polizisten hatte dem 46-Jährigen fast neun Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt, bis der 46-Jährige starb.
Seitdem zeigen vor allem in den USA, aber auch hierzulande, zahlreiche Menschen und auch Prominente ihre Solidarität mit der afroamerikanischen Community. Eine, die das Thema besonders beschäftigt, ist "Let's Dance"-Jurorin und Tänzerin Motsi Mabuse. Denn sie weiß als Person of Color ganz genau, wie sich Rassismus anfühlt. In der Video-Talk-Runde "Lasst uns reden, Mädels!" mit Marlene Lufen, Saskia Valencia und Marijke Amado hat sie sich nun eindrucksvoll und emotional zu den Geschehnissen in den USA zu Wort gemeldet.
In dem Video schildert sie auch noch einmal, wie es ihrer Meinung nach zu der aktuellen Situation in den USA gekommen ist. Denn der Tod von George Floyd war nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Dem Ganzen sei schon einiges vorausgegangen, meint Motsi und nennt beispielsweise die Corona-Krise, die die Afroamerikaner in den USA noch deutlich härter getroffen habe als alle anderen Menschen im Land. Ganz einfach, "weil es ihnen schlechter geht".
Während des Lockdowns in den USA sei es zu einem schlimmen Zwischenfall gekommen, der bereits für Unruhen sorgte. Ein junger Afroamerikaner sei beim Joggen erschossen worden, schildert Motsi weiter. Sie berichtet auch von einem Vorfall in New York, bei dem eine weiße Frau einen schwarzen Mann fälschlicherweise beschuldigt hatte, sie angegriffen zu haben und dies auch der Polizei meldete. Was solch eine Aussage in den USA bewirkt, sei jedem Menschen dort bewusst, sagt Motsi. Und so habe sich die Lage immer weiter zugespitzt – bis zum schrecklichen Tod von Floyd.
Der Moment, als sie das Video des sterbenden George Floyds im Netz gesehen hat, lasse sie auch jetzt noch nicht los. "Wenn man dann George Floyd acht Minuten lang anschaut, sieht, wie ein Mann stirbt. Immer wieder. Ich konnte nicht aufhören, ich musste es angucken", erzählt sie. "Ich war tatsächlich geschockt, und ich kann verstehen, dass Menschen komplett darauf reagieren, auch meine Kollegen wie Jorge." Bei ihr habe es bis zu einer Reaktion hingegen etwas gedauert. "Für mich heißt das erst mal: 'Gib mir drei Minuten – ich hab gerade über Social Media einen Mann sterben sehen, mit einem Knie auf seinem Hals'", versucht sie ihre Gefühlslage in Worte zu fassen.
Das Bild des sterbenden George Floyd stehe nun stellvertretend für "alle schwarzen Menschen auf dieser Welt", meint Motsi. "Das klingt übertrieben, aber es ist so. Es ist das Bild, das durch die Wand geht."
Wie nah ihr das Geschehene geht, wird in ihren Erzählungen immer deutlicher:
Und Motsi macht klar: Es betrifft nicht nur die USA, auch wenn das Problem dort noch einmal ganz andere Dimensionen annimmt. "Es ist einfach genug!", sagt sie und macht ihrem Ärger Luft. Marlene Lufen ist von Motsi Mabuses Schilderungen so ergriffen, dass sie mehrfach mit den Tränen kämpft. Als sie selbst das Wort ergreift, um über Kinder, die im Alltag mit Rassismus zu kämpfen haben, zu sprechen, brechen alle Dämme. Sie schluchzte und entschuldigte sich für ihren emotionalen Ausbruch. Auch Motsi ist davon sichtlich berührt.
Was neben all der Betroffenheit immer wieder in dem Gespräch zu spüren ist, ist die Wut auf US-Präsident Donald Trump. Denn sein Handeln macht Motsi einfach nur sprachlos. Sie empört sich über Trumps neuen Äußerungen, die er mit einer Bibel in der Hand tätigte:
Und die Mutter einer Tochter macht eine Sache extrem deutlich: Es ist nicht ein Problem der Schwarzen, "nein, es ist unser Problem. Es ist ein Gesellschaftsproblem". Es könnten nicht alle Leben zählen, solange schwarze Leben nicht zählten.
Dass Motsi ganz genau weiß, wie verbreitet Rassismus nicht nur in den USA ist, verdeutlicht sie mit einem Beispiel. Denn auch sie selbst sei immer wieder Opfer. Als sie einst in einer Gruppe, zu der auch ihre Schwester gehörte, im Zug unterwegs war, seien sie von Polizisten kontrolliert worden. Doch nur sie und ihre Schwester hätten ihre Ausweise vorzeigen müssen. "Die haben uns ausgesucht, weil wir schwarz sind. Ende, fertig", sagt sie. Dass ihre Tochter im Leben ähnliche Erfahrungen machen wird, beschäftige Motsi schon jetzt. Sie wolle zwar, dass sie offen durchs Leben geht, aber sie müsse auch wissen, dass sie in Berührung mit Dingen wie Rassismus kommen kann und wird.
(jei)