Gerade steigen die Preise deutlich – das zeigt sich in den unterschiedlichen Situationen des Lebens. Auch wer vorher nicht jeden Euro zweimal umgedreht hat, bekommt an der Kasse derzeit einen ordentlichen Dämpfer. "Bild" spricht aktuell gar von einem "Döner-Beben" in Deutschland, weil Kunden mittlerweile statt im Schnitt 3,50 Euro nun bis zu sieben Euro für einen Döner hinblättern müssen. Und das ist nur ein stellvertretendes Beispiel für die aktuelle Teuerung.
Was sich in vorläufigen Zahlen bereits angedeutet hatte, hat das Statistische Bundesamt am Dienstag bestätigt: Auf 7,3 Prozent ist die Inflationsrate in Deutschland im März gestiegen – so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Der Grund sind wohl drei katastrophale Krisen gleichzeitig: Pandemie, Krieg und Inflation. Dabei hatte der IWF mit Finanzmitteln bereits massiv gegen die Folgen der Pandemie gearbeitet.
Doch das scheint nun zu verpuffen. Was kann man konkret tun, um die Wirtschaft und nicht zuletzt die Verbraucher zu entlasten? Für "absolut notwendig" hält der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher vor allem eine Maßnahme: Lohnanpassungen.
Lohnerhöhungen seien auch deshalb wichtig, "damit der Konsum weiterhin aufrechterhalten werden kann", sagte Fratzscher am Dienstag im Deutschlandfunk. "Denn wenn das nicht passiert, dann werden die Unternehmen Schwierigkeiten bekommen, die Arbeitslosigkeit wird steigen, und dann kommen wir in eine Spirale aus immer schwächerem Wachstum und hoher Inflation", führte der Ökonom aus.
Die Politik müsse den Menschen angesichts der hohen Inflation gezielt helfen, zum Teil habe sie das auch schon gemacht, etwa mit der Energiepauschale von 300 Euro für jeden Beschäftigten. "Das ist schon mal ein guter Schritt", sagte Fratzscher. Allerdings spricht er auch von Maßnahmen, die laut ihm in eine völlig falsche Richtung gehen. Der falsche Weg seien jedoch "populistische Maßnahmen" wie die Spritpreisbremse. Ein solcher Zuschuss zum Benzinkauf sei kontraproduktiv. Er findet: "Das reduziert nicht den Verbrauch von Energieträgern, sondern wirft letztlich einen großen Teil dieses Geldes den Mineralölkonzernen in den Rachen".
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und dadurch gestörter Lieferketten sei ein Umdenken nötig. "Wir haben bisher eine Globalisierung, die völlig blind dahingehend war, mit welchem Land man handelt; man hat nur auf Kosten, auf Effizienz geachtet." Nun müsse die Globalisierung klüger und widerstandsfähiger gestaltet werden. Es gelte, die Produktion international auf mehr Standorte zu verteilen und "vielleicht auch wieder mehr in Europa selbst" zu produzieren, sagte der DIW-Präsident.
Preisexperte Herbert Simon rät angesichts der Inflation hingegen zu einem kräftigen Schluck aus der Pulle: Unternehmen sollten Preise, die sie von ihren Kunden verlangen, jetzt massiv erhöhen, um nicht selbst in die Verlustzone zu rutschen. Dies sagte er in einem Interview mit dem "Deutsche Wirtschaft"-Herausgeber Michael Ölmann. Die Kunden, so sagt er voraus, werden schnell den Überblick verlieren und einfach kaufen.
Dieses Vorgehen dürfte die Konsumenten zumindest kurzfristig wenig freuen. Doch wie reagieren die Konsumenten angesichts der Teuerung? Angesichts der starken Inflation legen viele Deutsche kein Geld mehr beiseite. 22 Prozent sparen weniger oder gar nicht mehr, wie aus einer Umfrage im Auftrag der Bank ING unter mehr als 1000 Verbrauchern hervorgeht. "Fast zehn Prozent greifen sogar ihre Ersparnisse an, um die gestiegenen Preise zahlen zu können", heißt es zu der repräsentativen Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Ipsos, die der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorlag.
Besonders betroffen ist demnach die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen. Diese lebt schon häufiger als jüngere Jahrgänge im eigenen Haushalt, ist aber im Gegensatz zu den Älteren noch nicht im Berufsleben etabliert und verdient meist weniger.
Auch das Allensbach-Institut hat im März Menschen in Deutschland zur Inflation und deren Umgang damit befragt. Und es zeigt sich: Für die allermeisten kommt das Sparen zumindest in Sachen Urlaub gar nicht in die Tüte. 54 Prozent wollen mehr auf Preise achten, 47 Prozent zurückhaltender heizen, 37 Prozent weniger Auto fahren. Nur 18 Prozent hingegen planen weniger Urlaube als sonst, und 16 Prozent wollen größere Anschaffungen verschieben.
(ast/mit Material von dpa)