Protestierende nahe des Weißen Hauses in Washington.Bild: www.imago-images.de / TASOS KATOPODIS
USA
#blackouttuesday: Wie ihr wirklich antirassistisch handelt
Der Kampf der schwarzen Community in den USA gegen systemischen Rassismus bewegt auch hierzulande die Menschen. Doch bei aller Solidarität in Form einer schwarzen Kachel: Antirassistisches Handeln verlangt mehr. Eine kurze Anleitung.
Wer am Dienstag Instagram aufgemacht hat, der wird sie gesehen haben: Überall schwarze Kacheln, mit denen User ihre Solidarität mit den Protesten der schwarzen Community in den USA zum Ausdruck bringen wollten.
Gepostet unter dem Hashtag #blackouttuesday, entstand so ein beeindruckendes Bild von Social-Media-Solidarität mit jenen, die in den USA auf die Straße gehen und an vielen Orten mit Gummigeschossen und Tränengas beschossen werden.
So richtig und wichtig diese Solidaritätsbekundungen sind, so wichtig ist es aber auch, dabei keine Fehler zu machen. Denn sonst ist am Ende der Schaden größer als der Nutzen.
Dazu gehört zuerst, dass ihr eure schwarze Kachel nicht unter dem Hashtag #blacklivesmatter postet. Der Hashtag dient dazu, zu informieren: über Rassismus, aber auch über Demos und andere solidarische Aktionen, egal ob in den USA oder in Deutschland. Wird der Hashtag nun mit schwarzen Kacheln geflutet, verschwinden diese Informationen.
#blacklivesmatter würde zum Schweigen gebracht und damit wäre das genaue Gegenteil von dem erreicht, um was es aktuell geht: verbreiten von Informationen unddas Sichtbar-machen schwarzer Stimmen.
Statt zu schweigen: Postet Content schwarzer Menschen
So könnt ihr wirklich helfen
Wollt ihr euren Beitrag leisten, dann kann und darf euer Engagement nicht im Posten einer schwarzen Kachel enden. Eure guten Absichten in allen Ehren – es ist zu leicht, im Bus oder von der Couch aus einen Post abzufeuern und euch dann zurückzulehnen.
Was ihr außerdem tun könnt:
Leiht eure Stimme der schwarzen Community. Egal ob ihr 10 oder 10.000 Follower auf Insta/Twitter/TikTok/Facebook habt – es ist wichtig, jenen Gehör zu verschaffen, die sonst nicht gehört werden. Dazu könnt ihr Beiträge schwarzer Menschen/Persons of Colour teilen und in euren Freundes-, Familien- oder Kollegenkreis tragen. So haltet ihr die Gespräche über systemischen Rassismus am Laufen, auch wenn die Bilder aus den Medien wieder verschwunden sind. Ihr könnt damit zu echtem Wandel beitragen.
Lest, lest, lest schwarze/PoC-Autoren und Autorinnen. So bekommt ihr ein Gefühl dafür, was eure Mitmenschen sich jeden Tag reinziehen müssen, wo und wie Rassismus im Alltag stattfindet und wie ihr ihm begegnen könnt. Ihr kennt keine solchen Autoren und Autorinnen? Euch kann geholfen werden, etwa mit dieser Lektüreliste des Berliner Buchladens Ocelot:
Seid vorsichtig, was ihr in den sozialen Netzwerken teilt: Videos von Polizeigewalt gegenüber Schwarzen/PoCs können Angehörige dieser Communitys traumatisieren. Müsst ihr solche Aufnahmen teilen, dann verseht sie mit einer Triggerwarnung – so haben eure Follower und andere Nutzer die Gelegenheit, einer möglichen Traumatisierung zu entgehen. Werdet ihr Zeuge von Gewalt und könnt ein Video davon machen, dann stellt es außerdem unbedingt den Strafverfolgungsbehörden/einem Anwalt/der Demo-Orga als Beweismittel zur Verfügung.
Macht euch bewusst: Hier geht es nicht um euch. Will heißen, stellt nicht eure Erfahrungen in den Mittelpunkt eures Engagements, lasst euer Ego beiseite. Ihr wollt unterstützen, nicht die Bewegung/die Demonstration für eure Anliegen kapern. Um den obigen Punkt aufzugreifen: Nicht das Video posten, um euch selbst herauszustellen!
Hier gibt es noch ein paar Tipps, wie ihr gegen Rassismus vorgehen könnt
Weiße Menschen: Akzeptiert, dass ihr Privilegien besitzt. Nein, ihr könnt nichts dafür, dass ihr mit weißer Haut geboren wurdet, und dass Deutschland einmal Afrika kolonisiert hat, ist nicht eure Schuld. Ihr profitiert trotzdem von eurer Hautfarbe, etwa wenn ihr euch entscheidet, heute mal keine Nachrichten zu schauen, weil euch die gewalttätigen Bilder aus den USA so aufregen. Dieses Privileg besitzen Schwarze nicht – die Proteste, die Gewalt und der Rassismus (in den USA wie hierzulande) betreffen sie immer, einfach abschalten ist für sie unmöglich. Setzt euch mit euren Privilegien auseinander, auch wenn es euch schwerfällt.
Versteht, dass "gegen Rassismus sein" nicht gleichbedeutend ist mit "antirassistisch sein". Antirassismus bedeutet Arbeit, an euch selbst, aber etwa auch immer dann, wenn ihr Zeugen von Rassismus werdet – und ihr euch entscheidet, diesen als solchen zu benennen. Das kann hart werden, vielleicht wenn ihr mit eurer Familie schmerzhafte Diskussionen führt oder euch auf der Arbeit hinter einen schwarzen Kollegen stellt und euch damit in die Schusslinie begebt. Aber nur wenn ihr diese Arbeit leistet, geht ihr aktiv gegen Rassismus vor.
Spendet. Solltet ihr es euch leisten können, unterstützt Interessenvertretungen von Schwarzen und PoC finanziell bei ihrer Arbeit. Da könnt ihr zum Beispiel bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland anfangen: