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Aus "Zivilcourage" zum IS: Thilo Mischke trifft deutschen Ex-Terroristen

Journalist Thilo Mischke reiste für seine Dokumentation nach Syrien
Journalist Thilo Mischke reiste für seine Dokumentation nach Syrien Bild: Prosieben
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Aus "Zivilcourage" zum IS: Thilo Mischke trifft deutschen Ex-Terroristen

09.11.2021, 08:29
Deana Mrkaja
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Warum schließt sich ein 19-jähriger Dortmunder der IS-Terrormiliz an? Was macht es mit der Oma, zu wissen, dass ihr Enkel im Gefängnis in Nordsyrien sitzt? Und warum holt Deutschland ehemalige IS-Kämpfer nicht wieder nach Deutschland? Der Journalist Thilo Mischke reist in einer neuen Dokumentation gemeinsam mit der Großmutter des deutschen IS-Kämpfers nach Syrien, um ihren Enkel zu treffen.

Bereits seit 2011 herrscht in Syrien Krieg. Nach vielen Protesten der Bevölkerung im Land, die damals im Zuge des Arabischen Frühlings Freiheit und Demokratie forderten, kam es zur brutalen Zerschlagung der Demonstrationen durch das Regime von Baschar Al-Assad. Seitdem tobt ein Bürgerkrieg im Land, der auch terroristische Vereinigungen angezogen hat - insbesondere den sogenannten Islamischen Staat. In der Stadt Rakka, die im Nordosten des Landes liegt, wurde einst das Kalifat der Terrormiliz ausgerufen. Von hier aus sollte sich der selbsternannte Staat ausbreiten. Dort lebte auch Lukas, der sich mit 19 Jahren radikalisierte und in den IS zog. Nach der Vertreibung des IS aus ihrer Hochburg sind viele ihrer Terroristen von kurdischen Kräften inhaftiert worden. Darunter viele Deutsche - und auch der heute 26-jährige Dortmunder.

Wie aus einem fröhlichen Jungen ein Terrorist wurde

"Ich habe ein Alter erreicht, da weiß man nicht, wann es vorbei ist", sagt Gabi, die Oma von Lukas zu Thilo Mischke. Deshalb wolle sich ihren Enkel gemeinsam mit dem Reporter vor Ort in Syrien suchen. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich habe keine Angst. Aber die Sehnsucht ist größer. Ich möchte ihn wiedersehen." Wie aus dem lachenden Baby auf den Familienfotos der IS-Terrorist Abu Ibrahim Al-Almani werden konnte, dafür hat seine Oma keine Erklärung. "Ich habe Trauer in mir. Wut. Aggressivität. Aber ich will meinen Enkel verstehen. Dass er zum IS gegangen ist, verstehe ich nicht. Seine Motivation, dieser Religion beizutreten, das möchte ich verstehen." Woher sie seit fast sieben Jahren die Kraft nehme, möchte Mischke wissen. "Aus der Liebe", antwortet Gabi.

Wann hat die Großmutter das erste Mal gemerkt, dass sich Lukas verändert? In der Berufsschule habe er angefangen, einen langen Bart zu tragen. Ebenso auch die bekannten kurzen Hosen der Salafisten. "Aber da habe ich noch keinen Grund gesehen, etwas dagegen zu haben", sagt sie. Ein Jugendfreund des heute 26-Jährigen, der vor laufender Kamera nichts sagen möchte, erzählt, wie er damals mit Lukas aufgewachsen ist. Die beiden hätten Dauerkarten für Borussia Dortmund gehabt und seien oft im Stadion gewesen. Lukas sei zudem ein sehr guter Handballer gewesen - und hätte er keinen zweiten Kreuzbandriss gehabt, hätte er wohl auch eine Karriere im Amateurbereich hinlegen können. Diese Verletzung nennt der Jugendfreund auch "Zäsur". Denn ab da beginnt sich sein Freund zu radikalisieren.

"Je mehr er da reingerutscht ist, desto weniger wurde unsere Freundschaft."

2014 soll Lukas Propaganda-Stände, die unter dem Namen "Lies!" liefen, in der Fußgängerzone organisiert haben, um Menschen anzuwerben und zum Islam zu bringen. Es gibt Videos, auf denen er zu sehen ist. Dabei geht es um die Rekrutierung religiös unerfahrener junger Leute. In einem Video hört man ihn sagen: "Ich bereue, dass ich dem Islam nicht früher beigetreten bin."

Mischke und Gabi reisen 2020 gemeinsam nach Rakka, um den inhaftierten Ex-Terroristen zu besuchen. Das ist bisher jedoch noch keinem Team aus Deutschland gelungen. Auf dem Platz der Freiheit, mitten in der Stadt, wo zu Hochzeiten des IS Menschen geköpft wurden, sitzen die beiden und überlegen, wo genau Lukas gemeinsam mit seiner Familie gewohnt haben könnte. Denn ausgereist ist der damals 19-Jährige nicht allein. Im Internet, auf Facebook, lernt er eine junge Frau aus Bayern kennen, die ebenfalls radikalisiert ist. Die beiden heiraten bereits nach kurzer Zeit und reisen gemeinsam nach Syrien, wo sie zwei Kinder bekommen.

Oma glaubt an das Gute in ihrem Enkel

Gabi und ihr Enkel halten bis zu seiner Inhaftierung Kontakt. Gefragt, wo er genau sei und was er mache, habe sie ihn jedoch nie. "Ich habe darauf gewartet, bis er es erzählt." "Warum hast du nicht gefragt?", hakt Mischke nach. "Vielleicht wollte ich es auch nicht wissen." Ihr ist klar, dass bereits das Mitwirken in einer solchen Terrormiliz einen Strafbestand erfüllt. Jedoch weigere sie sich, sagt sie, zu glauben, dass er auch an anderen Sachen beteiligt gewesen sein soll, bis sie ihn gesehen hat. "Das ist das Gefühl einer Oma. Die Tatsachen können ganz andere sein", versucht Gabi ihre Gedanken zu erklären.

Mischke wird ganz direkt: "Hat dir Lukas Lebensjahre geraubt?" Es folgt eine Weile Stille, bevor die Großmutter mit gebrochener Stimme sagt: "Ja." "Wie viele?" Gabis Stimme wird zittrig, sie beginnt zu weinen: "Das kann ich dir nicht genau sagen. Aber einige".

Ex-Terrorist sagt: "Für mich stand fest, ich muss dort helfen"

Lukas ist nicht der einzige Deutsche, der sich in den vergangenen Jahren dem IS angeschlossen hat. Mischkes Team trifft auch auf einen weiteren jungen Mann, der ebenfalls nicht gezeigt werden möchte. Er erzählt, wie die Propaganda ihn nach Syrien brachte. "Uns wurde erzählt, dass unsere Schwestern und Brüder vergewaltigt und gefoltert werden. Dass wir uns schämen sollten, dass wir hier in Deutschland leben und nicht dorthin gehen." Innerhalb von drei Monaten sei in "mitten in der Ideologie gewesen". "Mir war klar, ich muss meinen Geschwistern helfen. Für mich stand fest, ich muss dort helfen. Zumindest im Kalifat leben. Das ist meine Pflicht als Muslim."

Gabi kauft auf einem Markt Geschenke für ihre Urenkel ein, in der Hoffnung, sie ihnen selbst übergeben zu können. Bisher hat sie nur Fotos von den beiden gesehen. Sie sollen gemeinsam mit der Mutter, Julia, in einem Lager für Frauen von mutmaßlichen IS-Terroristen gefangen sein. Ein Helfer vor Ort verhandelt mit den Behörden einen Besuch. Doch es ist nicht klar, ob Gabi ihre Urenkel das erste Mal sehen wird.

"Ich hätte einen Wald gebraucht, um einen Urschrei loszulassen."
Gabi

Das sagt Gabi über die vergangene Nacht, bevor das Team am Morgen aufbricht, um das Lager aufzusuchen. "Ich habe mich die ganze Nacht gefragt, ob das richtig ist, was ich tue." Nur noch "hemmungsloses Weinen" habe am Ende geholfen. Bei der Ankunft werden die deutschen Besucher in einen Raum geführt. Und tatsächlich wartet dort bereits Julia mit den beiden Kindern von Lukas. Gabi kniet sich zu den beiden runter, nimmt sie in den Arm und beginnt zu weinen. "Wisst ihr, wer ich bin?", fragt sie immer wieder. Man hört, wie das Mädchen "Gabi" sagt.

