Moderator Markus Lanz drängt FDP-Politiker Wolfgang Kubicki in die Ecke. ZDF/Screenshot
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Markus Lanz greift Wolfgang Kubicki an: "So rückgratlos sind Sie?"
05.02.2021, 13:37
Deana Mrkaja
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Die Corona-Pandemie bleibt das Dauerthema bei "Markus Lanz". Dabei geht es nicht nur darum, welche Strategie am geeignetsten wäre, um das Virus einzudämmen, sondern es geht vor allem der FDP an den Kragen. Moderator Markus Lanz drängt FDP-Vize Wolfgang Kubicki in die Ecke und wirft ihm vor, seine Partei habe ihre Rolle in der Pandemie bis heute nicht gefunden. Dann wird es sogar persönlich.
"Optisch unauffällig" – so beschreibt Moderator Markus Lanz einen Gast am Donnerstagabend und meint diese Aussage ironisch. Katharina Blach ist eine der viele Corona-Genesenen, über die wenig berichtet wird. Sie schildert in der Sendung den schweren Verlauf ihrer Infektion und die Spätfolgen, die sie bis heute merke. Die 26-Jährige Physiotherapeutin erkrankte im vergangenen August an Corona und weiß bis heute nicht, wo sie sich angesteckt hat. Sie wurde mit einem Herzfehler geboren und gehört daher zur Risikogruppe. "Ich habe die Krankheit immer ernst genommen und habe immer aufgepasst", erklärt Blach in der Sendung. Trotzdem wurde die junge Frau schnell ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem ihre Symptome immer schlimmer wurden und ihre Sauerstoffsättigung im Blut zu gering war.
Die 26-jährige Katharina Blach erlitt eine schwere Corona-Infektion. ZDF/Screenshot
In einem Videotagebuch schildert Blach ihre Quarantäne-Zeit im Krankenhaus und zeigt damit, dass auch junge Menschen einen schweren Krankheitsverlauf haben können.
"Ich habe krasse Kopfschmerzen, mir ist schwindelig und ich bin total schlapp, ich habe ein Kribbeln im ganzen Körper. Auf einer Schmerzskala von 1 bis 10 ist das eine 8,5."
Katharina Blach
Nicht lange zuvor habe die Siegenerin noch den Iron-Man mitgemacht, nun hatte sie plötzlich Nervenschmerzen in den Armen und Beinen - und sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren eigenen Körper. Alltägliche Dinge wurden zu einer Herausforderung, auch als sie das Krankenhaus verließ. Sie habe lange Zeit ihre Arme und Beine nicht richtig gespürt und musste sich mit 26 Jahren mit einem Rollator fortbewegen.
Katharina Blach während ihres Aufenthaltes im Krankenhaus. ZDF/Screenshot
Bis heute leidet Blach noch an Spätfolgen der Infektion. So habe sie immer noch Wortfindungsstörungen und Konzentrationsstörungen. "Diese Verwirrung ist schon beängstigend", sagt die 26-Jährige. Was er davon halte, wenn er das so höre, will Moderator Markus Lanz vom FDP-Vize Wolfgang Kubicki wissen. "Man darf die Infektion nicht auf die leichte Schulter nehmen", sagt der. "Die FDP tut sich schwer, ihre Rolle in der Pandemie zu finden", spitzelt Lanz direkt los. Doch davon lässt sich der Politiker zunächst nicht beeindrucken: "Ich sehe das nicht so. Und das sieht auch eine ganze Reihe an anderen Menschen nicht so." Er erklärt weiter, dass für die FDP die Verfassung auch in diesen Zeiten gelte und dass die Partei nicht mit allen Entscheidungen der Bundesregierung einverstanden sei, insbesondere wenn diese "Fehler" mache.
Wolfgang Kubicki kritisiert Jens Spahn scharf
Diese Fehler sieht Kubicki vor allem bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Dieser sei dafür verantwortlich gewesen, für den Schutz der Bevölkerung zu sorgen mit Masken, Schutzkleiden und anderen Dingen.
"Er ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden!"
Wolfgang Kubicki über Jens Spahn
Die Corona-Warn-App sei ein "totaler Flopp" und würde ihr Potential nicht ausschöpfen. "Ein Liberaler ist für die App?", fragt Lanz erstaunt. "Ja, wir waren für sie." "Was ist mit dem Datenschutz?", fragt der Moderator hinterher. "Der Datenschutz hindert uns nicht daran, die App besser zu nutzen, als wir es gegenwärtig tun." Kubicki beschreibt Bewegungsdaten, die man nutzen könnte, wie es in anderen Ländern auch gemacht wird. "Der Staat soll das aufzeichnen?", wird er gefragt, doch der FDP-Vize bleibt ruhig und erklärt, dass der Staat das gar nicht müsse, weil das sowieso beispielsweise durch Google aufgezeichnet würde. Zudem könnten Daten nach 14 Tagen gelöscht werden. Doch Lanz will nicht locker lassen: "Ihre Partei schreit doch 'hurra', wenn mal fünf Daten aufgezeichnet werden sollen. Das ist doch Teil Ihrer DNA."
Der 68-Jährige erklärt nüchtern, er wisse, dass Lanz kein großer Fan der FDP sei, aber dass auch seine Partei "technikaffin" sei und nichts dagegen spreche, die App besser zu machen. "Das ist eine rasante Kehrtwende", will Lanz nicht locker lassen und drückt noch einen Spruch hinterher, "deshalb ja auch die Frage nach ihrer Rolle". Dann geht er noch auf eine Aussage des Politikers ein, die dieser auf Facebook gemacht habe – dass alles, was in der ersten Welle gelernt wurde, nun wieder von der Regierung missachtet werde. Kubicki meint damit die aktuellen Kontaktbeschränkungen und sagt, es mache keinen Sinn, wenn beispielsweise zwei Ehepaare sich nicht treffen dürften, sondern sich für ein Treffen trennen müssten, damit die Ein-Person-Regel eingehalten wird – obwohl man zusammen lebt. Das würden viele in seiner Partei so sehen, auch die Spitze, erklärt er auf Nachfrage.
Markus Lanz drängt Wolfgang Kubicki in die Ecke. ZDF/Screenshot
Lanz ein Video von Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg abspielen. Darin erklärt der FDP-Politiker nach der letzten Ministerpräsidentenkonferenz die aktuellen Maßnahmen und rät zur Kontaktreduzierung. "Das klingt anders", sagt Lanz. Leicht irritiert erklärt Kubicki, dass Garg doch nur verkünden würde, was beschlossen wurde. "Auch wenn Ihre Koalition anderer Meinung ist?" "Er erzählt doch, welche Verordnungen gelten. Auch wenn er anderer Meinung ist". Dann provoziert der Moderator ihn mit einem persönlichen Angriff:
"So rückgratlos sind Sie?"
Markus Lanz
"Er sagt doch nur, was beschlossen wurde. Er setzt um, was beschlossen wurde. Was wollen Sie von mir?", schießt Kubicki nun zurück, "Soll er zurücktreten, weil er anderer Meinung ist?" Doch Lanz lässt nicht locker und fragt erneut nach, warum die FDP nicht öffentlich sage, sie würde die Maßnahmen ablehnen. Wieder bringt er die Rolle der Partei rein und redet davon, dass man "ehrlich und aufrichtig kommunizieren" solle. Zudem erwähnt er erneut, dass der FDP-Politiker gegen "Spahn geschossen" und sich selbst "dermaßen weggeduckt" habe. Doch der gebürtige Braunschweiger bleibt bei seiner Meinung und macht erneut auf die Versäumnisse des Gesundheitsministeriums aufmerksam. Er beklagt, dass es bis heute nicht ausreichend Masken und Tests gebe, obwohl die Lage schon im März bekannt war.
Schließlich will Lanz noch von ihm wissen, wer für das Impfchaos verantwortlich sei. "Die EU-Kommission, Frau von der Leyen und die Bundesregierung", sagt Kubicki. Er als Jurist hätte niemals empfohlen, den Vertrag mit AstraZeneca zu unterschreiben.
Ziffer 15 des Vertrages, der öffentlich einsehbar sei, regele, dass der Hersteller nicht haftbar gemacht werden kann – egal wofür. Es wurde ausgehandelt, dass AstraZeneca keinen Gewinn machen dürfe mit dem Verkauf des Mittels, sondern nur seine Kosten decken. Deshalb habe das Unternehmen diese Klausel untergebracht. Kubicki sagt, er könne das Vorgehen nachvollziehen.
"Jetzt kommen Sie mal bisschen runter!"
Doch Markus Lanz möchte Kubicki an diesem Abend noch nicht aus seiner Pflicht entlassen und verstrickt ihn in ein weiteres Gespräch, bei dem es darum geht, ob Vielstimmigkeit in dieser Pandemie sinnvoll sein – insbesondere in Bezug auf unterschiedliche Virologen. Der FDP-Politiker befürwortet unterschiedliche Meinungen und wünscht sich mehr Debatten. Dann zitiert der Moderator plötzlich einen Artikel aus dem "Kölner Stadtanzeiger", in dem ein Partei-Kollege Kubickis sich gegen die öffentliche Debatte verschiedener Virologen ausspricht. Dies würde nicht weiterhelfen, sondern eher Probleme verschärfen, heißt es darin. Virologen gehörten somit nicht in Talkshows oder Social Media. "Das ist ein Aufruf zur Zensur", schlussfolgert Lanz daraus.
Dann wird Kubicki das erste Mal etwas lauter: "Jetzt kommen Sie mal bisschen runter!" Er sei auch der Meinung, dass eine Talkshow nicht das richtige Forum sei, in dem sich unterschiedliche Virologen streiten. Trotzdem würde das nicht bedeuten, dass man nicht wolle, dass öffentlich debattiert wird und mehr Meinungen zulässig sind.
Am Ende der Sendung geht es noch um eine No-Covid-Strategie. Dabei soll die Inzidenz auf einen nachvollziehbaren Wert von zehn bis 15 gedrückt werden. Damit könne schneller und gezielter, also lokaler reagiert werden, erklärt der Physiker Professor Dirk Brockmann. Mit einem solchen Wert sei die Dynamik eine andere. Jetzt seien wir immer hinter den Virusentwicklungen hinterher. Wenn wir jedoch schnell reagieren würden und bei kleineren Ausbrüchen lokale Beschränkungen einführten, könnten wir generell schneller sein.
Prof. Dirk Brockmann spricht sich für eine No-Covid-Strategie aus. ZDF/Screenshot
Der anwesende Medizinhistoriker Professor K.-H. Leven sieht das anders. Seiner Meinung nach würde das alles nichts bringen. "Diese Inzidenz-Zahlen sind irreal und gehen an der Wirklichkeit vorbei." Seuchen seien medizinhistorisch der "Normalzustand." Infektionskrankheiten seien immer da, die vermeintlich Pause sei nur eine "optische Täuschung" gewesen, erklärt der Historiker. Am Ende kommt er zu einem eindeutigen Schluss:
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