Markus Söder Bild: Getty Images Europe / Pool
watson antwortet
24.11.2020, 18:3125.11.2020, 15:23
Die Bürger in Deutschland müssen sich in der
Corona-Krise auf strengere Kontaktbeschränkungen einstellen - dafür
sollen sie Weihnachten im engeren Familien- und Freundeskreis feiern
dürfen. Ob Lockerungen auch für Silvester gelten, ist vor neuen
Beratungen der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem
Mittwoch aber noch offen. Für Firmen, die auch im Dezember dicht
bleiben sollen, plant der Bund weitere Milliardenhilfen.
Die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich auf eine Linie, mit
der sie in die Beratungen mit Merkel gehen. Ziel ist es, die weiter
hohe Zahl von Corona-Neuinfektionen deutlich zu senken. Allerdings
forderten einige Regierungschefs kurz nach den Verhandlungen im
Länderkreis bereits Nachschärfungen – Markus Söder zum Beispiel.
Merkel begrüßte die Vorschläge der Ministerpräsidenten, kündigte aber
zugleich eigene Vorschläge zur Kontaktreduzierung an. In einigen
Bereichen seien gegebenenfalls nochmals spezifische Maßnahmen
notwendig, sagte Merkel am Dienstag nach Informationen der Deutschen
Presse-Agentur in einer virtuellen Sitzung der Unionsfraktion im
Bundestag.
Die Länder hatten sich auf am Montagabend auf ein gemeinsames Papier
geeinigt. Demnach sollen Kontaktbeschränkungen ab Anfang Dezember
verschärft werden. Vom 23. Dezember bis zum 1. Januar aber soll es zu
Lockerungen kommen, wie aus einem Beschlussentwurf der Länder für die
Beratungen mit Merkel hervorgeht. Er lag der Deutschen Presse-Agentur
am Dienstag vor.
Doch welche Pläne haben die Ministerpräsidenten der Länder genau? Ein Überblick.
Bild: watson
Soll der Lockdown verlängert werden?
Ja!
Der seit Anfang November geltende
Teil-Lockdown mit der Schließung von Kneipen und Restaurants sowie
Kultur- und Freizeiteinrichtungen soll bis mindestes 20. Dezember
verlängert werden. Alle nicht notwendigen Kontakte und alle nicht
notwendigen Reisen sollen weiter vermieden werden. Der Groß- und
Einzelhandel bleibt geöffnet - allerdings soll die Maskenpflicht nun
auch vor Geschäften und auf Parkplätzen gelten. Bei einer Inzidenz
von "deutlich" unter 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen
sieben Tagen und wenn weitere Bedingungen erfüllt sind, sollen Länder
die Möglichkeit bekommen, hiervon abzuweichen. Für extreme
Corona-Hotspots sollen Länder wie bisher regionale Verschärfungen
beschließen können.
Gibt es weitere Finanzhilfen?
Ja!
Die Novemberhilfen für vom Teil-Lockdown betroffene
Firmen und Einrichtungen sollen im Dezember fortgeführt werden. Der
Bund plant Finanzhilfen für betroffene Unternehmen im Umfang von
voraussichtlich 17 Milliarden Euro, wie die dpa am Dienstag aus
Regierungskreisen erfuhr. Details dazu sind bisher unklar. Die
Verhandlungen liefen auf Hochtouren.
Werden die Kontakte noch weiter beschränkt?
Geplant ist es. Kontaktbeschränkungen sollen verschärft
werden. "Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und
Bekannten sind auf den eigenen und einen weiteren Haushalt, jedoch in
jedem Falle auf maximal fünf Personen zu beschränken", heißt es in
dem Länder-Papier, wobei Kinder bis 14 Jahre ausgenommen sein sollen.
Für Weihnachten und Silvester soll es aber eine Sonderregelung geben.
Schleswig-Holstein will die strengeren Kontaktbeschränkungen wegen
der im Ländervergleich niedrigen Corona-Infektionszahlen nicht
mittragen. Private Zusammenkünfte sollen im Norden weiter mit bis zu
zehn Personen möglich sein.
Welche Regeln gelten an Weihnachten und Silvester?
Im Zeitraum vom 23.
Dezember bis 1. Januar sollen nach dem Willen der Länder Treffen
eines Haushaltes mit haushaltsfremden Familienmitgliedern oder
haushaltsfremden Menschen bis zu einer Obergrenze von zehn Personen
ermöglicht werden. Kinder bis 14 Jahren sollen ausgenommen sein.
Damit sollten "Feste im Kreise von Familie und Freunden, wenn auch im
kleineren Rahmen, möglich sein", heißt es: "Denn diese Tage sind für
den familiären und gesellschaftlichen Zusammenhalt besonders
wichtig."