Lukas' Frau ist gegangen, weil sie die Demokratie ablehnt

Lukas' Frau Julia stimmt einem Gespräch mit Mischke zu. Sie sagt, es tue weh, wenn jemand aus Deutschland käme, der dann auch gehen dürfe, währen sie hier bleiben müsse. Mischke will wissen, warum jemand in so jungen Jahren beschließt, einen modernen Staat wie Deutschland zu verlassen, um ins Kalifat zu gehen. "Vielleicht will nicht jeder modern sein", entgegnet die verschleierte Frau. Vielleicht würde man manch modernen Werte auch ablehnen. Sie komme aus einer kleinen Stadt in Bayern, dunkelhäutig und mit Hidschab sei sie immer aufgefallen. Dort habe sie den Islam nicht frei ausleben können. Schon allein, weil es keine Moscheen gebe - beziehungsweise nur welche, die zur Ditib gehören. Obwohl die Organisation bei Themen wie Antisemitismus selbst immer wieder in Kritik gerät, sind es ganz andere Themen, die Julia nicht passen. Die Ditib würde Demokratie propagieren - und das lehne sie ab.

Sie wollte als Muslima in Freiheit leben und habe deshalb beschlossen, ins Kalifat zu gehen. Bevor sie und Lukas jedoch in Rakka ankamen, haben sie 1,5 Jahre an der syrischen Grenze gelebt. Es wäre zwar ein hartes Leben gewesen, aber sie sei glücklich gewesen. In Rakka habe es viele Bomben und viel Militär gegeben. Sie seien "ausgenutzt worden", sagt die junge Frau. Männer kämen dorthin, um für den IS zu kämpfen. Aber auch Frauen sollen den IS am Laufen gehalten haben, wirft ihr Mischke vor. Sie sagt zwar, sie habe Fehler gemacht, aber jetzt sei es an der Zeit, in die Zukunft zu blicken. Julia möchte zurück nach Deutschland. Am schlimmsten sei es für die Kinder, sagt sie. Aber sie könne nichts machen, außer abwarten.

Auch Frauen müssen zur Rechenschaft gezogen werden

Düzen Tekkal, Autorin und Filmemacherin, findet, dass auch Frauen zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Sie mache da keinen Unterschied. Die Schuld verlaufe nicht an Geschlechtergrenzen. "Wir wissen doch heute, dass kein Krieg möglich ist, ohne die Beteiligung von Frauen." So zu tun, als seien sie alle nur Anhänge, IS-Bräute, entspräche nicht der Realität. "Sie allein als Opfer zu sehen, das ist zu billig."

Nach knapp einer Woche in Syrien muss das Team aufgeben. Sie können Lukas nicht besuchen. Zu diesem Zeitpunkt weiß niemand, ob der Enkel von Gabi überhaupt noch am Leben ist. Doch Mischke verspricht, dass sie in einigen Monaten zurückkehren würden, um noch einmal nach ihm zu suchen.

Zurück in Deutschland trifft das Reporter-Team auf noch Außenminister Heiko Maas. Ob Deutschland nicht, unabhängig von den Taten der Menschen, verpflichtet sei, Deutschen im Ausland zur Seite zu stehen, will Mischke wissen. "Das tun wir", sagt Maas. Er gehe auch nicht um das "Ob", sondern um das "Wie". Dadurch, dass diese Menschen freiwillig ausgereist seien, gäbe es ein auf mehreren Seiten ein Strafverfolgungsinteresse. Jeder Einzelfall würde genauestens geprüft werden. Da Deutschland keine Botschaft mehr in Syrien habe, müsse man mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, was alles nicht so einfach ist.

Der zweite Versuch, Lukas zu finden

Im April dieses Jahres reist Mischke noch einmal gemeinsam mit Gabi nach Syrien auf der Suche nach ihrem Enkel. Mittlerweile ist klar: Lukas lebt. Sie fahren erneut nach Rakka, weil sie nun wissen, wo genau Lukas gelebt haben soll. Im Viertel fragen sie mit Fotos in der Hand herum, ob ihn jemand kenne. Ein Ladenbesitzer sagt, er habe ihn noch nie gesehen. Wie sich später rausstellen wird, lügt der Mann - aus Angst, Schläferzellen des IS könnten ihm etwas antun. Doch ein Mann auf der Straße gibt an, Lukas zu kennen. Er habe den Terroristen Strom geliefert und kenne deshalb alle. "Er war sehr nett und ehrlich. Er hat im Bereich der Medien gearbeitet", sagt der Mann über Lukas. Als Mischke sagt, er habe jedoch erfahren, dass Lukas auch als Polizist tätig war, stimmt der Mann dem zu. Jedoch soll er das nur für eine kurze Zeit gemacht haben.

Journalist Mische und Oma Gabi
Journalist Mische und Oma Gabi bild: prosieben

Der Journalist fragt direkt nach, warum sie den Mann am Leben gelassen hätten. Mohanad, wie er heißt, sagt, er sei für die IS-Leute brauchbar gewesen wegen des Stroms. Deshalb habe man ihn am Leben gelassen. Aber er habe viele Freunde und Familie verloren. Was Mischke berührt: Obwohl das so ist, findet Mohanad nette Worte über Lukas.

Manchmal hat Lukas seiner Oma Nachrichten geschrieben und gesagt, er würde arbeiten. Immer wenn Gabi ihn fragte, was er genau mache, sagte er, bei seiner Arbeit müsse er "die meiste Zeit rumsitzen". Doch nachgebohrt hat die Großmutter nie, um herauszufinden, was ihr Enkel konkret in Syrien macht. Jamal, ein ortsansässiger Journalist, der das Team begleitet und hilft, findet kein Mitgefühl, wenn es um Lukas geht.

"Lukas ist schuldig. Und er sollte bis an sein Lebensende im Gefängnis bleiben."
Jamal

"Ihr Enkelsohn ist schuldig. Diese Menschen haben unser Land zerstört. Sie haben meine Stadt zerstört, mein Haus. Sie haben mir meine Heimat genommen und viele Menschen getötet und verwundet." Und für Jamal ist noch mehr klar: Der IS hat die multiethnische Gesellschaft gespalten. Mischke sagt, dass er mit Gabi mitgefühlt habe und manchmal habe ihm Lukas sogar leid getan, aber wenn er Jamal hört, falle ihm wieder ein, dass Lukas ein Täter sei.

Beim Anblick ihres Enkels verlässt sie den Raum

Am nächsten Tag sieht alles so aus, als würde Gabi ihren Enkel nach sieben Jahren das erste Mal wiedersehen können. "In meiner Vorstellung hat er keine strahlenden Augen mehr. Kein Lachen mehr. Kein Schalk mehr im Nacken", sagt die Großmutter, bevor das Team aufbricht zum Gefängnis. "Er kann nicht mehr zu dem werden, wer er einmal war", ist sie sich sicher. 5.000 Kämpfer sollen in dem Lager inhaftiert sein. Terroristen aus 50 Ländern - darunter auch einige Deutsche. Die kurdische Milizen bringen das Team in eine Art Büro. Angespannt sitzt Gabi in einem tiefen Sessel, ihre Hände im Schoß gefaltet. Neben ihr die offene Tür. "Ich weiß nicht, was gleich passiert", sagt sie. Kurz Zeit später bringen zwei Soldaten einen abgemagerten jungen Mann in den Raum. Er trägt Handschellen und eine Augenbinde. Gabi schluchzt in ihr Taschentuch rein, sie weiß nicht, wohin mit sich, sie steht auf, verlässt den Raum, kommt wieder zurück.

Dann wird Lukas neben sie platziert. Die Soldaten entfernen zuerst die Handschellen, dann die Augenbinde. Gabi steht auf, umarmt ihren Enkel, der sie kurz perplex anstarrt, bevor er versteht, was gerade passiert. Großmutter und Enkel liegen sich in den Armen, Gabi schreit und weint, er hält ihren Kopf fest, umarmt seine Oma. "Mein Junge, mein Junge", hört man Gabi sagen, "was hast du nur gemacht?" Auch Mischke ist sichtlich ergriffen von dem Moment - auch ihm laufen Tränen übers Gesicht. Lukas steht plötzlich auf, geht an die Füße der Oma, möchte sie küssen, doch sie zieht ihn nach oben und schreit "Nein". "Ich werde allen erzählen, was für eine tolle Oma ich habe", sagt Lukas. "Die ganzen Deutschen in meiner Zelle lieben dich."