Die Ministerpräsidenten rufen aber dazu auf, sich vor den
Weihnachtsfeiertagen in eine möglichst mehrtägige häusliche
Selbstquarantäne zu gehen. "Dies kann durch ggf. vorzuziehende
Weihnachtsschulferien ab dem 19.12.2020 unterstützt werden", heißt es
in dem aktuellen Beschlussentwurf der Länder.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert allerdings eine
weitere Verschärfung der bisherigen Länder-Vorschläge. Unter anderem
will er noch einmal diskutieren, ob die für Weihnachten angestrebte
Lockerung der Kontaktbeschränkungen tatsächlich auch über Silvester
gelten soll oder ob der Zeitraum nicht noch verkürzt wird. Auch der
baden-württembergische Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne)
hält den Zeitraum der vorgeschlagenen Lockerungen vom 23. Dezember
bis zum 1. Januar für zu lang.
Wird die Maskenpflicht ausgeweitet?
Bundesweit soll eine Maskenpflicht gelten "in
geschlossenen Räumen, die öffentlich oder im Rahmen eines Besuchs-
oder Kundenverkehrs zugänglich sind". Und auch in Innenstädten und
anderen Orten unter freiem Himmel, "an denen sich Menschen entweder
auf engem Raum oder nicht nur vorübergehend aufhalten", soll
verpflichtend eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden müssen. Die
genauen Orte und Zeiten sollen die örtlichen Behörden festlegen. Auch
am Arbeitsplatz soll eine Maskenpflicht gelten - außer am Platz, wenn
ein 1.5-Meter-Abstand zu weiteren Personen eingehalten wird.
Ist Feuerwerk an Silvester erlaubt?
Silvesterfeuerwerk auf belebten öffentlichen Plätzen und
Straßen wollen die Ministerpräsidenten untersagen, um größere
Gruppenbildungen zu vermeiden. "Die örtlich zuständigen Behörden
bestimmen die betroffenen Plätze und Straßen", heißt es im Papier.
Grundsätzlich wird "empfohlen", zum Jahreswechsel auf Feuerwerk zu
verzichten - ein von SPD-Ländern ins Spiel gebrachte Verkaufsverbot
ist aber nicht vorgesehen.
Was ist mit Homeoffice?
Arbeitgeber sollen nach dem Willen der Länder prüfen,
ob Betriebsstätten entweder durch Betriebsferien oder großzügige
Homeoffice-Lösungen vom 23. Dezember bis 1. Januar geschlossen werden
können. Damit solle der Grundsatz "Stay at Home" umgesetzt werden.
Bei Wirtschaftsverbänden stießen die Vorschläge auf Kritik.
Bleiben Schulen und Kitas offen?
Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen sollen
geöffnet bleiben. Ein flächendeckender Wechselunterricht ist nicht
geplant. In Regionen mit deutlich mehr als 50 Neuinfektionen pro 100
000 Einwohner binnen sieben Tagen soll nach dem Willen der Länder
aber künftig ab Klasse sieben grundsätzlich eine Maskenpflicht auch
im Unterricht gelten.
Für Grundschüler, Fünft- und Sechstklässler soll eine solche
Verpflichtung ebenfalls eingeführt werden können. In "besonderen
Infektionshotspots" soll es in älteren Jahrgängen außer
Abschlussklassen schulspezifisch "weitergehende Maßnahmen für die
Unterrichtsgestaltung" wie Hybridunterricht geben. Um
Infektionsketten aufzudecken, sollen in den Schulen außerdem
verstärkt Antigen-Schnelltests eingesetzt werden.
Welche Quarantäneregeln gelten?
Die Ministerpräsidenten schlagen vor, dass Bund und
Länder sich einigen, das Zeitintervall der häuslichen Quarantäne
grundsätzlich einheitlich auf im Regelfall zehn Tage festzulegen. Das
sei mit den zur Verfügung stehenden Antigen-Schnelltests möglich.
Merkel sagte in der Unionsfraktion, man versuche, Corona-Schnelltests
vor Weihnachten in großem Maße zur Verfügung zu stellen.
Was ist mit Risikogruppen?
Die Ministerpräsidenten wollen den Schutz
von Risikogruppen wie Pflegebedürftigen verbessern. So sollen im
Rahmen der Corona-Teststrategie je Pflegebedürftigem 20 Schnelltests
pro Woche vorgesehen werden. Der Bund soll für die Risikogruppen ab
Anfang Dezember gegen eine geringe Eigenbeteiligung die Abgabe von
insgesamt 15 FFP2-Masken ermöglichen - also eine pro Winterwoche.
Gibt es nochmal ein Treffen vor Weihnachten?
Einen Automatismus zur Verlängerung
bestimmter Maßnahmen enthält der Länder-Vorschlag nicht. Dort heißt
es aber: "Bund und Länder werden sich bis zum 15. Dezember über das
weitere Vorgehen abstimmen." Die Länder gehen demnach "davon aus,
dass wegen des hohen Infektionsgeschehens umfassende Beschränkungen
auch über den Jahreswechsel hinaus erforderlich sein werden". Merkel
kündigte in der Unionsfraktion an, sie werde sich am 14. oder 15.
Dezember nochmals mit den Ministerpräsidenten zusammenschalten.
(hau/dpa)