Gabi zeigt ihrem Enkel Bilder seiner Kinder, die erst selbst auch seit zwei Jahren nicht gesehen hat. Das Team lässt die beiden kurz alleine, um sich auch ohne Kameras auszutauschen. Am Ende stimmt Lukas sogar einem Gespräch vor der Kamera zu.

Ins Kalifat zu gehen, sei "lobenswerte Zivilcourage"

"Warum?", will Thilo Mischke von dem heute 26-Jährigen wissen. "Ich habe mich in der Verantwortung gesehen, meinen Geschwistern zu helfen", sagt Lukas. Auch er argumentiert wie der andere ehemalige Anhänger des IS. "Ist das deine einzige Begründung? Ein unterdrücktes Volk?", fragt der Journalist nach. "Ich empfinde das als lobenswerte Zivilcourage. Das heißt jedoch nicht, dass ich mit dem IS einverstanden bin", erklärt er. Er sei davon überzeugt, der IS habe das Islambild auf der ganzen Welt zerstört. "Was ist dein Anteil in dem Ganzen?" "So weit ich weiß, nichts." Lukas gibt sich unschuldig. Er habe nie jemanden getötet, geschlagen oder gefoltert. Bei seiner Zeit als Polizist habe er nur Checkpoints durchgeführt und nach geschmuggelter Ware geschaut.

Der zuvor genannte IS-Rückkehrer berichtete jedoch anderes: Seinen Aussagen zufolge sollen auch Menschen, die für die Checkpoints zuständig waren, dafür gesorgt haben, dass Gesetzesbrecher bestraft würden. Lukas bestreitet das. Er habe nie jemanden festgenommen. Als er gemerkt habe, was der IS tue, habe er sich von "ihm getrennt", sagt der Dortmunder. "Warum bist du dann nicht tot?", fragt Mischke ganz direkt nach. Er seine zu "kleine Angelegenheit" gewesen, begründet Lukas. Warum er nicht zur Botschaft gegangen sein, um sich Hilfe zu holen, fragt der Journalist nach. Lukas gibt zu, dass er Angst hatte vor einer Strafe. Er dachte, er würde vielleicht irgendwie durchrutschen.

"Du bist ein unfassbarer Egoist", wirft Mischke Lukas vor. Er habe Menschen, die ihn lieben, zurückgelassen. "Ich habe vorhin nicht wegen dir geweint, sondern wegen Gabi. Weil sie Schmerzen hat", poltert es aus dem Reporter raus. Ihm tue es zwar, "sehr, sehr leid", aber er bleibt dabei, dass es eine "lobenswerte Sache" sei. Er gibt zu, dass er damals nicht nur aus religiöser Überzeugung gehandelt habe, sondern auch aus "Abenteuerlust". Am Ende fragt Lukas noch danach, ob es mittlerweile die Play Station 5 gebe und ob der BVB nochmal die Meisterschaft gewonnen habe. Damit wirkt er plötzlich wie ein normaler junger Mann.

Wie er sich seine Zeit nach dem Gefängnis hier vorstelle, will Mischke von ihm wissen. Am liebsten würde Lukas zurückkehren nach Deutschland. Er weiß, dass eine Strafe auf ihn wartet. Dennoch hat er eine Wunschvorstellung: "Ich möchte mein Vollabitur machen und Sport studieren."

Ob und wann Lukas nach Deutschland kommen wird, weiß niemand genau. Allein die Mitgliedschaft beim IS kann eine Haftstrafe zwischen einem und zehn Jahren bedeuten. Nach kurzer Zeit ist die Besuchszeit vorbei und Großmutter und Enkel müssen sich verabschieden. Lukas bekommt erneut die Augenklappe auf, die Hände werden in Handschellen gelegt. Gabi weint beim Abschied und sagt ihrem Enkel, dass sie ihn liebe und dass die Familie hinter ihm stehe. Ob sie Lukas als Täter sehe, fragt Mischke am Ende noch einmal nach. Gabi sagt, dass sie schon einer Weile darüber nachdenke. Vor allem nachdem der Fahrer vor Ort erzählt hatte, er habe zwei Brüder im Krieg verloren. "Und ich stehe hier und weine. Dabei gibt es so viele Mütter und Väter, die auch geweint haben."

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